Stadion-Streit mit den Löwen: Hoeneß tobt

MÜNCHEN - Jetzt geht der Streit um die Allianz Arena erst richtig los: Der TSV 1860 will ab sofort alle Zahlungen fürs Catering an den FC Bayern einstellen. Das bringt den Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß auf die Palme. „Mit mir haben sie den letzten Freund beim FC Bayern verloren.“
Rainer Beeck, der Löwen-Präsident, hielt ein wenig Sicherheitsabstand. Die Bayern-Bosse Präsident Uli Hoeneß und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge saßen auf der provisorischen Tribüne ein paar Plätze weiter links, zwischen ihnen Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden. Alle waren am Sonntag Ehrengäste bei der feierlichen Einweihung des neuen Fußballplatzes des TSV Maccabi in Riem. Zu Ehren des jüdischen Vereins traten die All-Stars des FC Bayern um Paul Breitner gegen die Heimmannschaft in einem Freundschaftsspiel an. So weit der nette Teil.
Im Rahmen all der Reden gesellte sich Beeck dann – mutig, mutig – zu den Bayern-Bossen, reichte ihnen die Hand. Rummenigge schaute weg, Hoeneß nahm sich den Besucher vor: Er redete energisch und mit erhobenem Zeigefinger auf Beeck ein. Wenig später trollte der sich, machte sich auf den Weg zum Heimspiel gegen Oberhausen (2:2) in die Allianz Arena.
Fröttmaning – der Stein des Anstoßes und der Grund für die Wut von Hoeneß. Am Dienstag, so der Bayern-Präsident später, habe er im Streit um die Catering-Zahlungen des Stadion-Mieters TSV 1860 mit Löwen-Vize Franz Maget telefoniert. „Da haben wir einige Dinge ganz positiv besprochen“, sagte Hoeneß der AZ, wollte aber auf Inhalte nicht eingehen. Doch die zarte Annäherung zwischen den Stadtrivalen hielt nur drei Tage. Am Freitag erreichte Peter Kerspe, den Vorsitzenden der Stadion-Geschäftsführung, ein Brief von 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers – mit der Ankündigung, ab sofort alle Zahlungen einzustellen.
Der Hintergrund: Stoffers hatte mit Beginn der laufenden Saison angeordnet, pro Heimspiel 50 000 Euro weniger fürs Catering in der Arena zu bezahlen, als dies der Stadionvertrag vorsieht. Der TSV 1860 sieht sich außerstande, 3000 Business Seats zu besetzen – und zahlt nur für 1500. Dagegen klagt die Stadion-GmbH. Das Landgericht München I hat die Urteilsverkündung im März vertagt, der neue Termin für die nächste Verhandlung ist am 14. Juli.
Erst nur die Hälfte, jetzt gar keine Zahlungen mehr: Für Hoeneß ein Unding. „Da gibt’s im Moment großen Krach“, sagte er der AZ und erklärte: „Die allerletzten Bande, die es mal gegeben hat, sind jetzt gebrochen. Wir lassen den Prozess auf uns zukommen, dann sehen wir weiter.“ Hoeneß’ Wut bezieht sich auch auf die dauernd wechselnden Gesprächspartner, mal Maget, mal Stoffers. Hoeneß erregt: „Ich sehe das nicht ein. Ich möchte nur noch mit Leuten sprechen, die in dem Verein was zu sagen haben. So lange ich dieses Gefühl nicht habe, sind alle Verbindungen abgebrochen. Es wird keine Gespräche mehr geben, bis die Verhandlungen beginnen.“
Also auch keine Chance für 1860, aus dem Mietvertrag für die Allianz Arena vorzeitig auszusteigen, um künftig eventuell ein Comeback im – zur Miete weitaus günstigeren – Olympiastadion zu geben? Bis Mai wollte OB Christian Ude eine Entscheidung darüber haben. Das wird nun schwer.
Die Löwen überweisen das Geld fürs Catering nicht mehr an die Arena GmbH, sondern parken es auf einem neutralen Konto. Stoffers zur AZ: „Wir sind zuversichtlich, dass wir den Catering-Prozess gewinnen. Wenn er abgeschlossen ist, haben wir auf diese Weise leichteren Zugang zu dem Geld. Im Übrigen gilt nach wie vor unser Gesprächsangebot und die Hoffnung auf eine baldige Klärung der Gesamtproblematik." Das wird wohl noch schwieriger.
Denn Hoeneß verabschiedete sich am Sonntag aus Riem mit den Worten: „Mit mir haben sie diese Woche den letzten Freund beim FC Bayern verloren.“
P. Strasser, A. Neumann