Schneider macht's
Beim TSV 1860 steht wieder ein Machtwechsel an: Kommenden Montag wird Rainer Beeck als Präsident des Zweitligisten zurücktreten. Sein bisheriger Vize wird dann zum Chef erhoben.
MÜNCHEN Die Nachricht kommt aus heiterem Himmel. Wirklich erschüttern wird die daraus folgende Konsequenz den TSV 1860 und das Umfeld ausnahmsweise aber nicht: Präsident Rainer Beeck, seit dem 27. Mai 2008 im Amt, hat den Klub-Aufsichtsrat, wie erst jetzt bekannt wurde, vor rund zwei Wochen gebeten, ihn von seinen Pflichten zu entheben.
Der Aufsichtsrat wird Beecks Bitte entsprechen – und kommenden Montag vor dem Heimspiel gegen Düsseldorf (20.15 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) bei einer Außerordentlichen Aufsichtsratssitzung in der Allianz Arena den Nachfolger wählen. Neuer 1860-Präsident wird wohl – wenig überraschend – Dieter Schneider.
Der 63-Jährige, erst seit Ende Oktober Schatzmeister, galt auch ohne das Amt innehzuhaben als der neue starke Mann beim TSV 1860. Gemeinsam mit Geschäftsführer Robert Schäfer bemüht er sich um die finanzielle Rettung und Gesundung des Klubs. Die Trennlinie, wer dabei wem zuarbeitet, ist eher unscharf.
Zwar waren weder Beeck noch Schneider gestern zu einer Stellungnahme zur bevorstehenden Amtsübergabe bereit, doch ernsthafte Gegenkandidaten zu Schneider gibt es nicht. Schneider wird’s machen.
Die wichtigsten Antworten zum Machtwechsel.
Wieso tritt Beeck zurück?
Der Flughafen-Manager begründete seinen geplanten Rückzug dem Vernehmen nach mit privaten und beruflichen Gründen. Der 48-Jährige soll von seinem Arbeitgeber ein weiteres Geschäftsfeld zugeteilt bekommen haben - und damit auch die Verantwortung über mehr Mitarbeiter. Dadurch stünde Beeck, an der Grünwalder Straße ohnehin kein oft gesehener Gast, nicht mehr genug Zeit für die Löwen zur Verfügung.
Was wird sich ändern?
Politisch und inhaltlich gesehen: so gut wie nichts. Unter Schneider wird es weder eine Rückkehr ins Grünwalder Stadion geben, noch wird er den Einstieg von Investoren in den Klub verhindern wollen und können. Womöglich wird Schneider, der als volksnah und populär gilt, aber umstrittene Themen etwas besser verkaufen können als Beeck, der eine eher sachliche und nüchterne Rhetorik pflegt.
Schneider ist schon jetzt – im Gegensatz zu Beeck, der sich meist lediglich informieren ließ – bei allen wichtigen Sitzungen und Verhandlungen dabei und pendelt jeden Tag zwischen seiner Indersdorfer Dieter Schneider Holding (Automobilzulieferer), seinen Dachauer Autohäusern und der Grünwalder Straße. Öfter als jetzt kann er gar nicht in Giesing sein.
Können die Delegierten den Amtswechsel noch verhindern?
Nein. Die Wahl des Präsidiums obliegt dem Aufsichtsrat. Die Delegierten können den neuen Präsidenten bei der nächsten regulären Delegiertenversammlung im Herbst lediglich bestätigen.
Wer könnte Vize-Präsident werden?
Als aussichtsreichster Kandidat gilt der Vereins-Aufsichtsratschef Peter Lutz, ein Rechtsanwalt. Auch Otto Steiner, der dieses Amt bereits unter Albrecht von Linde inne hatte und derzeit den Aufsichtsrat der KGaA führt, wäre ein logischer Kandidat. Angeblich soll der Geschäftsführer der „Constantin Entertainment“ aber abgesagt haben.
Filippo Cataldo