Schneider im Interview: "Unsere Wiedergeburt"

„Jetzt kann ich endlich richtig Präsident sein”, sagt 1860-Boss Schneider vor dem Start der ersten Spielzeit seit Jahren, in die 1860 schuldenfrei geht.
Interview: Marco Plein |
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Dieter Schneider im AZ-Interview
sampics Dieter Schneider im AZ-Interview

„Jetzt kann ich endlich richtig Präsident sein”, sagt 1860-Boss Schneider vor dem Start der ersten Spielzeit seit Jahren, in die 1860 schuldenfrei geht. „Es könnte eine wunderbare Saison werden”

AZ: Servus Herr Schneider, die Weltnachrichten sind voll von Worten wie Sparpaket, Kreditwürdigkeit oder Finanzkatastrophe. Alle Welt hat Geldsorgen, nur 1860 nicht. Kommt Ihnen das nicht komisch vor?

DIETER SCHNEIDER: Das ist wirklich verrückt, das stimmt. Wenn man so lange unter dem Damoklesschwert der Insolvenzbedrohung gekämpft hat, kommt einem das schon fremd vor, wenn man stabil dasteht. Es ist eine riesige Erleichterung, wir sind ja jetzt auch nach der letzten Zahlung an den FC Bayern schuldenfrei, und ich bin froh, dass ich diesen Abschnitt des Lebens, in dem der Verein so schwer geschwommen ist, gut überstanden habe.

Stichwort Schwimmen, Sie waren zwei Wochen auf Mallorca. Haben Sie geplanscht?

Das habe ich, ja. Ansonsten war ich viel mit dem Mietwagen oben im Norden. Auch wenn Mallorca als Ballermann hingestellt wird, ist es eine sehr schöne, historische Insel mit vielen tollen Städten. Zwischendurch lag ich dann aber auch immer mal wieder ein, zwei Stunden am Strand.

Und wie viel 1860 war Bestandteil Ihres Urlaubs?

Sehr viel.

Das war aber anders geplant.

Stimmt. Aber es ging gar nicht ohne. Ich musste oft telefonieren, und wenn ich in der Wohnung war, habe ich den Laptop immer wieder mal aufgeklappt. 1860 ist halt Teil des Lebens, vor allem, wenn man in so einer Position ist. Da darf man es nicht als Belastung ansehen, wenn man weniger als geplant abschalten darf.

Sie sind ein halbes Jahr Präsident, standen zuletzt ständig unter Strom. Wie sehen nun Ihre neuen Aufgaben aus?

Erst mal ist es ein sehr schönes Gefühl, dass es hier wieder um Sport geht. Man muss bedenken, wie schlimm das für die Mannschaft war, als sie in fremden Stadien als die von der Insolvenz bedrohten Spieler begrüßt wurden. Wie der Trainer und die Mannschaft damit umgegangen sind, war gigantisch. Jetzt haben wir unsere Wiedergeburt erlebt, jeder versprüht so was wie Aufbruchsstimmung.

Was bedeutet das für Sie?

Unsere Aufgabe ist es, diese Stimmung zu bewahren und fortzuführen. Und klar, damit ändern sich meine Aufgaben. Wir haben noch viele Kritiker, was unseren Weg mit dem Investor angeht. Ich weiß, dass ich nicht jeden überzeugen kann, aber ich sehe es als meine Aufgabe an, dass man sich bei 1860 nicht mehr vorwirft, „ich bin Löwe, du bist kein Löwe". Wir müssen beweisen, dass wir vom Grundsatz her einer Meinung sind. Nur weil wir den Weg mit dem Investor gegangen sind, heißt das ja nicht, dass wir nicht nach Vereinsidentifikation streben.

Sie sehen nach der Vereinsrettung Ihre Aufgabe darin, Fans zusammenzuführen?

Was ich in den letzten Monaten gemacht habe, war ja absolut untypisch für einen Präsidenten und nur der extremen Situation geschuldet. Jetzt kann ich endlich richtig Präsident sein. Damit meine ich, dass ich das machen kann, was von diesem Amt gefordert wird. Abteilungen zusammenführen, Meinungen zusammenbringen. Zu versuchen, dass wir nach außen eine Einheit darstellen. Natürlich werde ich weiterhin mitwirken. Aber ich bin nicht mehr so ins Tagesgeschäft eingebunden wie im letzten halben Jahr. So extrem konnte es auch nicht mehr weitergehen.

Und doch macht Ihnen das Amt großen Spaß. Wie lange wollen Sie den Verein als Präsident führen?

Als ich letzten Herbst Vizepräsident wurde, habe ich das so verstanden, dass ich nur mithelfe, die Krise zu lösen und mich danach wieder zurückziehe. Jetzt aber als Präsident muss ich sagen, 1860 hat in der Vergangenheit so viele Präsidenten gehabt, dass es meine Verantwortung und Verpflichtung wäre, das Amt längerfristig über die nächsten Jahre auszufüllen und etwas Kontinuität reinzubringen.

Am Sonntag startet die neue Saison. Was erwarten Sie von der Mannschaft?

Ich bin sehr angetan von der Entwicklung. Wir haben junge Talente, das ist ja unglaublich, aber man kann nicht alles mit einem Jugendwahn gewinnen. Unsere erfahrenen Spieler wie Stefan Buck, Benny Lauth und Daniel Bierofka werden den Nachwuchs schon erziehen. Einen Aufstiegsplatz auszurufen, wäre zu früh. Aber, dass wir unter den ersten Fünf mitspielen können, muss man zugeben. Alles andere wäre Understatement. Ich denke, es könnte eine wunderbare Saison werden.

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