Sechzigs Augenweide: Köllners Lob für Spielmacher Kobylanski
München - Es lief die 34. Spielminute, da versuchte der Hallesche FC, sich vom Druck der Löwen zu befreien.
Kobylanskis Traumtor
Aber: Eine Kopfballabwehr landete bei Kapitän Stefan Lex, der die Kugel gekonnt mit nur einem Kontakt zurücklegte in eine bessere Schussposition. Dort stand Martin Kobylanski bereit - und hämmerte der Ball volley in den Kasten: Traumtor. "So ein Tor schießen nicht viele Spieler in der Liga", schwärmte Trainer Michael Köllner über den wuchtigen Geniestreich des 28-jährigen Spielmachers, gleichbedeutend mit dem 1:0 der Sechzger gegen Halle, dem Türöffner zum 3:1-Heimsieg.
"Das war ein sensationelles Tor eine Augenweide, wie er den Ball in den Winkel reinjagt." Köllner sagte weiter über die Stärken jenes Mannes, der sich bei 1860 die bedeutungsschwangere Rückennummer zehn geschnappt hat: "Kobylanski ist ein Spieler, der für außergewöhnliche Dinge steht."
Fünf Spiele, fünf Siege
Nicht weniger traumhaft gestaltet sich für den TSV 1860 derzeit der Blick auf die Tabelle der Dritten Liga. Fünf Spiele, fünf Siege, 13:4 Tore. "Es ist ein ganz toller Moment. Jetzt können wir in Ruhe das Wochenende genießen", meinte Köllner. Die restlichen Spiele sollten ebenfalls sechzger-freundliche Ergebnisse mit sich bringen: Dynamo Dresden unterlag Elversberg mit 2:3, der FC Ingolstadt und der 1. FC Saarbrücken spielten jeweils nur remis.
Schwieriger Start
Kobylanskis Sonntagsschuss, Sechzigs Startrekord, das Wirken der anderen Aufstiegsaspiranten - alles eine weiß-blaue Augenweide. Dabei lief es bei Kobylanski - wie auch bei seinen Blauen - nicht immer rund. Der Ex-Braunschweiger fremdelte bisweilen etwas mit dem Spiel der Sechzger, die selbst nicht jede der fünf Partien hochverdient und unangefochten gewonnen haben.
Lob von Köllner
"Er hat sich nicht versteckt", lobte Köllner seinen Kicker Kobylanski, der trotz anfänglichen Trainingsrückstands an Fitness und Form arbeitete - und belohnt wurde. Köllner vertraute in jeder Drittliga-Partie auf den offensiven Mittelfeldmann. Der Lohn: zwei Saisontore (das zweite gegen Meppen) und eine Vorlage (in Dresden).
Kein Löwe ist den anderen übergeordnet
Eine Stärke der Giesinger in der laufenden Spielzeit ist es aber auch, keinem Spieler eine übergeordnete Rolle zuzuweisen: nicht Kobylanski und auch keinem anderen Löwen. In der Vergangenheit war dies in Sachen Standing (Sascha Mölders) und Gehalt (Richard Neudecker) durchaus anders. Was das Mannschaftsklima und auch das Gehaltsgefüge anging, hatte dies Trainer Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel vor so einige Probleme gestellt.
Die Mansschaft ist der Star
Aktuell ist der Star die Mannschaft. Auch Kobylanski bekam im DFB-Pokal-Kracher gegen Borussia Dortmund (0:3) und in allen Liga-Spielen zu spüren, dass ein Fußballspiel nicht immer 90 Minuten plus Nachspielzeit dauert: Gegen den BVB blieb er zunächst auf der Bank, in den weiteren Partien wurde Kobylanski jeweils ausgewechselt. Gegen Halle durchaus mit Weitblick von Köllner, der den bereits verwarnten Taktgeber wie Christopher Lannert und Meris Skenderovic vor einer Ampelkarte schützen wollte.
Chance für Moll und Wein
Pech nur, dass es mit Rot-Sünder Tim Rieder einen anderen Akteur erwischt hat, der nun zwei oder drei Duelle zusehen muss. Andererseits ist es die nächste Chance für andere Spieler, in die Bresche zu springen und zu glänzen. In diesem Fall dürfen sich Quirin Moll oder Daniel Wein angesprochen fühlen.
Auch Halle-Türöffner Kobylansi wird im nächsten Auswärtsspiel bei Viktoria Köln (Samstag, 14 Uhr) wieder gefragt sein, um 1860 das gewisse Etwas zu verleihen - damit so manche Spielszene und nicht zuletzt das Tabellenbild einer Augenweide gleicht.