Shehata schweigt - und trifft einen alten Bekannten

München Hassan Shehata hatte dieses Mal einen ganzen Stab an Leuten mit an die Gründwalder Straße gebracht. Noor Basha, der Cousin des Investors Hasan Ismaik, war dabei, Shehatas Co-Trainer Ahmed Saliman und eine Dolmetscher. Doch der kam überhaupt nicht zum Einsatz. Denn Shehata wollte sich öffentlich nicht äußern. "Heute nicht. Ist besser", ließ er von Basha ausrichten. "Herr Shehata wird morgen was sagen, heute sollen die Spieler sich fokussieren." Bleibt nur der karge Satz vom Samstag, den Shehata nach dem Spiel beim FC St. Pauli der "SZ" sagte: "Room for growing". Also: "Luft nach oben". Ein weiteres Kapitel des Possenspiels von Giesing.
Als Shehata sich dann wieder auf den Heimweg machte - nachdem er knappe 15 Minuten des Trainings mehr oder weniger intensiv verfolgt hatte - wurde er auf dem Trainingsgelände von einem weißhaarigen, älteren Mann gestoppt. "Kennen Sie mich noch", sagte er zu Shehata und hielt ihm Bilder aus früheren Zeiten entgegen. Und tatsächlich: Der Ägypter wusste, wer vor ihm stand: Burkhard Pape, sein ehemaliger Trainer. "Ich war von 1974 bis 1978 Trainer der ägyptischen Nationalmannschaft und Hassan Shehata war mein Spieler", erzählte Pape, der heute 80 Jahre alt ist. Ein sehr guter Spieler sei er sogar gewesen. "Schnell, kräftig und mit viel Köpfchen."
Pape war 36 Jahre lang wein Weltenbummler. "Ich bin 1965 im Auftrag der Bundesregierung zur sportlichen Entwicklungshilfe losgezogen und war dann 18 Jahre lang in Afrika tätig und direkt danach auch nochmal 18 Jahre lang in Asien. 2004 bin ich zurück nach Deutschland gekommen." Seine Stationen als Trainer waren unter anderem in Ägypten, Sierra Leone, Kenia, Uganda, Sudan, Sri Lanka, Indonesien und Thailand. Auch heute steht Shehatas Ex-Trainer noch auf dem Platz. "Ich trainiere beim SV Pullach eine Mädchenmannschaft", erklärt der rüstige Senior.