Sieg! - oder der Löwe ist unten
Der TASV 1860 zittert um den Klassenerhalt. Nach dem 0:0 im Relegations-Hinspiel gegen Kiel muss in der heimischen Allianz Arena ein Sieg her – und das trotz bitterer Heimbilanz. Vor dem Endspiel Suchen die Löwen Ruhe in der Ferne.
München - Weiter zittern, weiter hoffen - und weiter alles offen: Im Kampf um einen Platz in der 2. Fußball-Bundesliga redeten sich der TSV 1860 und Holstein Kiel nach dem 0:0 im Hinspiel am Wochenende beide selbst Mut zu. Die Löwen gingen nach der Rückkehr aus dem Norden auch gleich wieder auf Reisen: Im nächsten Kurztrainingslager in Bad Häring will Trainer Torsten Fröhling sein Team in Österreich auf das Endspiel im eigenen Stadion einschwören.
Über 50 000 Zuschauer werden am Dienstag (20.30 Uhr) in der Allianz Arena erwartet, in der dem Gastgeber nach dem torlosen Remis nur ein Sieg zum Klassenverbleib hilft. Oder ein Erfolg beim Nervenkitzel Elfmeterschießen. "In der Allianz Arena wollen wir von Beginn an die Zuschauer auf unsere Seite bringen und uns den Sieg holen, damit wir die Klasse halten. Dafür stellen wir alles hinten an, um aus dieser verkorksten Saison wenigsten positiv herauszugehen", sagte Fröhling zur Rettungsmission nach einer "Dreckssaison".
Nach einer Handgreiflichkeit im Training Anfang vergangener Woche entflohen die Giesinger vor dem Hinspiel der heimischen Übungsstätte und stimmten sich in Norderstedt vor den Toren Hamburgs auf die erste Partie gegen den Drittliga-Dritten ein. Diesmal geht es ins rund 100 Kilometer entfernte Bad Häring in den Süden. Man wolle sich "bestmöglich vorbereiten und fokussieren" und unter sich sein, begründete Fröhling.
Die Löwen bauen dazu auf den Heimvorteil, aber Mut kann die Bilanz in der Allianz Arena eigentlich nicht machen: Nur das Ergebnis von vier aus 18 Pflichtspielen in dieser Saison zu Hause würde reichen. "Ein 0:0 ist ein gefährliches Ergebnis", räumte auch Fröhling ein, dritter 1860-Coach der Saison. Der Absturz in die Drittklassigkeit, in der Verein zuletzt in der Saison 1992/93 spielte, soll unbedingt verhindert werden.
Kiel hingegen will zurück in die 2. Bundesliga, in der man zuletzt 1981 spielte. "Auswärtssieg, Auswärtssieg", rief ein Großteil der 9812 Zuschauer nach den spannenden, aber keineswegs spektakulären 90 Minuten im Hinspiel. Nach dem 0:0 vom Freitag lebt bei den Kieler "Störchen" der Traum von der Rückkehr in die 2. Liga weiter. Vielleicht sogar mehr denn je.
"Wichtig ist, dass wir noch eine reelle Chance haben und kein Auswärtstor kassiert haben", sagte Trainer Karsten Neitzel. Sollte Kiel in München sogar ein Treffer gelingen, müsste 1860 aufgrund der Auswärtstore-Regel gleich zweimal treffen. "Für mich fühlt es sich an, als hätten wir 0:0 gewonnen", sagte Kapitän Rafael Kazior. "Wir haben ihre Angriffe immer gleich im Keim erstickt. Über Kombinationen konnten sie uns nicht auseinandernehmen. Chancen entstanden nur durch individuelle Fehler von uns."
Die Löwen, bei denen der frühere Trainer Ricardo Moniz sich vor der Saison gar traute, vom möglichen Bundesliga-Aufstieg zu reden, wissen, dass sie sich steigern müssen. "Die Kieler haben das gut gemacht. Wir haben uns wenig einfallen lassen. Vielleicht war der eine oder andere auch etwas nervös", gab Dominik Stahl zu. "Man hat aber gesehen, dass die Mannschaft den Druck der letzten Monate nicht in spielerische Qualität umsetzen konnte", analysierte Fröhling.
Am Montag geht der Flug der Kieler nach München. Zunächst wollen sich die Spieler dort mit der 75 000 Besucher fassenden Arena vertraut machen. "Unser Ziel steht nach wie vor: Wir wollen aufsteigen, egal wie viele Zuschauer am Dienstag kommen werden", betonte Kiels Offensivkraft, der frühere 1860-Akteur Manuel Schäffler.