So tickt der Ian Ayre, der neue starke Mann beim TSV 1860 München

München - "Guten Tag, mein Deutsch ist noch nicht so gut. Das bitte ich zu entschuldigen." Ian Ayre (53), mit blau-weißer Krawatte, brauchte keine zehn Sekunden, um beim TSV 1860 das erste Mal für Verblüffung zu sorgen. Der Engländer stellte sich am Montagmittag in der Stadiongaststätte im Grünwalderstadion in erstaunlich gutem Deutsch vor.
"Meine Aufgabe ist, die Löwen wieder stark zu machen", meinte der neue Geschäftsführer, ehe er ins Englische wechselte. Der Mann, der Sechzig zurück in die Bundesliga führen soll, hinterließ definitiv einen hervorragenden Eindruck.
1860-Präsident Peter Cassalette sprach von "einem Meilenstein für eine positive Zukunft". Investor Hasan Ismaik klatschte in der ersten Reihe eifrig Beifall. "Ian Ayre ist ein Macher, wie ihn 1860 wahrscheinlich noch nie gehabt hat. Deshalb habe ich so für seine Verpflichtung gekämpft. Sein Know-how ist gigantisch", ließ Ismaik per Mitteilung über Ayre verlauten, der einen Vertrag bis 2019 unterschrieben hat und das Amt von Interimsboss Anthony Power übernimmt.
Die Hoffnung: Nach turbulenten Jahren soll es für die kontinuierlich chaotischen Löwen endlich wieder nach vorne gehen. Und Ayres Auftreten machte Mut.
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Seine Zeit in Liverpool
Zehn Jahre lang wirkte der Mann bei den „Reds“, er konsolidierte den englischen Topklub zuletzt als Geschäftsführer. Doch über Liverpool wolle er nun nicht mehr reden, erklärte er, "ab jetzt zählt nur 1860". Immerhin: Er sei ja 100 Meter entfernt von der Anfield Road aufgewachsen und wisse, meinte er, daher wie ein Arbeiterverein mit Tradition ticke.
Seine Pläne mit 1860
Ayres erstes Versprechen: Die Sechzger würden Deutsch bleiben. "Ich weiß um die Tradition, die Bedeutung für 1860, bayerisch zu sein", sagte er: "Wir müssen uns aber auch den globalen Herausforderungen anpassen." Der Satz war typisch für seine Kommunikation. Ayre ging auf alles ein, ohne dabei stets präzise zu werden. Konkrete Vorstellungen hat er dennoch. Sechzig brauche künftig zwei Teams, meinte er, "eines auf dem Platz und eines daneben. Wir müssen 1860 in jedem Bereich auf das höchste Level hieven." Es gehe darum, einen Schritt nach dem anderen zu gehen, sagte er etwa zur Stadionfrage. "Wir wollen nichts versprechen, was wir nicht leisten können." Der Aufstieg als Ziel, wie von Geldgeber Ismaik klar ausgegeben, klang auch bei Ayre deutlich: "Jeder Zweitligist will jedes Jahr aufsteigen. Das ist natürlich das Ziel."
Sein Verhältnis zu Hasan Ismaik
Beide begrüßten sich herzlich. Der jordanische Investor, der im Gegensatz zum überpünktlichen Ayre eine Viertelstunde zu spät kam, klatschte den Engländer ab, als wären sie Fußballer auf dem Platz. "Ich teile die Vision von Hasan und Peter", sagte Ayre und schilderte, dass der Kontakt schon vor einem Jahr zustande kam.
Sein Verhältnis zu Vitor Pereira
Wiederholt nannte er den Portugiesen einen "exzellenten Trainer". Die AZ fragte nach, ob er denn schon auf dem Transfermarkt aktiv sei. Ayre schilderte, dass er mit Pereira noch nicht konkret besprochen habe, wie die Mannschaft ab Sommer dann aussehen soll. "Ich war bis vor einem Monat noch in Liverpool", erklärte er: "Ich werde jetzt mit Vitor besprechen, was wir brauchen und was verfügbar ist."
Seine Familie
Wenn Ayre richtig in die Saisonplanung einsteigt, wird auch seine Familie in München sein. Sie werde im Juli nachkommen, wenn das Schuljahr seiner Tochter beendet sei, erzählte er – und davon, dass seine Familie schon ganz gespannt auf die Stadt sei. "Jürgen Klopp (Trainer des FC Liverpool, d. Red.) hat mir ein paar Tipps gegeben, zum Beispiel, was das Biertrinken betrifft." Ihn habe er auch zu 1860 befragt. "Er sagte, das wird eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance."
Seine Persönlichkeit
"Ich bin ein feiner Kerl, das sagt zumindest meine Mutter", meinte er – und hatte prompt eine Stichelei gegen den FC Bayern parat. Ayre: "Ich wusste gar nicht, dass es in München noch einen Fußballklub gibt." Er habe einen "starken Führungsstil" und setze auf "überdachtes Handeln": "Mein Job ist es, Menschen anzuleiten und ihnen Vertrauen zu geben. Ich möchte die Mitarbeiter, die ich führe, stark machen", sagte er selbstbewusst. "Ich kann Leute in die Lage versetzen, erfolgreich zu arbeiten."
Sein 1860-Debüt im Stadion wird Ayre am Mittwochabend feiern – ausgerechnet gegen Tabellenführer VfB Stuttgart (im AZ-Liveticker). "Das ist dann wohl der richtige Start für mich." Es wird Zeit. Denn Sechzig hofft auf mehr. Den Aufstieg. Und ein neues Stadion. Ayre hat übernommen.