München - Die Seite des Investors war genau zwei Stunden und vier Minuten schneller. Um 14.32 Uhr am Donnerstagmittag ließ 1860-Geldgeber Hasan Ismaik über seinen Münchner Vertreter Hamada Iraki eine Erklärung verschicken, in der er sich nach dem Ärger um den mit Rücktritt drohenden Präsidenten Dieter Schneider eine harmonische Zukunft wünschte. Sechs Minuten nach halb fünf meldete sich dann Schneider und teilte schriftlich mit, „weiterhin federführend den Anpassungsprozess zwischen Präsidium und Aufsichtsrat begleiten“ zu wollen. Seine Rücktrittsgedanken waren damit aus der Welt. Später erklärte er: „Vielleicht wurde 1860 diese Woche etwas durchgeschüttelt. Jetzt gilt es, die Anlaufprobleme zu bekämpfen und einen gemeinsamen Weg zu finden.“
Am Donnerstagmorgen hatte sich der Dachauer Unternehmer, dessen Zweifel an der Zusammenarbeit mit der Investorenseite um Geldgeber Hasan Ismaik zuletzt immer größer geworden waren, für einen Verbleib entschieden. Seine Präsidiumskollegen Wolfgang Hauner und Franz Maget hatten ihn davon überzeugt. Die wichtigsten Fragen vor der Aufsichtsratssitzung am Freitagabend.
Was trieb Schneider fast bis zur Aufgabe?
Den Präsidenten plagen große Ängste, die Löwen könnten wieder in jene finanzielle Abhängigkeit geraten, aus der er sie eben erst gerettet hatte. Er fürchtet, Ismaik erfülle den Löwen nun alle Träume (Freikarten, Animationen im Oberrang) und übernehme die anfallenden Kosten - doch nur, um sie später der KGaA in Rechnung zu stellen. „Hinter jedem Vorschlag kam der Zusatz, der Investor zahlt. Das würde uns aber später einholen", sagte ein Aufsichtsratsmitglied, das die Vorschläge Irakis vor dem Kontrollgremium verfolgte. Ismaik verkündetet nun aber: „Wir haben uns eingemischt, damit wir unsere Finanzen in den Griff bekommen."
Wieso macht der Präsident doch weiter?
Schneider soll seinen Rücktritt mit einem PR-Berater und einem Anwalt bereits vorbereitet haben, nun ruderte er zurück - und ersparte sich Herzschmerz. Der 64-Jährige hatte gesagt: „Für mich würde es ein blutendes Herz bedeuten, wenn ich keine Perspektive mehr sehen würde.“ Nun jedoch sieht er welche, und erklärte sie wie folgt: „Wir haben uns gegenseitig auf die Erklärungen abgestimmt. Dass wir Differenzen hatten, heißt nicht, dass wir uns nicht zusammenraufen können.“ Vize Hauner stützte ihn: „Jedem muss bewusst sein, wie wertvoll Dieter Schneider für den Verein ist und dass es nur eine Zukunft mit ihm geben kann. Man muss jetzt an einem Strang ziehen, sonst war die ganze Arbeit der Rettung umsonst. Es geht jetzt wieder bei Null los."
Wie wappnet sich Schneider gegen die Investorenseite?
Der Präsident fordert eine geschlossene Front und mahnt, man könne einem forschen Vorgehen der Investorenseite nur mit gleichem Verhalten begegnen. Dafür, glaubt er, seien erfahrene Kräfte im Aufsichtsrat vonnöten. Dort versucht er es mit Franz Maget und Siegfried Schneider - andere Kandidaten hat er nicht.
Könnte Schneider noch mal mit Rücktritt drohen?
Seinen angedachten Rückzug beschrieb ein Vertrauter als „letztes Mittel und heilsamen Schock, dass sich beide Seiten zusammenraufen.“ Doch soweit wollte es Schneider nicht kommen lassen. Der Dachauer hat nun seine Position ausgelotet - beim nächsten Mal wäre das unglaubwürdig.
Hat Schneider sich und 1860 durch den Fast-Rücktritt
geschadet?
Bislang ging der Dachauer stets aufrecht voran, nun wackelte er erstmals und machte sich angreifbar. Geschäftsführer Robert Schäfer fürchtet durch die Negativmeldungen einen Imageschaden kurz vor dem Heimauftakt. Nein, es war keine gute Woche für den TSV.