"Sie ist einfach gegangen"

Werner Lorant spricht über seinen Absturz und das Ehe-Aus. Er hat eine neue Freundin und hofft auf neue Jobs. „Sportler sind Kämpfer, ich besonders“.
Josip Radovic |
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Werner Lorant sieht positiv in die Zukunft.
dpa Werner Lorant sieht positiv in die Zukunft.

Werner Lorant spricht über seinen Absturz und das Ehe-Aus. Er hat eine neue Freundin und hofft auf neue Jobs. „Sportler sind Kämpfer, ich besonders“.

Salzburg - Werner Lorant lehnt gelassen im Sessel einer Talkrunde und erzählt von seinem Absturz. Milde will er klingen, müde schaut er aus. In „Hangar 7“ geht es um „Höhen und Tiefen einer Karriere“. Lorant hatte zuletzt wenig zu lachen. Das ist ihm bei seinem Auftritt bei „Servus TV“ deutlich anzusehen (nicht nur an den Zähnen).

Der erfolgreichste 1860-Trainer nach Max Merkel hat seit seiner Entlassung bei den Löwen viel durchgemacht. In zehn Jahren hat er zwölf Vereine in sieben Ländern trainiert; zuletzt lief auch außerhalb des Platzes nichts mehr rund. Mitte 2011 wurde Lorants Haus in Dorfen erst zwangsversteigert, dann zwangsgeräumt. Lorant konnte die Hypotheken nicht mehr bedienen. Und dann ging nach 30 Jahren auch noch seine Ehe in die Brüche.

Nun spricht er erstmals offen über die Rückschläge. „Ich habe schwere Zeiten in der Vergangenheit gehabt, in denen es mir nicht besonders gut ging, wo sehr viel schief gelaufen ist. Ich habe jetzt sechs Jahre im Ausland verbracht und die Angelegenheiten in Deutschland in fremde Hände übergeben. Als ich gemerkt habe, dass etwas schief läuft, war es zu spät. Auf einmal war nichts mehr da.“
Job weg, Haus weg, Frau weg. Der 63-Jährige, der sich immer so rau und kautzig gab, wirkt nun sehr nachdenklich. Was ihn am meisten getroffen hat? „Am meisten enttäuscht hat mich meine Frau. Sie ist einfach gegangen. Aber das ist wohl so in der heutigen Zeit.“

Lorant weiß um die eigenen Fehler: „Als ich im Ausland war, hätte ich mich mehr um sie kümmern müssen. Ich hätte mich selbst besser um alles kümmern müssen. Ich habe mich auf andere verlassen – und bin verlassen worden. So einfach ist das.“ Und doch so traurig. Lorant, einst „Werner Beinhart“ genannt, ist keiner, der Mitleid will; äußerlich wirkt er gezeichnet vom Leben, doch seine Tonart ist weicher als früher. „Es war für die Kinder auch nicht einfach und für mich die schwierigste Situation, dass die Jungs – der eine war gerade im Abitur, der andere in der Banklehre – das miterleben“, erzählt er und hält inne: „Ja, ich glaube, am schwersten für mich war, dass die Jungs das so mitbekommen haben.“

Als Spieler und vor allem als Trainer war Lorant, der 1860 von der Bayernliga in die Champions-League-Qualifikation geführt hat, immer ein Kämpfer, und das will er auch jetzt noch sein nach all den privaten wie beruflichen Nackenschlägen. „Auf einmal ist nichts mehr in Ordnung. Man hat den Tiefpunkt erreicht. Aber dann sagt man sich: jetzt erst Recht! Ich fange jetzt noch einmal bei Null an!“

Auf dem Pulli, den Lorant im TV trägt, steht „Campingplatz Waging am See“. Wohl kaum ein Sponsorenvertrag, eher ein Freundschaftsdienst. Hier im Chiemgau hat Lorant zuletzt eine Jugendmannschaft trainiert – und Brigitte, seine neuen Liebe, kennengelernt. „Ich habe mich inzwischen sehr gut erholt. Wir Sportler sind alles Kämpfer, ich besonders“, sagt er. Mit Brigitte lebt Lorant („Auf sie kann ich mich verlassen“) nun in seiner Finca in Estepona. „Hier scheint immer die Sonne“, sagt er.

Reicht ihm das? „Es braucht mich nur ein österreichischer Verein anrufen, dann bin ich da“, sagt er im Salzburger Studio. „Ich brauche nur zweieinhalb Stunden bis Wien!“ Da klingt Lorant noch einmal so, als rechne er mit einem Anruf von Rapid.

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