Schwarzer hofft auf 1860-Anteile
Gläubiger erwartet Gegenleistung, wenn er aufs Geld verzichtet. Aufsichtsrat skeptisch
München - Auf der Tribüne jubelten Dieter Schneider und Nicolai Schwarzer noch gemeinsam. Am Freitag sahen der Löwen-Präsident und der 1860-Großgläubiger gemeinsam das 2:1, das den Herthanern die Aufstiegsparty mit ihren Fans verdarb.
Die Verhandlungen nach dem Spiel waren dann schon deutlich kontroverser.
Schneider will, dass Schwarzer auf 55 bis 60 Prozent seiner Forderungen – insgesamt etwas weniger als zwei Millionen Euro – verzichtet. Schwarzer dagegen beharrt darauf, komplett ausgezahlt zu werden. Er nannte Schneiders Geschäftsgebahren zuletzt in der AZ sogar „befremdlich und niveaulos”.
Einigen konnten die beiden sich Freitagabend nicht. „Herr Schneider hat mir leider noch keine Perspektive bieten können, einem teilweisen Forderungsverzicht zuzustimmen”, sagt Schwarzer, der sich inhaltlich darüber hinaus nicht weiter äußern möchte.
Doch klar ist: Der Berliner erwartet von 1860 eine Gegenleistung für den angesichts des Anteilsverkauf an Hasan Ismaik notwendigen Forderungsverzicht. Schwarzer hat immer wieder Geld nachgeschossen, bisher aber auch gut an den Zinszahlungen verdient. Er legt Wert auf die Aussage, dass das Geld aus seinem Privatvermögen stammt. Er will – oder kann – auf das Geld nur schwer verzichten.
Schneider dagegen verweist darauf, dass Schwarzer vorher um die Risiken wusste, die das Engagement bei 1860 mit sich bringen könnte.
Tatsächlich könnte Schwarzer seine Einlagen, anders als die ebenfalls zögernden Banken, im Insolvenzfall nicht abschreiben. Er kann nur pokern, kann "nur an den Anstand und an die Vernunft der Verantwortlichen appellieren", wie er es selber ausdrückt. Möglicherweise in der Hoffnung, dass die Löwen ihm am Ende doch noch überschreiben, worauf er von Anfang an geschielt hat: auf Anteile an der KGaA.
Als Schwarzer Anfang 2009 als Investor bei 1860 vorgestellt wurde, sollten seine Darlehen durch Anteile besichert werden, die er nach und nach hätte erwerben können. Das Geschäft platzte – nun aber versucht er’s noch einmal. 1860 könnte Schwarzers Forderungen in Anteile umwandeln, die dieser zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend verkaufen könnte. Genau so könnten die Löwen mit den Banken verfahren. Das Geschäft mit Ismaik würde dies nicht stören; anders als der Jordanier würden Schwarzer und die anderen Gläubiger keine Stimmrechtsanteile, sondern Aktien der KgaA erwerben, laut DFL-Statuten theoretisch sogar 100 Prozent. Die Löwen könnten so die Insolvenz vermeiden, würden sich somit aber weitere Akteure ins Haus holen, die sich wohl auch ohne Stimmrecht in die Geschäfte einmischen könnten.
Ein weiteres Problem wäre Schwarzers Tätigkeit als Spielervermittler; diesen ist laut DFL die Anteilsübernahme an Fußballklubs verboten. Ob solche Geschäfte der Basis vermittelbar wären, ist ohnehin offen. Der 1860-Aufsichtsrat soll sich intern bereits skeptisch über solche Modelle geäußert haben.