Schäfer kontert Ismaiks Verkaufsplan
Der Investor hat einen Makler beauftragt, seine Anteile an 1860 zu verkaufen. Jetzt reagiert der Geschäftsführer.
MÜNCHEN Der Ausflug nach Hamburg hat sich für Robert Schäfer nicht gelohnt. Der Geschäftsführer war in die Hansestadt gereist, um seine Löwen beim FC St. Pauli gewinnen zu sehen. Doch es kam anders. Der TSV 1860 ging am Millerntor mit 1:3 baden. „Wir werden dieses Spiel in der kommenden Woche intensiv aufarbeiten“, kündigte Schäfer an.
Doch nicht nur sportlich gilt es bei den Löwen einiges aufzuarbeiten. Auch über die Verkaufsabsichten des jordanischen Investors Hasan Ismaik – die AZ berichtete in ihrer Samstagsausgabe, dass Ismaik seine Anteile am Klub so schnell wie möglich veräußern will – muss sich die Klubspitze beraten. Für Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke scheinen die Entwicklungen beim TSV 1860 nicht überraschend zu kommen. „Ich habe das Gefühl, manch ein Scheich hat auf den Flugplan geguckt und sich dann eine schmucke Metropole ausgesucht, weil die Verbindungen vom Golf dahin am besten sind. So funktioniert das aber nicht. Wer Geld für einen Fußballklub mitbringt, sollte idealerweise auch Geduld mitbringen“, sagte Watzke dem „Handelsblatt“.
Geduld, die Ismaik nicht zu haben scheint. Löwen-Präsident Hep Monatzeder möchte sich zu den Vorgängen genauso wenig äußern wie Aufsichtsratschef Otto Steiner. Ganz anders aber Schäfer. „Ich bin Geschäftsführer der KGaA. Meine Aufgabe ist es, die Vorstellungen der Gesellschafter umzusetzen“, sagt er der AZ. Und meint in diesem Fall wohl: Die Vorstellungen des Vereins. Denn: „Wenn ein Gesellschafter seine Anteile verkaufen will, ist das seine Sache“. Und weiter: „Der Kooperationsvertrag (zwischen 1860 und Ismaik, die Red.) regelt auch den Verkauf der Anteile. Ein neuer Gesellschafter würde die gleiche Rolle spielen und wäre mit den gleichen Rechten ausgestattet. Für uns würde sich nichts ändern.“ Schäfers Botschaft: Ismaik will verkaufen?
Dann soll er doch.
Der Konfrontationskurs zwischen Investor und Klub wird so schnell nicht enden, so viel scheint klar. Schäfer – dem immer wieder vorgeworfen wurde, dem Investor nach dem Mund zu reden – wählt nun nicht zum ersten Mal klare Worte in Richtung Abu Dhabi. Schon in der vergangenen Woche hatte er sich nach Ismaiks verbalem Vorstoss („We need a new Sportchef“) vor seine Angestellten gestellt. „Das kann er meinetwegen mit mir machen, aber nicht mit meinen Leuten“, hatte er gesagt.
Nun gab sich Schäfer etwas versöhnlicher. Beinahe gönnerhaft sagte er, man sei „dem Investor gegenüber nach wie vor gesprächsbereit“. Allerdings gebe es „Rahmenbedingungen, an die wir uns halten müssen. Zum Beispiel die 50+1-Regel oder bis wann wir eine gewisse Planungssicherheit haben müssen.“ Und beeilen müsste sich Ismaik sowieso. Die Gespräche mit Sportchef Florian Hinterberger und wohl auch Trainer Alexander Schmidt scheinen so weit fortgeschritten, dass bis Mitte der Woche die neuen Verträge unterschrieben sein sollen. Während also Ismaik weiter seinen Anwalt Michael Scheele sein Investment prüfen und seinen Berater Hassan Shehata das Training beobachten lässt – schaffen die Löwen weiter Tatsachen.
Trotz aller Querelen glaubt Schäfer, dass Ismaik zumindest „die zugesagten Zahlungen für den Ausgleich des Defizits leisten“ werde. Bis zum 23. Mai benötigt 1860 dafür zwischen ein zwei Millionen Euro. Dominik Hechler