Sechzig in der Krise: Nun keilt Coach Köllner zurück

Es brodelt bei Sechzig. Gorenzel muss Köllner vor Gerüchten schützen. Der Coach hat die Nase voll von Störfeuern aus dem eigenen Verein.
Ruben Stark
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
33  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In Rage: Coach Köllner hat die Indiskretionen satt. Sportchef Gorenzel verteidigt ihn.
In Rage: Coach Köllner hat die Indiskretionen satt. Sportchef Gorenzel verteidigt ihn. © sampics/AK

München — Es war auf der Grünwalder Straße ein normaler Novemberfreitag – mal abgesehen vom für die Jahreszeit eher untypischen weiß-blauen Himmel über München. Vögel zwitscherten, die Leute gingen mehr oder weniger geschäftig dem Alltag nach. Beim TSV 1860 war es auf seinem angrenzenden Klubgelände auch gewöhnlich – aber auf die ganz spezielle Löwen-Art. Mal wieder Krise bei den jahrelang Krisenerprobten. Trainer Michael Köllner und Sportchef Günther Gorenzel hatten was zu sagen.

Es gab Klärungsbedarf. Nicht nur angesichts der drei Niederlagen in Folge ohne eigenes Tor, sondern auch, weil bereits über ein Endspiel für Köllner am Montag gegen Rot-Weiß Essen spekuliert wurde. Gorenzel verwies das ins Reich der Fabel. "Ich spekuliere nicht, ich analysiere", begann der Österreicher seinen Köllner-Verteidigungsmonolog. Man habe sich nicht mit "Ruhm bekleckert" in den zurückliegenden Spielen, das sei auch "nicht schönzureden."

Gorenzel: "Ich analysiere Dinge ganzheitlich"

Aber: "Ich erkenne einen ganz klaren Plan, eine ganz klare Herangehensweise unseres Cheftrainers. Und deswegen gibt es auch kein Ultimatum in irgendeiner Form oder sonst irgendetwas, weil ich Dinge ganzheitlich und bis ins Detail analysiere und bewerte. Und objektive Daten geben mir dabei recht und ich sehe mich in meiner Meinung bestärkt. Warum sollen wir daher Dinge grundsätzlich Infragestellen?"

Ja, warum? Vielleicht wegen nur zehn Punkten aus den letzten neun Spielen und einem sich anscheinend festsetzenden Abwärtstrend. Gorenzel und Köllner jedenfalls übten den Schulterschluss, bildeten eine Krisenkette, wenn man so will. Deren Stabilität würde besonders dann auf die Probe gestellt, sollte auch der Punktspielabschluss dieses Jahres gegen den Aufsteiger in die Hose gehen.

TSV 1860: Coach Köllner beklagt sich über Indiskretion von Insidern

Ohnehin wurde deutlich, dass im Klub im Lichte der sportlichen Misere offensichtlich wieder Gräben aufbrechen. Während Investor Hasan Ismaik via Facebook dazu aufrief, den Trainer nicht zu destabilisieren, scheint die Stimmung auf Seiten des Stammvereins ambivalenter.

Köllner beklagte sich über Indiskretionen von "Insidern"– und die müssen ja irgendwo herkommen. In dem Zusammenhang zeigte er sich enttäuscht, dass ihn eine Einladung zu einer Veranstaltung in der Sechzger-Alm zu kurzfristig erreicht habe. "Das ist eine Blaupause für das, was momentan im Verein passiert", fügte der 52-Jährige hinzu und hörte sich dabei schon etwas bekümmert an.

"Darum haben wir derzeit keinen Erfolg"

"Das Durchstecken von Informationen zur Presse ist kein Ruhmesblatt für einen erfolgreichen Verein – und genau das ist am Ende seit einigen Wochen das Problem." Der Löwen-Coach sieht hier demnach einen Zusammenhang zur tabellarischen Schieflage. "Viele Dinge haben verursacht, dass wir derzeit keinen Erfolg haben. Aber das werden wir zukünftig wieder, davon bin ich fest überzeugt", stellte Köllner klar und erweckte damit den Kämpfer in ihm zum Leben.

"Wir haben über Monate ein gutes Außenbild abgegeben", sagte er, "aber das jetzt ist erfolgslimitierend. Am Ende habe ich persönlich ein Ziel – und jeder von diesen Leuten kann sich drauf verlassen – dieses Ziel werde ich mit aller Gewalt verfolgen." Den Aufstieg in die zweite Bundesliga nämlich.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Einen wollte Köllner von seinem Furor ausnehmen: Präsident Robert Reisinger. Dessen öffentliche Äußerungen vor dem 0:2 beim SC Freiburg II seien kein Problem gewesen. "Er ist Präsident, er darf alles sagen – genauso wie ich. Wir sind alt genug", erwiderte der Coach: "Ich verstehe die Beweggründe. Über Zeitpunkt und die Themen muss sich jeder selbst Gedanken machen." Also doch ein Problem?

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
33 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • shark am 14.11.2022 10:29 Uhr / Bewertung:

    Wenn 60 heute gewinnt,bleibt Köllner Trainer bis zum Saisonende.
    Am Anfang dieser Saison lief es gut und manche Spiele wurden glücklich gewonnen.
    Spitzenmannschaft war 60 allerdings nie.
    Nun alles negative an Köllner festzumachen halte ich für falsch.
    Es stehen 11 Spieler auf dem Platz,wobei regelmäßig mindestens 2-3 schwach spielen.
    Mangelnde Eignung liegt auch bei manchen vor-was wollen wir mit Moll,Steinhart,Kobylanski usw.
    Einziger voll überzeugender Neueinkauf bisher Verlaat.
    Köllner bracht auch Morgalla groß heraus-ein Verdienst von ihm
    Noch ist der Aufstieg machbar,,allerdings nur mit echten löwen als Team auf dem
    Platz und keinen Selbstdarstellern.
    Heute abend wissen wir mehr-leicht wird es allerdings vermutlich nicht.

  • Kein1860Fan am 14.11.2022 00:52 Uhr / Bewertung:

    Worüber meckert Köllner eigentlich?

    Präsident Reisinger hat ihm doch am 22.07.2022 ganz klar die Grenzen aufgezeigt:

    -„Genervt war ich, weil der Herr Köllner einen gültigen Vertrag hat, und ich bin ein Mensch, der Diskussionen über laufende Verträge nicht gerne führt.“

    -Andere finden: Er (MK) übertreibt es mit der gefühlten One-Man-Show. Wo stehen Sie? RR: Ich rede intern mit ihm darüber, also ja, die One-Man-Show ärgert RR

    RR: Aber für manche Leute ist es verwunderlich, dass er (MK) sich da so exponiert zeigt und außerhalb seines Fachgebietes Statements abgibt. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold."

    -Frage an RR: "Wie viele davon muss Köllner gewinnen, um als Löwen-Trainer Weihnachten zu feiern?" Antwort von RR: "Ich gehe davon aus, dass Herr Köllner in 14 von diesen 17 Spielen punktet – dann sind wir im Soll." Da bisher nur in 11 Spielen gepunktet wurde, dürfte es eng für MK werden, vor allem, da er es vorzieht, immer wieder aus der Reihe zu tanzen!

  • muc_original_nicht_Plagiat! am 13.11.2022 21:44 Uhr / Bewertung:

    >> "Viele Dinge haben verursacht, dass wir derzeit keinen Erfolg haben. Aber das werden wir zukünftig wieder, davon bin ich fest überzeugt", stellte Köllner klar und erweckte damit den Kämpfer in ihm zum Leben. <<

    Nennen wir diese Dinge doch mal beim Namen:
    - taktische Konzeptlosigkeit
    - spielerische Einfältigkeit
    - fehlende Flexibilität = kein Plan B, oder gar C
    - die Löwen-typische Selbstüberschätzung einzelner Spieler und Verantwortlichen
    - Alibi-Argumentationen, um von eigenen Nachlässigkeiten/Mängeln abzulenken(Spieler und Trainer gleichermaßen)
    - nicht nachvollziehbare Wechsel- und Personalpolitik/-Entscheidungen von MK
    - persönliche Eitelkeiten
    - fehlende Qualität
    - Verwirrung bei der Mannschaft, weil ein klares spielerisches Konzept fehlt
    - unklares System, unverständliche Anweisungen, zu wenig Taktikschulung, falsches Training, zu wenig Fußball-Sachverstand, zu viel Posing
    - Abgehobenheit, Realitätsverzerrungen

    spielerisch/qualitativ sind mind. 5 Teams besser.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.