Simulieren und siegen
Erst der Test auf Schalke, dann die Pokal-Sensation in Hamburg? Bierofka:„Wir haben das drauf.“
MÜNCHEN Natürlich blickte Marco Kurz im ersten Moment süß-säuerlich drein, als er am Mittwochmorgen im 1860-Bus die Botschaft auf der A8 in Höhe Augsburg übermittelt bekam, dass der geplante Test gegen den VfB Stuttgart abgesagt worden ist. Doch die Löwen sind nun mal, auch mangels Geld, Improvisationskünstler und haben schon wenige Stunden nach der Absage einen neuen Gegner präsentiert: Schalke 04, selbst Opfer einer Testspielabsage.
Tatsächlich sind die Gelsenkirchner, denen der TSV 1860 am Freitag ab 19 Uhr in der Veltins-Arena (AZ-Liveticker) gegenüber stehen, ein ebenso schwerer Gegner wie der VfB. Die Löwen simulieren also auf Schalke den Pokal-Hit in Hamburg, sie proben den Ernstfall.
„Gott sei dank haben wir noch so einen starken Gegner gefunden“, sagte Kapitän Daniel Bierofka, der wie Lars Bender und Mate Ghvinianidize verletzt in München geblieben ist, zur AZ. „Es wäre schlecht gewesen, wenn wir nur gegen einen spanischen Viertligisten (1:0 gegen Marino, d. Red.) und den VfR Aalen (2:2, d. Red.) getestet hätten. Schalke ist ein echter Prüfstein, der hat dieselbe Qualität wie Hamburg. Das ist ein Kracher, wie wir ihn brauchen.“
Auf die Odyssee – seit Mittwoch mit dem Bus über Stuttgart in den Westen – hätten die Löwen-Stars jedoch gerne verzichtet. Denn ihre Familien und Lebenspartner sehen sie nun nicht bereits am Donnerstagabend, sondern erst am Samstagmittag wieder. „Natürlich ist das nicht ganz einfach für die Frauen“, meinte Kapitän Bierofka, „aber jetzt müssen wir alle zurückstecken. Schließlich geht es um sehr viel Geld für den Verein.“
Rund eine Million Euro könnten die Löwen in Hamburg einspielen - sollten sie die Sensation an der Elbe schaffen. „Das ist das leichteste Spiel der Saison“, vermutet Bierofka, „ähnlich wie das Pokal-Derby vor einem Jahr gegen den FC Bayern.“ Zwar verloren die Löwen damals nach Verlängerung knapp mit 0:1, doch sie hatten die großen Bayern nach 120 Minuten immerhin am Rande einer Blamage – und bekamen dafür viel Lob.
Das genügt Bierofka („Ich habe in Hamburg im August 2000 beim 2:2 das erste Mal Bundesliga gespielt“) nun nicht mehr. Er will mehr, eine Pokal-Sensation. „Wir haben das drauf, das weiß ich“, sagt der 29-Jährige, „vor allem mit Sascha Rösler sind wir unberechenbar. Er hat über 250 Zweitligaspiele, ist schon dreimal aufgestiegen. Sowas ist unbezahlbar.“
Oliver Griss