Siegesrausch? - Eher Wiesn-Kater für die Löwen

Die Löwen bleiben auch zum Oktoberfest-Gipfel gegen Ingolstadt ohne den ersten Heim-Dreier. „Wir können nicht zufrieden sein“, sagt Moniz. Immerhin: Auf Okotie ist wieder Verlass.
München - In ganz München war angerichtet. Auch in der Allianz Arena. Um 12 Uhr begann am Samstag die Wiesn, fast zeitgleich wollte der TSV 1860 seinen ersten Saison-Heimsieg gegen Tabellenführer FC Ingolstadt feiern. Und hatte Vorbereitungen getroffen: Die Löwen liefen einmalig in dieser Saison im Trachten-Trikot auf, das Präsidium um Präsident Gerhard Mayrhofer und Vize Peter Helfer verteilte Freibier an die Fans – das alles sorgte statt eines Siegesrausches für einen ordentlichen Wiesn-Kater.
Die Elf von Trainer Ricardo Moniz musste sich nach einem erschreckend schwachen zweiten Durchgang mit einem 1:1 im bayerischen Derby gegen den FC Ingolstadt zufriedengeben – immerhin vor der Partie noch Tabellenführer.
Freuen wollte sich darüber aber niemand. „Wir können nicht zufrieden sein. Wir wussten nach dem Erfolgserlebnis gegen St. Pauli, dass wir vor eigenem Publikum endlich drei Punkte holen mussten“, sagte Moniz.
Trotz Wiesn-Euphorie: Ziel verfehlt. Wie in den vergangenen beiden Jahren gibt’s im Trachten-Leiberl der Löwen einfach keinen Sieg. Der Wiesn-Fluch hält!
Zumindest auf einen war einmal mehr Verlass: Nach dem Rückstand durch Pascal Groß (16.) glich Rubin Okotie nach feiner Flanke von Neuzugang Valdet Rama schnell aus (20.). Der (einzige) Löwen-Stürmer mit eingebauter Torgarantie – es war bereits sein fünfter Liga-Treffer im sechsten Spiel – drehte jubelnd ab und saugte an seinem Daumen: Er widmete den Ausgleich seinem erst vor zwei Wochen geborenen Sohn Tiamo Romero.
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Was Moniz und seiner Mannschaft aber Kopfzerbrechen bereitete: Im weiteren Spielverlauf und vor allem nach der Pause waren nur noch die Gäste am Zug. „Wir haben zu wenige Torchancen kreiert. Das Tor von Okotie war die einzige Chance, das ist natürlich ein Minus.“
Noch deutlicher wurde Kapitän Chris Schindler, der fürs Wiesn-Trikot als Löwen-Model warb: „Die zweite Halbzeit war zum Vergessen. Wir haben taktische Fehler gemacht, standen viel zu weit auseinander, dann hat der Gegner eine Angriffswelle gestartet.“
Während die Menschenmassen in den Wiesn-Bierzelten feierten, wurde in der Allianz Arena gefeuert – und zwar ein ums andere Mal aufs Löwen-Tor. In dieser Phase wollte Moniz neue Impulse setzen und verhalf Stürmer Rodri nach einer Stunde zu seinem Pflichtspieldebüt. Der kleine Spanier wetzte in seiner Lederhosn, die passend zum weiß-blauen-Trachten-Oberteil auf die Shorts der Löwen aufgedruckt war, übers Feld, konnte außer ein paar übermotivierten Fouls und einer Halb-Chance in der Nachspielzeit aber nichts mehr ausrichten. Ingolstadt war es aber, das auf Sieg spielte und pausenlos anrannte. Das Löwen-Bollwerk wackelte zwar, hielt aber bis zum Schlusspfiff.
Trotz des Wiesn-Fluchs steht sowohl bei den Löwen als auch bei den Gästen unter dem Strich eine positive Bilanz: Moniz und Co. sind seit fünf Pflicht-Spielen ungeschlagen, was angesichts der Ingolstädter Serie von 15 Monaten ohne Auswärts-Niederlage ziemlich mickrig wirkt. Daher sollten die Löwen zusehen, ihre Bilanz auszubauen: Das ginge am Dienstag beim SV Sandhausen (17.30 Uhr) und am Freitag beim nächsten Wiesn-Heimspiel gegen Fürth (18.30 Uhr). Gary Kagelmacher: „Wir haben jetzt seit über einem Monat nicht mehr verloren. Nun müssen wir in den beiden nächsten Spielen der Englischen Woche unbedingt punkten.“
Und zwar am besten dreifach, sonst setzt es den nächsten Wiesn-Kater.