Schachner: "So spielt Sechzig ewig Zweite Liga"

Der Ex-Coach Walter Schachner hält wenig vom Jugendkurs der Löwen – und sieht seine Zeit bei 1860 nicht als Flop
von  Abendzeitung
Vor einem Jahr wurde Walter Schachner beim TSV 1860 entlassen.
Vor einem Jahr wurde Walter Schachner beim TSV 1860 entlassen. © sampics/Augenklick

Der Ex-Coach Walter Schachner hält wenig vom Jugendkurs der Löwen – und sieht seine Zeit bei 1860 nicht als Flop

AZ: Dienstag, 18. März. Herr Schachner, heute vor einem Jahr hat der TSV 1860 den Trainer gewechselt. Sie mussten gehen, Marco Kurz kam.

WALTER SCHACHNER: Aha.

Verfolgen Sie denn noch die Sechziger?

Klar, wenn ich Zeit habe. Aber nur noch aus der Ferne.

Und was sehen Sie aus der Ferne?

Die werden wieder nur um Platz acht oder neun spielen. Es wird wieder nicht weitergehen.

Warum ist das so?

Wissen’s, mit all den Jungen, das ist ja super. Aber mit so vielen Jungen und nur zwei Alten wirst du ewig Zweite Liga spielen.

Wie würden Sie denn die Entwicklung des TSV 1860 in diesen zwölf Monaten beschreiben?

Die Situation ist die gleiche, alle Jahre wieder. Es hat sich nichts bewegt, außer, dass ein paar Junge hinzugekommen sind. Und die Bender-Zwillinge, die habe ich entwickelt. Ich habe sie ein Jahr aufgebaut, ich habe damals schon gesehen, dass die Zukunft haben. Sie haben sich damals im Training schon aufgedrängt. Ich weiß noch gut, wie Stefan Reuter gesagt hat: Die sind zwar erst 17, aber die müssen dabei bleiben.

Und wie haben sich Lars und Sven Bender weiterentwickelt?

Sie sind inzwischen Stammspieler. Einer von ihnen spielt sogar ab und an in der Viererkette.

Arbeiten Sie denn nicht gerne mit Jungen zusammen?

Ich bin für junge Spieler. Nur was für mich entscheidend war: Ich wollte mit 1860 aufsteigen. Als wir uns damals vor einem Jahr zusammengesessen haben und mir gesagt worden ist, dass noch mehr junge Spieler von den Amateuren kommen sollen – das war nicht meins. Du schnupperst immer ran an den Aufstieg, aber da fehlt es dann an Kontinuität gegenüber Mannschaften wie Gladbach, Mainz oder Köln. Mit den Jungen wird das vielleicht in ein, zwei, drei Jahren was. Aber ich weiß nicht, ob sie es bei Sechzig so lange aushalten.

Diesen Druck hatten Sie auch.

Wir waren zu meiner Zeit ja auch genauso knapp dran wie jetzt. Wissen’s, hier in Österreich wird meine Zeit dort ja als Flop dargestellt. Ich sehe das nicht als Flop an. Als wir ins Trainingslager nach Teneriffa geflogen sind, waren wir Fünfter.

Was hat sich denn bei Ihnen in dieser Zeit bewegt?

Ich habe jetzt eine schöpferische Pause. Vielleicht muss ich mehr den Trainer Walter Schachner analysieren. Ich bin ja zweimal eine Sache zu schnell angegangen: 1860 war von Sonntag auf Montag. Und danach in Kärnten, das ist ein Retortenklub. Wir haben die Lizenz gekauft, aber hatten keine Bälle. Trainingsgeräte hat’s noch nicht gegeben, ein Trainingsgelände gibt es immer noch nicht. Nur ein schönes Stadion. Aber das reicht ja nicht.

Kehren Sie im Sommer ins Trainergeschäft zurück?

Nur, wenn sich ein Verein mit einem guten Umfeld und einer guten Struktur findet. Sonst warte ich. Ich habe ja noch einen Vertrag in Kärnten bis 2009, bin ja nur dienstbefreit, aber bei vollen Bezügen.

Sie haben eine Woche bei Real Madrid hospitiert und Bernd Schuster über die Schulter geschaut.

Da lacht das Trainerherz, wenn die Übungen mit einer Ballberührung funktionieren. Das ist die Crème de la Crème.

Was kommt jetzt für Sie als nächstes?

Nach Ostern fliege ich mit meiner Frau zehn Tage in Urlaub nach Dubai, um Energie zu tanken. Dann bereite ich mich auf meinen nächsten Klub vor, bei dem ich hospitieren werde.

Wo soll das sein?

Ich wähle zwischen Arsenal, Milan oder Inter Mailand. Ancelotti oder Mancini kenne ich gut, ich bin bei Wenger und Capello, wenn sie in der Steiermark im Trainingslager sind. Ich kenne sie ja alle. Gegen den Schuster hatte ich selbst zwei Mal gespielt, er konnte sich noch an mich erinnern.

Interview: Thorsten Klein

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