Schmidt krempelt die Löwen um

Keine Stammplätze, kein Promi-Status: Der neue Löwen-Coach macht Tabula Rasa – die AZ erklärt, was der Trainer jetzt vorhat
von  Marco Plein
Alexander Schnmidt, der neue Trainer des TSV 1860 München
Alexander Schnmidt, der neue Trainer des TSV 1860 München © dpa

MÜNCHEN Natürlich halten sie sich zurück. Über ihren ehemaligen Trainer Reiner Maurer wollen sie bei den Löwen bloß kein negatives Wort verlieren. Necat Aygün dankte dem Allgäuer sogar noch mal bei Facebook. Doch an der Grünwalder Straße überwiegt die Begeisterung über den schwungvollen Arbeitsauftakt des neuen Trainers Alexander Schmidt. „Sehr akribisch, sehr genau”, sagt etwa Dominik Stahl über seinen Eindruck von Schmidt, der seine Mannschaft an den ersten beiden Tagen gleich vier Mal trainieren ließ. Man hatte nicht den Anschein, dass es irgendeinen der Profis stören würde. „Ich sehe schon jetzt einen positiven Spirit”, sagt Schmidt selbst.

Unter dem Neuen herrschen bei 1860 neue Vorgaben: die Alex-Gesetze. Stammplätze gibt es nicht mehr, Namen zählen nicht, alle werden gleich beurteilt. Der Trainer erklärt: „Ob ein Spieler alt oder jung oder neu ist, das ist mir egal. Ich entscheide danach, wer den besten Eindruck macht.” Gut möglich also, dass der Schwabe bei seinem Debüt am Samstag bei Union Berlin eine komplett neue Formation aufs Feld schickt. „Ich bewerte das, was ich sehe. Alles andere spielt für mich keine Rolle”, sagt er. Schmidt will seine Chance bis zur Winterpause um jeden Preis nutzen – er hat nur sechs Spiele Zeit, dann bewerten die Löwen-Bosse seine Arbeit.

Die Spieler jedenfalls scheinen schon hinter Schmidt zu stehen – die AZ zeigt, wer jetzt vom neuen Coach profitieren könnte.

Abwehr: Schmidt ist der Meinung, dass einige Spieler in der Verteidigung zuletzt auf falschen Positionen eingesetzt wurden. Weil er aber keinen Vorwurf gegen Vorgänger Maurer erheben will, sagt er nur: „Ich denke, jeder Spieler sollte da spielen, wo er am besten ist.” Wen meint Schmidt genau? Vor allem Grzegorz Wojtkowiak und Moritz Volz. Wojtkowiak spielte unter Maurer immer rechts, obwohl er gelernter Innenverteidiger ist. Volz musste links spielen, obwohl er sich rechts heimischer fühlt. Heißt: Links wird wohl der Platz für Arne Feick frei. Schmidt: „Ich habe ihn zuletzt gut spielen sehen. Er ist heiß auf die Chance.” Volz könnte nach rechts rücken.

Mittelfeld: In Berlin ist Grigoris Makos gesperrt, heißt: Schmidt wird sowieso umkrempeln. Daniel Bierofka bezeichnete er am Dienstag als „einen ganz wichtigen Spieler von uns, er ist mit der ballsicherste, den wir haben”. Für Moritz Stoppelkamp will sich der neue Coach eine Position offenhalten. Und über Talent Sebastian Maier sagt er: „Er ist für mich ganz klar ein Zehnertyp, also muss ich ihn auch so einsetzen.” Maier spielte unter Maurer bei diversen Kurzeinsätzen meist außen.

Angriff: Schmidt hält sehr viel von Benny Lauth. Doch zuletzt wurde der Kapitän kaum unterstützt und hing im Ein-Stürmer-System oft in der Luft. Das soll sich ändern. „Benny braucht Unterstützung”, so Schmidt, der in der U21 manchmal mit bis zu drei Stürmern (Jais, Ziereis, Wood) spielen ließ. Nun will er auch die Profis offensiver ausrichten. Auch die zuletzt alles andere als energisch in Erscheinung tretenden Marin Tomasov und Ismael Blanco – bisher die größten Enttäuschungen der Hinrunde – erhielten von Schmidt ein Lob. „Marin ist technisch sehr stark und sehr leichtfüßig.” Zu Blanco meinte Schmidt: „Er ist enorm abgezockt vor dem Tor.” Tomasov freut sich, der 25-Jährige sagte der AZ: „Eine neue Chance ist immer gut. Ich bin Profi, ich will sie auf jeden Fall nutzen.

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