Schäfer: "Wir haben eine historische Chance"

Berlin - Und, einmal im Pathos-Modus angekommen fügt Schäfer hinzu: „Wir haben eine historische Chance.“ Keine Frage, die Löwen sind – als aktuell dienstältester Zweitligist - ein heißer Kandidat für den Aufstieg. Der Verein hat sich nach dem Einstieg vom arabischen Investor Hasan Ismaik finanziell und damit auch sportlich stabilisiert. Die Mannschaft ist ausgeglichen, die Zugänge namhaft.
Als Absteiger gilt der FC Köln wie Hertha und die Kaiserslauterer zwar als einer der Favoriten auf den Wiederaufstieg – das Trio wird sich jedoch mit zwei Mannschaften streiten müssen, die im vergangenen Jahr den Sprung in die Bundesliga nur knapp verpasst haben und nun Ansprüche formulieren: 1860 München und FC St. Pauli. Die kommende Saison im Unterhaus könnte ohne Frage eine Zweiklassengesellschaft werden. Neben den Genannten dürfte kein Team ernsthaft in den Aufstiegskampf eingreifen – hinter den fünf Favoriten kommt viel Mittelmaß, einzig Union Berlin, dem SC Paderborn oder dem FC Ingolstadt werden Überraschungsmomente zugetraut. Kölns neuer Trainer Holger Stanislawski geht dennoch verhalten in die neue Spielzeit.
„Wir stecken in einer schwierigen Situation“, sagte Stanislawski der dapd Nachrichtenagentur. Ob am Ende der Saison Platz ein, zwei oder acht dabei herausspringe, interessiere ihn nicht. Der Kader ist weitestgehend neu, Leistungsträger wollten (Podolski) oder mussten gehen (Riether, Rensing). Zudem bewegt sich der Klub finanziell auf einem gefährlich dünnen Seil. Doch alles andere als der Aufstieg oder zumindest das Mitspielen um diesen dürfte in der stets hektischen Medienstadt Köln nicht zählen. Die unheilvolle Verbindung von Großstadt und medialem Druck hat in Berlin auch Jos Luhukay bereits festgestellt. Hertha BSC praktiziert nach dem Abstieg am Ende einer katastrophalen Saison ebenfalls mit einem neuen Trainer den Wiederaufbau, formuliert jedoch deutlichere Ziele als die Kölner.
„Ich unterschreibe alles, solange Hertha am Saisonende aufsteigt“, sagte Luhukay zu dapd. Die Berliner, wie Köln mit überschaubarer finanzieller Potenz gesegnet, nahmen durch den Verkauf von Spielmacher Raffael rund zehn Millionen Euro ein. Doch sie reinvestierten zumindest Teile der Summe in den neuen Kader, der so auch ohne Raffael sicher zu den stärksten in der Liga zählt. Dennoch: Berlin bleibt ein Pulverfass, dafür sind die Wunden, die die chaotische vergangene Saison gerissen haben, noch zu frisch und zu tief.
In Kaiserslautern kennen sie sich mit Abstiegen zum Leidwesen der Anhänger inzwischen ebenfalls bestens aus. Nur zwei Jahre dauerte das letzte Intermezzo in der höchsten Spielklasse, der Gang in Liga zwei zeichnete sich vergangene Saison schon sehr früh ab – und er wirkt bis heute nach. Denn die Ansagen für die neue Spielzeit aus der Pfalz klingen vorsichtig, Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz ist ein gebranntes Kind. „Es ist bekannt, dass Kaiserslautern anfällig ist, wenn es sportlich nicht läuft“, sagte Kuntz. In Franco Foda haben sie am Betzenberg einen alten Bekannten auf die Trainerbank gesetzt, der Land und Leute kennt. Tradition verpflichtet, aber sie hilft nicht beim Aufstieg. Die Ansagen aus dem Süden der Republik sind da schon traditionell deutlicher, inzwischen auch in der 2. Liga.
Bleibt von den Favoriten noch St. Pauli. Die Hamburger schrammten vergangene Saison nur denkbar knapp am Aufstieg vorbei, ihre 62 Punkte hätten in vielen anderen Jahren oft ausgereicht. Trotz mancher atmosphärischer Störungen hat Andre Schubert den Weggang von Kult-Trainer Stanislawski offenbar gut kompensieren können. „Mittelfristig“ will der Verein wieder in der Bundesliga spielen, wie es der neue Sportdirektor Rachid Azzouzi dennoch etwas unscharf formulierte. Aus fünf mach drei – so lautet das Motto für die neue Spielzeit. Seit einigen Jahren vergibt die Deutsche Fußball Liga (DFL) bekanntlich auch für den Meister der 2. Liga eine Schale. Zumindest für den 1. FC Köln könnte sich so der Kreis schließen, 50 Jahre danach.