Sportpsychologin Frauke Wilhelm über Krise beim TSV 1860: "Eine Mannschaft mit Interimstrainer ist ein Problem"

Auch nach der Entlassung von Trainer Michael Köllner finden die Löwen nicht zurück zu alter Stärke. Die AZ hat mit Sportpsychologin Frauke Wilhelm über die verzwickte Lage beim TSV 1860 gesprochen.
Kilian Kreitmair
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Wirken niedergeschlagen: Die Akteure des TSV 1860 um Martin Kobylanski und Marcel Bär.
Wirken niedergeschlagen: Die Akteure des TSV 1860 um Martin Kobylanski und Marcel Bär. © IMAGO/HMB Media

München - Krisenstimmung an der Grünwalder Straße 114. Nur ein magerer Sieg aus fünf Spielen im Jahr 2023, der Rauswurf von Löwendompteur Michael Köllner und den Aufstieg unter Interimstrainer und Sportchef Günther Gorenzel wohl endgültig verspielt. Nun bekommt der TSV 1860 auch noch Absagen von Trainerkandidaten am Fließband

Sportpsychologin Wilhelm: "Unklarheit beschäftigt die Spieler" 

Aber worauf kommt es für die Löwen in dieser schweren Zeit an? Die AZ hat darüber mit Sportpsychologin und Programmleiterin der Fortbildung "Sportpsychologische Kompetenzen für Trainer und Manager" am Internationalen Fußball Institut, Frauke Wilhelm, gesprochen. 

Sportpsychologin und Programmleiterin am Internationalen Fußball Institut: Frauke Wilhelm.
Sportpsychologin und Programmleiterin am Internationalen Fußball Institut: Frauke Wilhelm. © privat

Die ehemalige Sportpsychologin des FC St. Pauli und Hannover 96 rät dem TSV 1860, möglichst schnell einen neuen Cheftrainer zu präsentieren, um zurück in die Erfolgsspur zu finden. "Eine Mannschaft mit Interimscoach ist natürlich immer ein Problem", so Wilhelm. Als Grund dafür nennt die 50-Jährige das Fehlen einer klaren Führung.

"Die Spieler wissen nicht, wie lange der Trainer noch bei ihnen bleibt. Soll heißen: Wie ernst müssen wir den eigentlich nehmen?" Damit entsteht innerhalb des Teams gleichzeitig eine gewisse Unsicherheit, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickelt. "Wer wird Stammspieler, wer könnte aus dem Kader fallen? Alles völlig unklar. Und natürlich beschäftigt das die Spieler", erklärt Wilhelm. 

"Neuer-Trainer-Effekt" entfällt beim TSV 1860 

Auch der sogenannte "Neue-Trainer-Effekt" entfällt laut der Sportpsychologin bei Interimscoach Gorenzel. "Bei einem neuen Trainer passiert es dann ja meistens, dass sich alle Spieler erst einmal von ihrer allerbesten Seite zeigen. Jetzt haben sie einen Interimstrainer, der ihnen sowieso nicht neu ist, weil er ja Sportdirektor ist", so Wilhelm.  

Zusätzlich könnten die vielen auslaufenden Verträge bei den Münchnern für Unsicherheit innerhalb des Teams sorgen. Als Grund dafür nennt die Programm-Managerin des Internationalen Fußball Instituts einen fehlenden Ansprechpartner: "Sie haben im Moment keinen Trainer, der ihnen sagen kann, ob er auf sie bauen möchte und sie haben keinen Sportdirektor, auf den sie bauen können, weil der in einer Doppelfunktion unterwegs ist."

Dadurch ergibt sich für einige Löwen-Spieler zunehmend eine schwierige Situation, da sie sich zwangsläufig damit beschäftigen müssen, wie es im Sommer für sie weitergeht. 

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TSV 1860 braucht "viel Führung und Kommunikation"

Was kann Günther Gorenzel also in seiner verbleibenden Zeit als Interimstrainer machen, um die Mannschaft zu Siegen zu führen? Auch darauf hat Wilhelm eine Antwort: "Eine Mannschaft, die in einer Krise ist, braucht viel Führung und Kommunikation. Das heißt, sie braucht klare Regeln und Linien, an denen sie sich orientieren kann."

Dafür sollte der Österreicher den Löwen-Kickern eine klare Spielphilosophie präsentieren und möglichst alle Missverständnisse beseitigen. "Er sollte auch in seinen Ansprachen nicht darauf rumreiten, was im Moment nicht funktioniert, sondern sich auf die Stärken der Mannschaft besinnen", so die 50-Jährige. 

Schafft Gorenzel das, könnte er am Sonntag gegen den SC Verl (Sonntag, 13.00 Uhr, live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) endlich seinen ersten und wohl auch letzten Dreier als Interimstrainer des TSV 1860 einfahren. Denn spätestens nach der Partie soll bei den Giesingern ein neuer Cheftrainer auf der Bank sitzen. Der Favorit darauf ist aktuell Achim Beierlorzer. 

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7 Kommentare
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  • meingottwalter am 17.02.2023 18:41 Uhr / Bewertung:

    Alles Profis, die können auch eine paar Spiele mit Interimstrainer auskommen. Es kommt immer auf den Charakter an. Aber gut, die sind ja heute alle weichgekocht.

  • glooskugl am 17.02.2023 15:36 Uhr / Bewertung:

    Das allerwichtigste Thema ,das ständige aufsteigen MÜSSEN ,hat diese Dame vergessen,deswegen setzen 4. Ein Psychologe sollte schon wissen,was Leistungsdruck bewirken kann und das der die Mannschaft lähmen kann und nach Niederlagen auch verunsichert. Seit Jahren die gleiche Misere ,hört endlich auf damit ,seit zufrieden mit dem was geht ohne Parolen am Anfang der Saison. Dann werden sie auch vorne mitmischen und wenn es ganz gut läuft überraschend aufsteigen.
    Nicht alle heutigen Spieler werde einen Aufstieg "überleben".
    Ich verstehe immer noch nicht ,warum man nach über 20 Jahren Parolen noch nichts daraus gelernt hat. Momentan ist das eine Mannschaft die Angst hat Fehler zu machen. Das war aber die letzten Jahren, außer in der Amateurliga wo wir sehr überlegen waren,nicht anders

  • gubr am 17.02.2023 15:06 Uhr / Bewertung:

    Puh. Wenn sich Spieler bei einem Trainer, egal ob Interims oder nicht fragen, wie ernst sie ihn nehmen sollen, dann weiß ich nicht mehr was ich sagen soll, schon gar nicht wenn dieser Trainer auch noch ihr absoluter Vorgester ist. Solche Spieler hätten m.M nach im Profisport eigentlich nichts verloren.
    Sportpsychologische Betreuung wäre bei den Spielern sicherlich nicht schlecht. Hoffentlich aber nicht von der Dame aus dem Artikel.

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