Sechzig lebt – und wie!
MÜNCHEN - Die Löwen feiern ihren Triumph im Pokalkrimi gegen Hertha. Sie führten schon 2:0, kassierten nochdas 2:2 – und siegten mit 4:1 im Elfmeterschießen. Für die 1860-Fans der schönste Tag seit zehn Jahren.
Was für ein Krimi, welche Achterbahnfahrt. Eine 2:0-Führung haben die Löwen vergeigt im DFB-Pokal gegen Hertha BSC – und sind trotzdem im Achtelfinale (27./28. Oktober). Weil sie nach dem 2:2 im Elfmeterschießen 4:1 triumphierten. Dank Keeper Gabor Kiraly, der einen Elfmeter parierte – und dank der Hertha-Schussschwäche.
Die 17000 Löwen-Fans in der Allianz Arena erlebten den schönsten blauen Glückstaumel seit Jahren, vielleicht sogar seit dem 27. November 1999, dem ersten Derby-Sieg gegen den FC Bayern nach 22 Jahren. Damals hieß der Held beim 1:0 Thomas Riedl, gestern war es Gabor Kiraly.
Fröttmaning machte blau – und auch auf der Wiesn wurde noch so manche Maß auf diesem Triumph gehoben. Nach fünf Jahren Stagnation in der 2. Liga, nach dem auch diesmal missglückten Saisonstart gab’s gestern endlich mal wieder große Gefühle: Sechzig lebt – und wie!
Trainer Ewald Lienen aber, wen wundert’s, analysierte doch relativ nüchtern – und übte dabei sogar Selbstkritik: „Nach dem 2:0 haben wir das Spiel aus der Hand gegeben. Woran ich nicht unbeteiligt war. Durch die Auswechslungen kam ein Bruch in unser Spiel. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen, dass sie das Spiel noch rumgerissen hat.“
Lienen hatte nach dem 0:2 am Sonntag in Aachen seine Kicker nicht nur kritisiert („Es kann nicht sein, dass jemand hier auf drei Zylindern rumtuckert.“), sondern auch reagiert. Auf vier Positionen hatte Lienen die Sechzger umgebaut. Ghvinianidze, Rösler, Pappas und Ludwig wurden rausrotiert, Hoffmann, Kaiser, Beda und Camdal kamen rein. An seinem Sturm-Duo Lauth und Cooper hielt Lienen fest.
Denen nahm ein Berliner die Arbeit ab beim 1:0 für Sechzig. Nach einer Ecke von Kaiser beförderte Bengtsson den Ball mit dem Oberschenkel ins eigene Tor. Hertha-Keeper Burchert (19), der den verletzten Drobny machte dabei eine schlechte Figur. Was ein guter Torwart wert ist, zeigte 1860-Keeper Gabor Kiraly. Mit einer Weltklasseparade bewahrte der Ex-Herthaner sein Team beim Schuss von Cicero vor dem Ausgleich (23.).
Kurz nach der Pause erhöhte Cooper auf 2:0, nach einem Super-Solo von Kaiser knallte der US-Boy den Ball unhaltbar ins Hertha-Tor (50.). Cooper Freude sich – und war verwundert, dass er wenig später für Ludwig ausgewechselt wurde. Ein Fehler?
Die Löwen fühlten sich wohl schon im Achtelfinale. Denkste! Mit einem Doppelschlag innerhalb von vier Minuten zerstörte Hertha die Löwen-Träume vom einfachen Sieg. Ramos (76.) und Domowtschiski (80.) egalisierten die Münchner Führung. Verlängerung. In der Keeper Kiraly – und der Pfosten – die Löwen mehrfach vor dem Rückstand bewahrte. Dann das Elfmeterschießen. Mit dem Happyend für die Löwen. Die lange Nacht der Blauen konnte beginnen.
F. M., og