Sportbürgermeisterin Strobl. "Die Menschen lieben den morbiden Charme"

Am Samstag wollen die Sechzger-Stadion-Fan den Zuschauerrekord für die vierte Liga brechen. Mehr als 15.000 Zuschauer sollen zum XXX-Tausend-Spiel kommen. Auch Sportbürgermeisterin Christine Strobl unterstützt die Aktion.
von  Abendzeitung
Die Tribünen im Grünwalder Stadion waren früher natürlich weniger verfallen. Genau das lieben aber die Stadionfans aber.
Die Tribünen im Grünwalder Stadion waren früher natürlich weniger verfallen. Genau das lieben aber die Stadionfans aber. © unitpicture

MÜNCHEN - Am Samstag wollen die Sechzger-Stadion-Fan den Zuschauerrekord für die vierte Liga brechen. Mehr als 15.000 Zuschauer sollen zum XXX-Tausend-Spiel kommen. Auch Sportbürgermeisterin Christine Strobl unterstützt die Aktion.

AZ: Frau Strobl, Sie gehen gerne ins Fußballstadion – müssen Sie dies quasi amtsbdingt oder sind Sie ein echter Fußballfan?

CHRISTINE STROBL: Ich gehe leidenschaftlich gerne zum Fußball. Früher noch lieber als heute. Damals waren die Vereine noch nicht so kommerzialisiert und die Spieler wurden noch nicht wie Unterhosen getauscht.

Schlägt ihr Herz für den TSV 1860 oder für den FC Bayern?

Mein Herz schlägt grundsätzlich für beide Münchner Vereine.

Was verbindet Sie mit dem Grünwalder Stadion?

Mein Vater hat mich mit ins Stadion mitgenommen. Wir kauften Karten für die Stehplätze. Mein Vater trug zu diesen Anlässen immer Anzug und Krawatte.

Wie wichtig ist das Stadion für Giesing?

Das Stadion ist das Wahrzeichen Giesings. Nicht nur die Fans identifizieren sich mit dem Stadion, sondern auch eine Mehrheit der Bewohner. Es gehört schon so lange zu diesem Stadtteil, dass man es sich nur schwer wegdenken kann. Die Menschen lieben den morbiden Charme des Stadions.

Die Löwenfans kämpfen mit der „Aktion XXX Tausend“ für den Erhalt des Grünwalder Stadions. Sie unterstützen diese Aktion – ist das nicht auch ein politisches Statement?

Es gilt einen Rekord in dieser Spielklasse aufzustellen und die Menschen wollen ein Zeichen zu setzten für den Erhalt – wie das auf der politischen Ebene bewertet wird, bleibt abzuwarten.

Wie halten Sie es persönlich in der Stadionfrage?

Die Stadionfrage ist für mich vor allem eine nach den Kosten. Der Stadtrat hat letztes Jahr auf die Schnelle 800 000 Euro bereitgestellt, um das Stadion bespielbar zu erhalten – das ist nicht selbstverständlich in diesen Zeiten.

Vielleicht findet sich ein privater Investor – die Stadt könnte dann die Kosten für die Infrastruktur übernehmen, wie schon bei der Allianz Arena?

Die Infrastruktur ist weitgehend vorhanden. Wenn sich ein privater Investor findet der das Stadion saniert, kann man über alles reden – bisher hat sich noch keiner gemeldet.

Klingt nicht, als ob Sie an den Weiterbestand des Stadions glauben?

Ich gehe davon aus, dass es für die nächsten Jahre erhalten bleibt. Wir hätten nicht soviel investiert, wenn wir glauben würden, dass wir auf die Schnelle eine Alternative finden würden.

Aber Sie wollen langfristig eine Alternative?

Sollte man sich wirklich entschließen ein neues Stadion zu bauen, muss erstmal Ersatz gefunden werden. Nicht für den Profibereich, sondern für die Amateure.

Wie steht's um die Stimmung im Stadtrat zum Thema?

Wir sind in einer Phase der Kosten-Nutzen-Abwägung. Was kostet es das Stadion bespielbar zu halten? Was würde ein neues Stadion auf der grünen Wiese kosten? Letztlich wird die günstigere Lösung den Zuschlag erhalten. Fakt ist: Noch steht der Stadtratsbeschluss, das Stadion abzureißen und das Gelände entsprechend zu verwerten.

Gesetzt den Fall: Wird es nicht schwer den Bürgern zu vermitteln, dass wieder Steuergelder in einen Stadionbau gesteckt werden?

Sicher. Wir haben das Olympiastadion, das quasi nicht bespielt wird. Wir haben – allerdings per Bürgerentscheid – die Kosten für die Infrastruktur der Allianz Arena getragen. Die Bürger werden sich natürlich fragen: Warum sollte man in diesen schwierigen Zeiten auch noch Geld in ein drittes Stadion stecken?

Wann darf man mit einer Entscheidung des Stadtrats rechnen?

Voraussichtlich fällt die Entscheidung noch vor der Sommerpause.

Gehen Sie am Samstag ins Grünwalder Stadion zum XXX-Tausend-Spiel?

Ich möchte es gerne, weiß aber nicht ob mein Terminplan dies zulässt. Ich wünsche allen Fans ein friedliches, fröhliches Spiel und einen großartige Atmosphäre.

Interview: Boris Breyer

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