Schäfer: „Andere sind abgehauen“

Robert Schäfer galt trotz der Rettung schon als gescheitert. Hier erklärt der junge Geschäftsführer, warum er seine Zukunft weiter bei 1860 sieht.
von  Interview: Marco Plein

Robert Schäfer galt trotz der Rettung schon als gescheitert. Hier erklärt der junge Geschäftsführer, warum er seine Zukunft weiter bei 1860 sieht – und wie er mit Ismaiks Leuten arbeiten will.

 

AZ: Robert Schäfer, Ihr Besuch im Löwen-Trainingslager endete mit einem Schock, der Gesichtsfraktur von Necat Aygün. Da kann auch mal einem Geschäftsführer die Laune vergehen, oder?

ROBERT SCHÄFER: Absolut, ja. Ausgerechnet Necat. Er hat sich immer vorbildlich an die Mannschaft herangekämpft. Aber wenn man seine Einstellung kennt, weiß man, dass er so schnell wie möglich spielen will. Er ist ein Musterprofi.

Apropos Vorbild. Die Löwen wollen eine veränderte Philosophie leben, bescheiden sein, fest zusammenhalten. Das muss auch Ihnen gut gefallen.

Das muss so sein. Wir sind kein Fünf-Sterne-Klub, wir sind auf jeden Cent angewiesen. Seit Winter hat unser Teammanager Florian Waitz 60000 Euro durch Testspiele eingenommen. Es geht überall voran, zum Beispiel wird es ein neues Ticketsystem und unsere neue Homepage geben. 1860 lebt ein neues Leben. Alle haben gesagt, 1860 wird es wieder versauen, die Rettung klappt eh nicht. Sechzig hat das aber geschafft und bewiesen, dass auf unserem Verein doch kein böses Karma liegt. Es waren schwierige Zeiten, aber jetzt sind wir stabil, weil wir Hasan Ismaik als Partner gewinnen konnten. Das war eine große Teamleistung, vielleicht haben wird damit einige positiv überrascht.

Sie selbst aber wurden als derjenige angesehen, der die Rettung wegen eines plötzlichen Finanzlochs gefährdet hat. Ihr Ende bei 1860 schien schon besiegelt. Wie schwer war es, all das hinzunehmen?

Nicht leicht, klar. Es war für mich unverständlich, dass es nach der ganzen Arbeit öffentlich hieß, der junge Geschäftsführer hätte es gefährdet. Aber ich selbst weiß, wie schwer die Aufgabe war. Es bringt nichts, rückblickend alles genau aufzudröseln, nur um sich selbst darzustellen. Aber zwischendurch hätte ich schon gehofft, dass man merkt, welches Risiko auch ich eingegangen bin. Ich habe mich dem Insolvenzrisiko und der Aufgabe gestellt. Andere sind davor abgehauen.

Wo sehen Sie Ihre Zukunft?

Ganz klar: bei Sechzig. Ich habe mit dem Team und den Mitarbeitern des Geschäftsstelle eine schwere Zeit erlebt. Die Pflicht haben wir geschafft, jetzt kommt die Kür. Ich bin in der schweren Zeit nicht weggelaufen. Dann mache ich das jetzt erst recht nicht. Im Moment aber merke ich, wie sehr die Rettung Kraft gekostet hat.

Dennoch, öffentlich galt nur Präsident Dieter Schneider als Vereinsretter. Sie selbst wurden hingegen kaum so bezeichnet.

Was mich früher immer bei 1860 so aufgeregt hat, war, dass es in der Führung so viel um Egos ging. Dadurch sprangen sogar Sponsoren ab, so wurde sogar die Existenz des Vereins gefährdet. Da konnte ich doch auf keinen Fall selbst so anfangen. Es gehört einfach zu meinem Job, Eitelkeiten in den Hintergrund zu schieben. Ich kann mit meiner Rolle sehr gut leben.

Sind Sie denn stolz auf die Rettung?

Wenn ich sehe, was wir erreicht haben, bin ich sehr stolz auf mein Team, das unter schwierigen Bedingungen gearbeitet hat, das fängt bei Fahrer Arnold Holub an und hört bei der Pressesprecherin Lil Zercher auf. Aber stolz ist das falsche Wort. Das gilt eher für meinen Vater, der die ganze Rettung in einer Mappe mit allen Artikeln dokumentiert hat. Typisch Lehrer halt (lacht). Er hat gesagt, wenn ich mal Zeit habe, müsse ich mir die Mappe mal durchsehen. Darauf freue ich mich.

Investor Hasan Ismaik setzt mit dem Münchner Steuerberater Axel Schiller einen Finanzkontrolleur bei 1860 ein. Stört es Sie nicht, wenn Ihnen nun jemand auf die Finger schaut?

Überhaupt nicht. Es ist eine wesentliche Erleichterung für die Geschäftsführung wie in der Vergangenheit aufzuteilen. Er ist ein echter Zahlenmensch, und dass so ein erfahrener Mann unsere Finanzabteilung mitaufbaut und dann später als Kontrolleur da ist, sehe ich nur als Vorteil. Er ist ja auch Schwabe, und die sind ja bekanntlich sehr exakt.

 

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