Stadion-Problematik bei 1860: "Wo sollen wir denn hin?

Nach Rummenigges Auszugs-Angebot: Löwen-Boss Beeck will sich mit den Bayern zusammensetzen, sieht aber keine Alternative zur Allianz Arena
von  Abendzeitung
Bei vielen Löwen eine unbeliebte Heimstätte: Die Allianz Arena.
Bei vielen Löwen eine unbeliebte Heimstätte: Die Allianz Arena. © ap

MÜNCHEN - Nach Rummenigges Auszugs-Angebot: Löwen-Boss Beeck will sich mit den Bayern zusammensetzen, sieht aber keine Alternative zur Allianz Arena

Natürlich hat Rainer Beeck das Angebot des FC Bayern, dass sich die Löwen für einen Betrag in Höhe von rund 10 Millionen Euro aus der Arena freikaufen können, gestern bei seiner Frühstückslektüre aufmerksam vernommen. Für den Löwen-Präsidenten ist das die Botschaft, sich mit dem Lokalrivalen nun zusammenzusetzen: „Wir werden das Gespräch mit dem FC Bayern aufnehmen“, sagte der 1860-Boss gestern der AZ.

Ist das für viele Löwen-Fans ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk? Ziehen die Löwen sich nun aus der bei vielen Sechzig-Fans nicht besonders beliebten Allianz Arena zurück?

Zuletzt hatte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge den Löwen, die jährliche Kosten für die Allianz Arena (5,3 Millionen Euro) belasten, ein verlockendes Angebot gemacht: „Wenn die Sechziger das an uns zahlen, was wir an Unkosten durch ihren Auszug hätten, würden wir darüber nachdenken.“ Ergänzend bemerkte Rummenigge: „Und ich würde sagen, das sind Beträge im größeren siebenstelligen, wenn nicht sogar im achtstelligen Bereich.“

Löwen-Boss Beeck nimmt die Steilvorlage auf, ist sich aber auch bewusst, dass die von den Bayern genannte Summe von 1860 ohne fremde Hilfe tatsächlich kaum zu stemmen sei, zumal er ohnehin einen Ausstieg aus dem Mietvertrag mit der Allianz Arena für wenig realistisch hält: „Wo sollen wir denn hinziehen? Wir haben doch gar keine Alternative. Ich verstehe die ganzen Emotionen nicht.“

Beeck will sich von der eigenen Anhängerschaft nicht sagen lassen müssen, nicht alles geprüft zu haben: „Wenn wir ein Stadion hätten“, bekräftigt er, „wo wir kurzfristig, ich spreche von einer Zeit innerhalb der nächsten sechs Monaten, hinziehen könnten, dann würde ich mir das überlegen. Aber dieses Stadion gibt es nicht.“ Auch nicht das baufällige Grünwalder Stadion, von dem ein Teil der Anhängerschaft schwärmt. Beeck: „Ich bin ein bekennender Freund des Grünwalder Stadions, aber dieses Stadion steht für die Zweite Liga nicht zur Verfügung.“ Der Löwen-Präsident verweist nachdrücklich auf das Münchner Rathaus: „Von der Stadt gibt es einen ganz klaren Stadtratbeschluss“, so Beeck, „dass das Stadion in ein paar Jahren nicht mehr existieren soll und abgerissen werden wird.“

Derzeit habe man auf Giesings Höhen nur ein Fassungsvermögen von 10520 Besuchern. „Mit dieser Kapazität bekommen wir keine Erlöse: Keine Werbeeinnahmen, keine Sponsoren, nix.“ Und bei der Stadt, erklärt Beeck, sei für größere Umbaumaßnahmen kein Geld vorhanden.

Auch ein Umzug ins Augsburger Rosenaustadion (dort spielte 1860 zu UI-Cup-Zeiten) oder ins Olympiastadion könne er sich derzeit nicht vorstellen. „Ich will nicht wissen“, sagt Beeck, „was dann bei unseren Fans los ist. Stefan Ziffzer (Ex-Finanzgeschäftsführer, d. Red.) hatte das schon mal ausgerechnet, dass ein Umzug ins Olympiastadion sich aus kaufmännischer Sicht nicht rechnet.“

Deswegen hält Beeck die Auszugs-Diskussion aus der Allianz Arena auch für wenig zielführend: „Wir werden demnächst für unsere Fans eine Aufklärungsveranstaltung machen, die Diskussion muss schnell vom Tisch.“

Oliver Griss

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