Schon wieder verloren: TSV-1860-Trainer Jacobacci wird deutlich

1:2 unterlag der TSV 1860 in Ingolstadt. Es war die vierte Niederlage am Stück – und sie legt eine buchstäbliche Führungskrise offen.
von  Victor Catalina
Wieder nichts. Der TSV 1860 muss in Ingolstadt die vierte Niederlage am Stück einstecken.
Wieder nichts. Der TSV 1860 muss in Ingolstadt die vierte Niederlage am Stück einstecken. © IMAGO/Sven Leifer/foto2press

München – Im Moment vereint den TSV 1860 viel mit dem Filmtheater Sendlinger Tor. Zwei große Münchener Traditionsinstitutionen, die beide schon bessere Tage erlebt haben. Und in beiden laufen regelmäßig dieselben Spielfilme ab. Bei Sechzig heißen diese jedoch nicht "Rehragout Rendezvous" oder "Oppenheimer", sondern "Führung", "Rückstand" und das Sequel "Wir werden bestraft".

Mauses Ausgleich bringt TSV 1860 aus dem Konzept

Wahlweise auch im Director's Cut als "Wir büßen" Und zwar, so hielt Maurizio Jacobacci (60) nach der 1:2 Derbyniederlage in Ingolstadt bei "Magenta Sport" fest, büßte man "für einen Spieler, der nicht zurücklaufen will". Dieser Spieler heißt Jannik Mause (25), erlief einen hanebüchenen Rückpass von Rückkehrer Tim Rieder (30) und schob ins leere Tor zum Ausgleich ein. Es war der Moment, in dem das Spiel endgültig kippte. 

Wieder. Und wieder und wieder und wieder. Abermals verspielt der TSV 1860 eine eigene Führung und geht ohne Punkte vom Platz.
Wieder. Und wieder und wieder und wieder. Abermals verspielt der TSV 1860 eine eigene Führung und geht ohne Punkte vom Platz. © IMAGO/Strisch /Eibner-Pressefoto

In der ersten Hälfte hatten die Löwen vieles unter Kontrolle. Nach einem Ballverlust von Kaan Kurt (21) bot sich Mause bereits in Minute 17 die Großchance. Fünf Minuten später stellte Julian Guttau (23) auf 0:1. "Ganz klar verdient" sei die Führung gewesen, meinte der Torschütze nach der Partie. 

"Kriegen es nicht hin": Guttau hadert mit nächster Niederlage des TSV 1860

"Eigentlich musst du genauso weitermachen", haderte Guttau nach dem Spiel. "Eigentlich wollten wir genauso weitermachen. Aber wir kriegen es nicht hin, das in der zweiten Halbzeit auch auf den Platz zu kriegen."

Zum vierten Mal in Folge nicht und zum dritten Mal nach eigener Führung. Auch Jacobaccis Argument des "fehlenden Schlachtenglücks", das er nach den Niederlagen gegen Lübeck (1:2) und in Sandhausen (0:3) bemühte, ist irgendwann aufgebraucht.

Jacobacci will "mehr Persönlichkeit" und Cleverness 

Folgerichtig wurde der Coach deutlicher und verlangte von seiner Mannschaft, dass sie "mehr Persönlichkeit an den Tag legen" müsse. "Man muss mit Bedacht spielen, man muss Tempo aus dem Spiel nehmen, wenn man unter Druck ist und nochmal: Man muss sich nicht selber bestrafen." Kurz musste der Italo-Schweizer überlegen, bevor er das Interview mit den Worten "Heute haben wir uns wieder bestraft, wie in den letzten Spielen" beendete. Ein wenig ratlos wirkte er dabei schon. 

Vor allem, da Jacobaccis Mannschaft, nach eigener Führung, immer wieder dazu tendiert, sich zu sehr auf dieser auszuruhen und es dabei verpasst, den vorentscheidenden zweiten Treffer zu erzielen. In der Folge versuchen die Löwen, sich Chancen herauszuspielen. Dabei agieren sie jedoch zu selten durchschlagskräftig genug. Stattdessen darf der Gegner einen Nadelstich nach dem anderen setzen und ins Spiel zurückkommen. 

"À la bonne heure": Köllner lobt kämpfende Ingolstädter – und rührt in Sechzigs Wunde

Das war zumindest der Spielfilm bei den Niederlagen gegen Lübeck oder Aue. Aber auch eine höhere Führung brachte Sechzig in dieser Saison nicht zwingend spielerische Sicherheit. Das 3:0 in Duisburg liest sich souverän. Joël Zwarts' Debüttor kurz nach der Pause ermutigte jedoch nicht die Löwen, sondern die Zebras, aktiver zu werden. Bis zehn Minuten vor Schluss konnte der MSV Duisburg eine Druckphase nach der anderen aufziehen, Der TSV 1860 kannte den Ball in dieser Phase nur vom Hörensagen. Es war ein Befreiungsschlag, den Fabian Greilinger auf der linken Seite festmachte, der den Freistoß zur Entscheidung brachte. 

Vor fünf Monaten unterlag der FC Ingolstadt dem TSV 1860 noch 1:3. Diesmal drehten sie den Spieß im Derby um.
Vor fünf Monaten unterlag der FC Ingolstadt dem TSV 1860 noch 1:3. Diesmal drehten sie den Spieß im Derby um. © IMAGO/Stefan Bösl

An die Taktik, den TSV 1860 vor allem kämpferisch zu bearbeiten, hielt sich auch der FCI, was Ex-Löwen-Coach Michael Köllner (53) nach dem Spiel explizit hervorhob: "Das war richtig gut. Ballbesitzfußball. Aber trotzdem richtig hart am Mann gespielt. Und Sechzig ist eine richtig gute Mannschaft. Dass man denen in der zweiten Halbzeit keine große Chance mehr gewährt habe, trotz Führung – und der Gegner kommt dann normalerweise – trotz, zehn, zwölf Minuten Nachspielzeit. Das war à la bonne heure." Stattdessen hätte sich Ingolstadt selbst qualitativ hochwertige Chancen erarbeitet. Zwei davon boten sich Pascal Testroet (32). Die dritte nutzte David Kopacz (24) zum Siegtreffer.

Sechzigs Krise, wird, wie von Jacobacci hervorgehoben, auch zur Persönlichkeitsfrage. 

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