Schwarzer attackiert Schneider: "Niveaulos und befremdlich"
Nicolai Schwarzer ist irritiert darüber, dass 1860-Präsident Dieter Schneider die Verträge mit dem wahrscheinlichen Investor Hasan Ismaik als unterschriftsreif bezeichnet hat, ehe das Problem mit den Altgläubigern nicht gelöst ist. Hier erklärt er, wieso er zögert, auf Teile seiner Forderungen zu verzichten.
AZ: Herr Schwarzer, 1860-Präsident Dieter Schneider hat die grundsätzliche Einigung mit Hasan Ismaik über die Anteilsübernahme der Löwen verkündet. Die Verträge seien unterschriftsreif und werden nun an die DFL übersandt....
NICOLAI SCHWARZER: Das irritiert mich sehr. Meiner Meinung nach können Verträge erst dann unterschrieben werden, wenn alle offenen Punkte geklärt wurden. Dies ist aber noch lange nicht der Fall.
Sie meinen den Forderungsverzicht von rund 55 Prozent an, dem auch Sie sich unterwerfen müssten?
Das betrifft nicht nur mich, sondern auch die Banken. Ich halte es für legitim, dass ein potentieller Investor wie Ismaik nicht die kompletten Altlasten übernehmen möchte. Aber genauso legitim ist es, dass die Gläubiger auf möglichst wenig verzichten möchten. Ich halte es für befremdlich, dass Schneider jetzt ohne Rücksprache so hervorpresch.
Er möchte möglicherweise den Druck auf Sie erhöhen. Das erscheint uns eine legitime Verhandlungstaktik.
Herr Schneider irrt sich, wenn er meint, mich durch öffentliche Äußerungen unter Druck setzen zu können.Ich habe unter der Woche gelesen, dass der Präsident mich in die Nähe der Garmischer Bauern gerückt hat, die ihre Felder nicht ohne weiteres der Olympiagesellschaft zur Verfügung stellen wollen. Nun wirft er mir vor, mit meinen Einlagen bei 1860 nur auf Rendite aus gewesen zu sein. Das ist niveaulos und befremdlich. Meine Geschäftsbeziehung zum TSV München basiert auf Vertrauen und Vertraulichkeit. Die mehrfach vertraglich vereinbarte Vertraulichkeit hat Herr Schneider jetzt ziemlich grob verletzt. Das ist für die Vertrauensbildung alles andere als gut.
Aber hat denn Schneider nicht recht, wenn er sagt, dass Sie dem teilweisen Forderungsverzicht entweder zustimmen – oder eben alles verlieren?
Zunächst möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich mehrmals in der Vergangenheit den Verein vor der Insolvenz gerettet habe. Ich zögere, weil ich kaufmännisch denke. Warum soll ich auf einen großen Teil verzichten, nur um die vage Hoffung zu haben, dass ich den Rest meines Geldes rette? Darüber kann ich mir erst dann Gedanken machen, wenn es wirklich keine andere Lösung mehr gibt.
Glauben Sie ernsthaft, dass die auch von Ihnen betriebene Bankenlösung noch funktionieren wird? Zumal Sie wohl auch da auf Geld verzichten müssten?
Anders als andere werde ich mögliche Sanierungswege hier nicht öffentlich diskutieren. Das schadet nur dem Erfolg. Aber es trifft zu, dass ich nicht leichtfertig auf das Geld, das aus meinem Privatvermögen stammt, verzichten kann und will. Genau in diesem Punkt unterscheide ich mich von anderen Gläubigern, bei denen es sich nicht um eigenes privates Geld geht. Im übrigen fordere ich nur das, was Karl-Heinz Rummenigge und der FC Bayern für sich verlangen.
Rummenigge erwartet die pünktliche Rückzahlung aller Schulden.
Eben. Bayern möchte nicht auf Geld verzichten. Das ist legitim. Ich sehe aber nicht ein, dass ich mit meinem Geld die Arena-Kosten bezuschussen soll, die ja im wesentlichen verantwortlich sind für das Elend der Löwen. Damit wäre ein Gläubiger in ungerechtfertigter Weise begünstigt.