Schneider warnt Ismaik
Nach dem Frontal-Angriff des Investors auf den 1860-Präsidenten („alter Mann”) spricht jetzt der Löwen-Boss in der AZ. Er will die Wogen glätten – und zeigt auf, was bei weiterer Verschuldung droht
MÜNCHEN Sich ärgern? Klar. Aber schimpfen, zurückkeilen, mit gleicher Münze zurückzahlen? Nein, das ist nicht die Sache von Dieter Schneider. Auch dann nicht, wenn er, wie am Mittwoch geschehen, von 1860-Investor Hasan Ismaik in einer beispiellosen Art angegriffen wurde. In einem Interview hatte der ihn einen „alten Mann” genannt, der vor allem aus Geltungssucht an seinem Posten klebe und „nicht ehrlich” wäre. Trotzdem sagte Schneider am Donnerstag Abend der AZ: „Ich bin nicht beleidigt.” Man dürfe keine „mitteleuropäischen Maßstäbe” anwenden bei der Interpretation von Ismaiks Worten. Es klang so, als ob der Investor den Präsidenten nicht zum ersten Mal beleidigt hätte. Und tatsächlich: „Herr Ismaik ist bekannt für eine sehr direkte Sprache”, sagte Schneider. Doch bisher habe man sich immer zusammengerauft.
Schneider und die anderen Löwen-Bosse jedenfalls glauben noch immer, dass sich Verein und Investor beim Treffen am 7. Januar einigen können. Diese Hoffnung taten die 1860-Granden auch in einer Stellungnahme kund. „Alle Gremien und Funktionsträger des Vereins werden weiterhin ihren Beitrag dazu leisten, um in weiteren Gesprächen alle eventuellen Missverständnisse mit unserem Partner Hasan Ismaik aus dem Weg zu räumen. Mit gutem Willen von beiden Seiten sind wir auch durchaus optimistisch, dass dies gelingen wird”, ließen sich die Präsidiums- und Vereins-Aufsichtsratsmitglieder zitieren.
Doch vor allem für Ismaik wird es schwer werden, ohne Gesichtsverlust aus der Angelegenheit herauszukommen. Er hat Maximalforderungen gestellt: Sven-Göran Eriksson als Trainer! Aufstieg so schnell wie möglich! Dreijahresplan gescheitert! Stattdessen sofort Investitionen durch Schuldenaufnahme durch Darlehen in zweistelliger Millionenhöhe! Und er hat klar gemacht, dass er es darunter nicht machen will.
Die Löwen-Führung dagegen will am bisherigen Konsolidierungskurs festhalten. In ihrer Stellungnahme wiesen die Bosse hin, dass sie das Recht auf ihrer Seite haben. Man werde Ismaik „selbstverständlich die Art der Mitbestimmung einräumen, die ihm” zustehe. Es sei aber „auch unsere Verpflichtung, auf die Einhaltung der DFL-Regel „50+1" zu achten, die Interessen und die ureigenen Eigenschaften unseres Vereins zu vertreten und ihn vor möglichen Sanktionen zu schützen.”
Was gemeint ist, machte Schneider im Gespräch mit der AZ klar. „Wir dürfen uns nicht wieder über die Maßen verschulden”, sagte er, „da uns sonst empfindliche Geldstrafen und Punktabzüge durch die DFL drohen.” Weiter: „Es ist unsere Pflicht, dies unseren Fans und Herrn Ismaik klar zu machen.”
Laut DFL-Statuten darf die Eigenkapitalquote der Klubs nicht negativ sein. Sprich: Klubs dürfen nicht mehr ausgeben als sie einnehmen. Das vor dieser Saison von der Uefa eingeführte Financial Fairplay schreibt darüber hinaus eine jährliche Schuldenreduzierung vor. Bei einer Darlehensaufnahme im Bereich von rund 20 Millionen Euro, wie sie Ismaik wohl vorschwebt, würde die Eigenkapitalquote sinken – eine Strafe in Höhe von 20 Prozent der Neuschuldenaufnahme wäre fällig. Jedes Jahr. Sollte Ismaik also unbedingt investieren wollen, müsste er Finanzierungsmodelle finden, die den Klub nicht weiter belasten. Etwa durch Schenkungen oder Genussrechte. Bisher aber soll es von der Investorenseite zwar viele Forderungen, aber keine Finanzierungsvorschläge gegeben haben.