Sorge um die Baby-Löwen

1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers bestätigt, dass Jugendboss Ernst Tanner den TSV 1860 nach 15 Jahren verlassen wird. "Spätestens zum 31.12.2009 wird er das Unternehmen verlassen", sagt Stoffers.
von  Abendzeitung
Ernst Tanner sieht bei den Löwen keine Perspektive mehr, sein sportliches Konzept zu verwirklichen.
Ernst Tanner sieht bei den Löwen keine Perspektive mehr, sein sportliches Konzept zu verwirklichen. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers bestätigt, dass Jugendboss Ernst Tanner den TSV 1860 nach 15 Jahren verlassen wird. "Spätestens zum 31.12.2009 wird er das Unternehmen verlassen", sagt Stoffers.

Wenn Ernst Tanner in seinem Job eines gelernt hat, dann ist es: Geduld zu haben. In der Jugendarbeit dauert es, bis die Erfolge kommen. Tanner hatte richtig viel Geduld, 15 Jahre lang hat es der 42-Jährige beim TSV 1860 ausgehalten. Erst als Jugendtrainer, dann als Jugendkoordinator, Jugendchef. In dieser Zeit formte er Talenten wie Benny Lauth, Andreas Görlitz und Marcel Schäfer zu Nationalspielern und bescherte dem TSV 1860 im Jahr 2006 den größten Erfolg der jüngsten Vereinsgeschichte: Die B-Junioren um Timo Gebhart, die Bender-Zwillinge und Manuel Schäffler holten die Deutsche Meisterschaft.

Doch jetzt ist Tanner die Lust an 1860 vergangen. Spätestens zum 31. Dezember wird er die Löwen verlassen. Das bestätigte 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers der AZ. Möglicherweise verlässt Tanner die Löwen sogar noch früher. Er hat ein Angebot aus Burghausen vorliegen; im Sommer soll er Manager des Drittligisten werden. „Ich habe versucht, ihn zum Bleiben zu überreden, doch seine Entscheidung steht. Er sieht bei 1860 keine Möglichkeit mehr, sein sportliches Konzept in den Bereichen, die seine Arbeit betreffen, umzusetzen.“

Bedeutet das Ende der Ära Tanner bei 1860 am Ende gar einen Paradigmenwechsel bei 1860? Tanners ehemalige Weggefährten sind schließlich schon alle weg. Wolfgang Schellenberg, der Trainer der B-Jugend-Meistermannschaft, ging zum Club, Wolfgang Hauner, früher Jugendleiter, will sich am Sonntag komplett zurückziehen.

Wie die AZ erfuhr, plant 1860 nun den Etat für den Jugendbereich, das Aushängeschild des Vereins, zu senken. Eine ordentliche Jugendarbeit erfordert aber nicht nur Geduld, sondern kostet einen gehörigen Batzen Geld. Deutlich mehr als zwei Millionen Euro im Jahr gibt 1860 derzeit aus für das Jugendinternat am Trainingsgelände, die Talentsichtung, den Spielbetrieb.

13 Millionen Euro haben die Sechzger in den letzten Jahren bekommen für den Verkauf einiger Talente in die Bundesliga – und auch das ausdrückliche Lob von Horst Hrubesch. Der jetzige Trainer der U 21-Nationalmannschaft gewann im Sommer die U-19-Europameisterschaft. Mit im Team: Timo Gebhart, der mittlerweile beim VfB Stuttgart für Furore sorgt, Lars und Sven Bender und Florian Jungwirth. „Auf die Spieler der Löwen war immer Verlass“, sagt Hrubesch, „die Löwen-Spieler sind immer bestens ausgebildet und haben alle einen tollen Charakter."

Die Sorge um die Löwenbabys. Manfred Stoffers beschwichtigt: „Am Konzept ändert sich nichts. 1860 ist ein Ausbildungsverein. Die Jugend ist unser Kapital.“ Und mittlerweile auch mehr und mehr Verschiebemasse. Im Sommer soll in Lars Bender das nächste Juwel für viel Geld in die Bundesliga gehiebt werden, Wolfsburg baggert zudem an dessen Bruder Sven.

Filippo Cataldo

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