Schiedsrichter Timon Schulz knockt den TSV 1860 aus

Köln/München - Ein Schiedsrichter hat's selten leicht – zumindest auf dem Platz. In einer Welt voller Emotionen, zwischen Heldentaten und Fehlersport, treffen zwei hochmotivierte Mannschaften aufeinander, die mit allen, erlaubten und oftmals auch unfairen Mitteln um drei Punkte kämpfen. In dieser Gemengelage soll ein Mann, mit seinem Gespann – und in der Dritten Liga ohne Videobeweis – den Überblick behalten...
TSV 1860: Schiedsrichter Schulz wirft mit Karten um sich
Timon Schulz, 27-jähriger Unparteiischer beim Duell des TSV 1860 bei Viktoria Köln, war dies am 12. Drittliga-Spieltag ganz und gar nicht gelungen, was den Gästeklub aus Giesing im Kollektiv auf die Palme brachte – und um mindestens einen Punkt. Mit einer wahren Flut an Gelben Karten war Schulz das packende, aber nicht unfaire Aufeinandertreffen nach und nach entglitten. Elf Verwarnungen sprach der unerfahrene Referee aus, es war erst sein drittes Drittliga-Spiel. "Wenn man nur so mit Gelben Karten um sich schießt, kann ich das nicht nachvollziehen," meinte der schon nach drei Minuten vorbelastete Morris Schröter verärgert.
Es sollte noch "bunter" kommen für die Blauen und Schröter: Gleich vier Platzverweise setzte es gegen 1860: glatt Rot für Abwehrspieler Leroy Kwadwo und kurioserweise auch für Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, dazu zwei fragwürdige Ampelkarten für Torschütze Schröter – und für Trainer Maurizio Jacobacci. Die Löwen, sie wurden an diesem Tag in Köln schlichtweg "weggeschulzt".
Schulz stellt Schröter nach vermeintlicher Schwalbe vom Platz
Größter Knackpunkt war jene Entweder-oder-Entscheidung, die der Schiri wohl falsch beurteilte: "Am Schluss ist es natürlich bitter. Für eine Aktion, für die wir einen Penalty hätten bekommen sollen, bekommen wir Gelb-Rot", polterte Jacobacci über ein Foul an Schröter im Strafraum, das Schulz als Schwalbe wertete und Schröter vom Platz stellte. Statt Sechzigs Elfer-Chance auf das 2:1 zehn Minuten vor Schluss also nur noch neun Löwen auf dem Rasen, die zwar aufopferungsvoll kämpften, aber doch noch die Pleite hinnehmen mussten.
Und was sagt der (sportliche) Protagonist der Strafraum-Szene? "Ich glaube, ich bin nicht dafür bekannt, irgendwelche Dinger zu schinden", so Schröter: "Ich glaube auch, dass in vollem Tempo so ein Kontakt ausreicht, um Elfmeter zu geben." Die TV-Bilder geben ihm Recht und zeigen einen Kontakt. Jacobacci verwies zudem auf die schwerwiegenden Folgen in Köln und vor allem im anstehenden Derby am Samstag (14 Uhr) gegen Jahn Regensburg: "Das ist natürlich doppelt bitter, weil wir verlieren nicht nur einen Spieler für dieses Spiel, sondern vor allem für das nächste Spiel."

Neben Schröter und Kwadwo: Auch Lang und Vrenezi fehlen gegen Regensburg
Als wären die Sperren von Schröter und Kwadwo noch nicht genug: Die beiden Joker Niklas Lang und Albion Vrenezi holten sich ihre fünfte Verwarnung ab und fehlen damit ebenfalls. Mit Jacobacci darf noch nicht einmal der Coach an der Seitenlinie stehen. Fünf Sperren in einem Spiel? In dieser Form absolutes Novum in Sechzigs Vereinshistorie.
Die Platzverweise der Funktionäre machten das Giesinger Unverständnis komplett. "Ich glaube nicht, dass jetzt, wo jetzt nochmal die Karten durch die Gegend geflogen sind, da jeder den Schiedsrichter aufs Gröbste beleidigt hat", sagte Schröter ironisch. Jacobacci selbst meinte über seine Ampelkarte: "Ich habe ihm nur gesagt, dass ich ihm höflicherweise meine Hand anbiete, aber die Entscheidungen nicht korrekt waren."