„Schleimt nicht rum!“
Löwen-Anhänger rechnen mit den Versagern ab und werfen Ghvinianidzes Trikot aus dem Block zurück in den Innenraum. Aigner gibt zu: „Als Fan hätte ich irgendwann auch keine Lust mehr.“
MÜNCHEN Damit hatte Mate Ghvinianidze nun wirklich nicht gerechnet: Eigentlich wollte der an diesem Tage erneut konfuse Verteidiger den 1860-Fans etwas Gutes tun. Also zog er sein mit Schweiß durchnässtes Trikot mit der Nummer 19 aus und warf es nach der 0:1-Heimpleite gegen Kaiserslautern in die Nordkurve. Keine fünf Sekunden dauerte es, da lag das Trikot des Georgiers wieder im Stadion-Innenraum; niemand wollte es haben. Ein Ordner steckte das Trikot dann schließlich ein. Auch Trainer Ewald Lienen ging an den Fan-Zaun und klatschte mit den leidgeprüften Anhängern ab.
Maik Lange, der mit seinem Megaphon die Löwen-Fans in der Allianz Arena immer animiert, will keine Trikots, sondern Leistung. Der AZ sagte er: „Diese Spieler sollen hier nicht rumschleimen, sondern endlich anfangen, Fußball zu spielen. Spielt endlich für 1860 – oder sucht euch einen neuen Verein! Die wissen alle gar nicht mehr, dass Fußball-Profi ein Beruf ist. Wenn ich Benny Lauth sehe: Der hat nicht mal geschwitzt, ganz zu schweigen, dass sein Trikot dreckig war.“
Die Löwen im freien Fall: Inzwischen sind sie auf Platz 15 der Zweiten Liga abgestürzt – dabei wollten die Blauen in dieser Saison angreifen mit Blickrichtung Bundesliga. „Es ist schwer“, sagt Kapitän Benny Lauth, „jetzt die richtigen Worte zu finden. Wir haben es wieder nicht geschafft, ein Tor zu schießen.“
Und mittlerweile macht sich 1860-Ikone Petar Radenkovic große Sorgen um seinen Klub – zur AZ sagte der Ex-Torhüter am Sonntagabend: „Wir sind jetzt ein Abstiegskandidat – etwas anderes zu behaupten, wäre fernab jeglicher Realität.“
Deswegen kann Mittelfeldspieler Stefan Aigner den tiefen Frust der Fans absolut nachvollziehen. „Dass die Fans stocksauer sind, kann ich verstehen.“ Und dann sagt er: „ Als Fan hätte ich auch irgendwann keine Lust mehr, ins Stadion zu gehen. Vielleicht sollten wir uns mal selber hinterfragen.“ Keine schlechte Idee.
Oliver Griss, Roman Junker