Schneider? "Er muss endlich auf sich achten!"

Nach seinem Zusammenbruch in der Arena geht es Dieter Schneider besser. Trotzdem fragt man sich bei 1860, ob der Präsident zu angeschlagen ist für das Amt – und rät ihm, deutlich kürzer zu treten.
MÜNCHEN Einen Termin hat sich Dieter Schneider auf seinem iPad als besonders wichtig notiert: Am Dienstag kommt der Aufsichtsrat der Fußball-KGaA des TSV 1860 zusammen, um die Ausgaben für neue Spieler zu besprechen. Investor Hasan Ismaik reist an, und Schneider, der im operativen Geschäft der Sechzger kaum noch was zu bestimmen hat, will mitreden – bis dahin muss der 64-Jährige also dringend wieder fit sein. Doch kann er das überhaupt?
Am Mittwochabend hatte die Symbolfigur des Giesinger Vereins in der Tiefgarage der Allianz Arena einen Schwächeanfall erlitten. Ein paar Minuten lang konnte er sich kaum artikulieren, die Nacht verbrachte er im Klinikum Bogenhausen, wo er am Donnerstag eingehend untersucht wurde: Herzfunktion, Blutwerte, Sauerstoffversorgung und so weiter. Am Nachmittag sagte seine Frau Gypsy: „Ihm geht es gut, er ist schon wieder ganz der Alte und kann sich selbst nicht erklären, was in dem Moment passiert ist.” Und doch fürchten sie bei den Löwen seit Mittwoch mehr denn je, dass ihr Präsident gesundheitlich zu angeschlagen ist, um sich dem Amt noch widmen zu können.
Sportchef Florian Hinterberger verdeutlichte, dass man bei den Löwen nicht auf den Vollblutpräsidenten Schneider angewiesen ist und ihm wohlwollend eine Teilzeitrolle zugestehen würde: „Er ist Vater, Geschäftsmann, Fan und Präsident. Und alles rund um die Uhr. Ich hoffe, dass er endlich die richtige Mischung findet. Wir haben ihm schon oft gesagt, dass er auf seine Gesundheit achten und ein bisschen vom Gas gehen soll, aber es fällt ihm sehr schwer, auch mal loszulassen.” Oft klatscht Schneider vor Anpfiff am Feldrand jeden Profi ab – das gibt es sonst nirgends im deutschen Lizenzfußball. Nach einem Fantreff an Ostern in Burgsteinfurt beschrieben ihn die „Westfälischen Nachrichten” als „Superstar”.
Trainer Reiner Maurer fordert: „Ich verlange von meinen Spielern, dass sie gesundheitsbewusst leben. Und ich hoffe, dass sich auch unser Präsident mehr daran hält. Er muss sich mehr zurücknehmen und nicht alles auf seine nicht ganz so breiten Schultern nehmen.” Immer wieder reist Schneider stundenlang zu Fantreffen, erst diese Woche hatte er der AZ gesagt: „Es gibt Tage, da fahre ich nachts los und komme nachts wieder nach Hause. Das Familienleben fehlte in der Vergangenheit und fehlt immer noch.”
Zudem schafft es der Dachauer nicht, die vielen Zigaretten und den Kaffee sein zu lassen – ein Power-Lebensstil, von dem ihm die Ärzte abraten. „Mit Ausgeglichenheit hat das nichts zu tun. Da macht man sich schon Sorgen”, sagte Hinterberger; auch Geschäftsführer Robert Schäfer erklärte: „Er muss endlich mehr auf sich achten. Er hat uns einen schönen Schock eingejagt.”
An einen weiteren Schwächeanfall des Repräsentanten mag man bei Sechzig nicht denken. „Er erholt sich und ist schnell wieder bei Kräften”, sagt seine Frau. Und doch sind die länger existierenden Ängste der Löwen, dass ihr Präsident aufgrund seiner körperlichen Schwäche nicht mal bis zum möglichen Ende seiner Amtszeit im Mai 2013 durchhalten könne, auf einmal größer denn je.