Budget ausgereizt, Sponsoren vor dem Absprung: Droht dem TSV 1860 erneut ein Kader-Chaos?

München – Und jährlich grüßt das Zahlen-Murmeltier bei den Löwen, einzig das Personal hat sich inzwischen verändert: Anfang 2023 mussten Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer und Sport-Boss Günther Gorenzel die Köpfe zusammenstecken, um Transfer-Tetris spielen zu können – letzten Endes hinterließ Gorenzel noch ein paar ausgehandelte Deals, bevor er dann selbst das Weite suchte und die berühmt-berüchtigte Transferphase der Sechzger begann, der später der Vorwurf anhaftete, voller "Ungereimtheiten" zu sein.
Der Spieleretat des TSV 1860, anfangs mit 4,5 Millionen Euro und nur 14 Bestandsverträgen bereits ausgeschöpft, konnte damals nur dank des Dauerkartenvorverkaufs (11.700 Tickets) und des Transfers von Leandro Morgalla zum österreichischen Meister Red Bull Salzburg noch zwei Mal um jeweils eine halbe Million nach oben korrigiert werden. Von daher war dem Transferfenster auch anzumerken, dass nicht alles so lief, wie geplant: Zuerst holte 1860 etwa Tarsis Bonga für den rechten Flügel, bevor man Morris Schröter von Hansa Rostock nach Giesing lotsen konnte – und das (sportliche) Missverständnis mit Bonga zur Winterpause wieder aufgelöst wurde.
TSV-1860-Budget für die Saison 2024/25 beträgt etwa 4,5 Millionen Euro
Jetzt, nachdem auch Pfeifer trotz nachweislich guter Arbeit im Hinblick auf Ertragssteigerung und Kostensenkung beim TSV 1860 gehen musste, sind Christian Werner und Oliver Mueller am Ruder: Und siehe da, beim Gorenzel-Nachfolger Werner und Mueller als neuer Pfeifer steht eine ganz ähnliche Herausforderung an.
Nach AZ-Informationen beträgt das Budget für die Saison 2024/25 – wie vor einem Jahr – etwa 4,5 Millionen Euro. Diesmal reicht das Geld für die über das Saisonende hinaus bestehenden Verträge sowie für die drei Winter-Transfers Max Reinthaler (SV Wehen Wiesbaden), Eliot Muteba (1. FC Nürnberg) und Serhat-Semih Güler (Hansa Rostock). Der vierte Neue Abdenego Nankishi ist nur bis Saisonende von Werder Bremen ausgeliehen, dafür kommt Niklas Lang von Freiburg II zurück. Für einen schlagkräftigen und vollständigen Drittliga-Kader reicht das aber noch lange nicht.

TSV 1860: 18 Verträge laufen zur neuen Saison aus
Die Arbeitspapiere von Tim Rieder, Albion Vrenezi oder Fynn Lakenmacher laufen aus, um nur einige zu nennen. An der Zahl wären es 18 (!) Kicker. Einerseits zwar eine Chance, um den Kader auszudünnen. Für Vertragsverlängerungen mit Spielern, deren Kontrakte im Sommer enden, wäre dagegen aus finanziellen Gründen keine neue Unterschrift mehr drin. Stand jetzt.
Vor diesem Hintergrund ist es noch spannender, was Werner beim 0:0 in Aue über einen Leistungsträger sagte, dessen künftiges Wirken bei 1860 Signalwirkung hätte: "Wir sind in Gesprächen und hoffen, dass wir dann auch bald Vollzug vermelden können", sagte Werner bei Magenta Sport über derzeit laufende Vertragsverhandlungen mit Sechzigs Kapitän Jesper Verlaat, den er wie folgt beschrieb: "Ein toller Typ, toller Charakter und für uns in der weiteren Betrachtung des Kaders extrem wichtig – auch in den Gedankengängen für die Saison."
Kann der TSV 1860 eine Vertragsverlängerung von Jesper Verlaat stemmen?
Nicht gerade verwunderlich, schließlich ist der Niederländer Spielführer, funktionierender Abwehrchef und Sympathieträger in Personalunion. Fragt sich nur: Wie will Sechzig den Deal überhaupt stemmen, oder irgendeine andere nötige Verlängerung? Ganz zu schweigen, davon, wie man den einen oder anderen Sommer-Neulöwen holen (und bezahlen) will?
Auf die Unterstützung von Investor Hasan Ismaik, den Vereinspräsident Robert Reisinger aktuell nicht einmal in die 50+1-Entscheidungen des Vereins einweiht, kann 1860 in diesen Tagen wohl nicht hoffen, zumindest nicht in Form eines Sponsorings. Weitere Darlehen des Jordaniers will man ja ohnehin nicht annehmen.
Nach Aus von Marc-Nicolai Pfeifer: Einige Sponsoren beim TSV 1860 werden sich zurückziehen
Es dürfte also spannend werden, wie Mueller und Werner das Transfer-Tetris 2024/25 angehen wollen: Fest steht, dass sie an dem ein oder anderen Spielerverkauf nicht vorbeikommen, um Einnahmen zu generieren. Abwehr-Junglöwe Michael Glück ist eine heiße Aktie am Markt. Dazu muss 1860 wohl den Balanceakt schaffen, verstärkt auf die Junglöwenförderung bauen und dennoch wieder in höhere Tabellenregionen zu gelangen – gesetzt den Fall, der Abstiegskampf in der laufenden Saison geht so gut aus, wie es derzeit für die seit fünf Spielen ungeschlagenen Sechzger aussieht.
Präsident Robert Reisinger hatte bei Muellers Vorstellung moniert, 1860 habe unter Gorenzel/Pfeifer die Planungen zu spät in Angriff genommen. Mit dem Aus von Pfeifer ziehen sich nach AZ-Informationen aber auch einige Sponsoren zurück. Ob das Duo Werner/Mueller es früher auf die Beine stellt – und in Sechzigs kompliziertem Konstrukt überhaupt früher auf die Beine stellen kann? Es bleibt wie immer spannend im Löwen-Kosmos.