Schock für die Löwen: Aigner zum VfB?
Der Fan-Liebling steht beim Bundesligisten hoch im Kurs. Und während 1860-Sportchef Stevic noch dementiert, bestätigt der Berater des Profis die Anfrage und sagt: „Das wäre ein Traum für Stefan.“
MÜNCHEN Er ist gebürtiger Münchner. Er wuchs in Giesing auf – quasi nur einen Steinwurf vom Grünwalder Stadion entfernt. Er wurde letztes Jahr zum beliebtesten Löwen-Spieler gewählt. Er war in der vergangenen Saison mit acht Treffern erfolgreichster Torschütze des TSV 1860. Stefan Aigner ist mehr als nur Löwen-Profi, der 22-Jährige ist die Identifikationsfigur und der absolute Fan-Liebling. Doch Aigner steht, dies berichten Stuttgarter Zeitungen, kurz vor einem Wechsel von den Löwen zum Bundesligisten VfB Stuttgart.
Was ist dran an dem Gerücht? Muss Zweitligist 1860 Aigner wegen anhaltender Finanznot verkaufen? Die AZ fragte bei 1860-Sportdirektor Miki Stevic nach. „Der Grund, warum Spieler bei 1860 verkauft werden, hat sich nicht geändert. Der Grund ist gleich geblieben. Nur die Spieler ändern sich", sagte Stevic, „es gibt Spieler, die man abgeben möchte und Spieler, die man abgeben muss. Das macht man nicht aus Langeweile, nicht aus Mode, sondern aus einem Gründen, die dem naivsten und kleinsten Fan von Sechzig klar sind." Es klang nicht wie ein Dementi. „Durch diese Verkäufe“, erläuterte Stevic, „kann der Verein existieren. Das ist der einzige Weg."
Doch ausgerechnet Aigner? Der Mittelfeldspieler identifiziert sich mit den Löwen wie kaum ein anderer Profi im aktuellen Kader. Das weiß auch Stevic, weshalb er sagte: „Aigner ist nicht der einzige, den man verkaufen kann.“ Aber: „Es ist gut möglich, dass der ein oder andere Verein an Aigner interessiert ist."
Nach AZ-Informationen ist das Interesse des VfB sehr konkret. Es gibt zwar noch kein Angebot, aber bei Aigners Berater Michael Koppold liegt eine offizielle Anfrage vor – wie dieser der AZ bestätigte. „Fredi Bobic (der VfB-Manager, d. Red.) will Aigner. Der VfB ist ein super Verein. Das wäre für den Stefan ein Traum“, erklärte Koppold. und weiter: „Ich habe noch keine Verhandlungsvollmacht, warte noch ab, bis uns die Vereine grünes Licht geben." Koppold fügte noch hinzu, "dass beide Klubs bereits in intensiven Verhandlungen stecken." Der VfB soll bereit sein, 1,5 Millionen Euro Ablöse für Aigner zu zahlen.
Hintergrund der Geschichte: Bundesligist 1899 Hoffenheim will VfB-Mittelfeldspieler Sebastian Rudy (20) unbedingt verpflichten und soll sein Angebot angeblich auf sechs Millionen Euro verdoppelt haben. Und wenn Stuttgart den U21-Nationalspieler verkaufen würde, bräuchte der VfB Ersatz. Stevic jedoch sprach gestern von „ungelegten Eiern“. Au´ßerdem behauptete er: „Noch ist es unseriös, darüber zu reden. Wir sprechen über Schritt fünf und Schritt eins ist noch nicht gemacht." Und was wäre Schritt eins? Stevic: „Schritt eins ist, dass das Angebot kommt und der Spieler ein konkretes Interesse hat."
Und wie reagierte Aigner selbst? Der verließ gestern das Trainingsgelände mit tief heruntergezogener Kapuze. Er wollte zuerst gar nichts sagen, tat es dann aber doch. „Ich habe bei 1860 einen Vertrag bis 2012. Ich fühle mich hier wohl und will mit Sechzig aufsteigen. Ich weiß vom Interesse des VfB, aber noch liegt kein Angebot vor.“ Und trotzig: „Wenn ich aber sage, dass ich hier bleibe, dann bleibe ich hier.“ Doch ist das wirklich so? „Natürlich ist so ein Angebot eine Bestätigung für meine Leistungen. Ich bleibe noch locker und lasse mich nicht verrückt machen. Momentan würde ich sagen, dass ich hier bleibe."
Klingt, als könnte sich die Lage schnell ändern. Stevic jedenfalls sagte, er müsse für den Fall eines Aigner-Verkaufs „Plan A, B, C in der Tasche haben“. Der Sportdirektor weiter: „Es gibt die Realität und die Traumwelt. Das Leben bei 1860 ist die realistische Welt, und die ist sehr hart."
Der Aigner-Transfer scheint somit kurz bevorzustehen. Denn Stevic sagte auch noch: „Jedem Trainer und Sportdirektor fällt es schwer, wenn ein Spieler weg geht. Die, die du hast, bei denen weißt du, was du hast." Es könnte sein, dass das Testspiel des TSV 1860 in Pipinsried (bei Redaktionsschluss nicht begonnen) das Abschiedsspiel Aigners sein könnte.
Reinhard Franke