Sechzig in Meppen: Sind die Löwen hart genug?

München - Kämpfen, kratzen, beißen. Unbändige Löwen, die sich krachend in jeden Zweikampf werfen. Aufgeben?
Anpacken nach ärgerlichem Remis gegen Braunschweig
Niemals! Das wünscht sich jeder 1860-Dompteur. Gerade in schlechten Zeiten beschwören die Sechzger diese Tugenden als Fundament ihrer Fußballkünste. Bei Michael Köllner ist es derzeit eher jammern auf - relativ - hohem Niveau.
"Man merkt es immer wieder, dass wir gegen ausgebuffte Truppen Lehrgeld zahlen", sagte der Trainer des TSV 1860 bereits nach dem ärgerlichen 2:2 gegen Eintracht Braunschweig, als sich seine Löwen die Beute nach 2:0 zur Pause noch entreißen ließen: "Es setzt unseren Spielern schon zu. Der ein oder andere junge Spieler hat sich schon den Schneid abkaufen lassen. Es macht was mit einem, wenn man merkt: Ouh, es geht richtig zur Sache."
Stellt sich die Frage: Sind die Löwen eigentlich hart genug?
Vor dem Auswärtsspiel am Samstag (14 Uhr live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) beim SV Meppen blies Köllner in dasselbe Horn. "Es ist schwer, in Meppen zu spielen", fing der 52-Jährige an und warnte vor den vermeintlich beinharten Emsländer Kickern, die dank erfolgreicher Klage gegen 1860 vor 5.000 Fans spielen dürfen: "Sie haben eine erfahrene Mannschaft, die älteste in der Liga. Sie haben die meisten Gelben Karten gesammelt, von daher wird es ein herausforderndes Spiel - vielleicht sogar ein heißer Tanz."
Gegner SV Meppen nicht besonders fair auf dem Platz
Fragt sich nur, welche Zahlen Köllner hierbei vor sich hatte: In der Fairplay-Statistik von dfb.de belegt Meppen mit 65 Verwarnungen nur Rang zwölf.
Sei's drum, der Blick auf Platz eins des Rankings ist viel spannender: Dort liegen, als "bravste" Mannschaft, mit nur 43 Gelben, einer Gelb-Roten (und null Roten): die Löwen. Zum Vergleich: Das Schlusslicht ist der MSV Duisburg (77 Gelbe, zwei Rote) vor Wehen Wiesbaden (nur 56 Gelbe, aber einmal Gelb-Rot und vier Mal Rot).
Die wenigen Platzverweise der Giesinger sind positiv zu bewerten. Ein bisschen mehr dieser berühmten "Drecksack-Mentalität" auf dem Rasen, gewiss einhergehend mit der ein oder anderen Verwarnung, würde vermutlich nicht schaden. Zumindest in dieser Hinsicht könnte der schlitzohrige und malochende Sascha Mölders den Blauen etwas fehlen, zumindest jener ellenbogenausfahrende Mölders in seinen besten Alphalöwen-Zeiten.
Mit Kampf und gepflegtem Fußball zum Sieg
Eine Erklärung lieferte Köllner selbst hinterher: Neben dem Corona-Trio Stefan Lex, Stephan Salger und Yannick Deichmann sind auch weitere genesene Löwen-Akteure wie Richard Neudecker nicht stets im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen. "Wichtig ist, dass die Spieler wissen: Sie sind untersucht worden, damit sie nicht im Worst Case tot umfallen."
Der Erfolg gibt den Giesingern derzeit ohnehin recht: Angeführt vom sehr fairen Kapitäns-Duo Lex und (dem gesperrten) Salger schaffte der TSV 1860 zuletzt vier Siege und ein Remis. Mit unbändigem Kampf, aber auch gepflegtem Fußball und ein bisserl mehr Ausgebufftheit dürfte auch in Meppen was gehen.