Savio, der Ausgebremste
Der junge Löwen-Stürmer holt gegen Dortmund den Elfmeter raus, will selbst schießen – undwird von Lovin, Ludwig und Kiraly gemaßregelt: „Es gibt Hierarchien, an die muss man sich halten.“
MÜNCHEN Savio Nsereko duckte sich. Gesenkten Hauptes verließ der 20-Jährige das Grünwalder Stadion. Lust zu reden hatte er an diesem Samstag offenkundig keine. „Nein“, stammelte er nur, „ich will nichts sagen. Kein Kommentar." Eine Viertelstunde später war er ein paar Hundert Meter weiter südlich auf dem Trainingsgelände der Löwen angekommen. Savio stieg die Treppen hinab zu den Umkleidekabinen und wiederholte dabei noch immer kleinlaut: „Sorry, ich werde mich dazu nicht äußern."
Was war passiert? Im Geburtstagsspiel des TSV 1860 gegen Borussia Dortmund holte der Neu-Löwe in der Schlussphase einen Elfmeter heraus. BVB-Verteidiger Patrick Owomoyela hatte ihn im Strafraum mit einer schlecht getimten Grätsche von den Beinen geholt. Nachdem Schiedsrichter Arno Blos gepfiffen hatte, griff sich Savio selbst den Ball und wollte den Strafstoß selbst verwandeln. Doch daraus wurde nichts! Die Routiniers Florin Lovin (28) und Alexander Ludwig (26) ließen es nicht zu.
„Es gibt Hierarchien, an die muss man sich halten", erklärte Ludwig, der letztlich den Ball auf den Punkt gelegt und sicher verwandelt hatte. „Das hat auch etwas mit Respekt gegenüber Älteren zu tun. Jeder muss sich in seine Rolle fügen in einer Mannschaft. So einfach ist das."
Auf dem Platz hatte der ausgebremste Savio zunächst wenig einsichtig gewirkt. Als die Kugel im Netz zappelte, zeigte der Angreifer wenig Begeisterung und drehte klatschend ab. Diese Reaktion wiederum ärgerte Löwen-Torhüter Gabor Kiraly so sehr, dass der aus seinem Tor über den halben Platz stürmte, um den jungen Stürmer zurechtzuweisen. Später sagte der Ungar: „Savio hatte den Elfer super rausgeholt." Doch er fügte auch hinzu: „Damit war sein Job erledigt. Er hat sich danach leider nicht an die Regeln gehalten. Die muss er zukünftig akzeptieren."
Trainer Reiner Maurer nahm Savio dagegen in Schutz. Wohl auch, weil er auf den Offensivkünstler baut. „Er war belebend für unser Spiel, und dann wollte er halt unbedingt sein Tor schießen", kommentierte der 50-Jährige. Allerdings gibt es in Sachen Hierarchie auch für den Cheftrainer nichts zu diskutieren. „Es gibt natürlich Absprachen und Momente, in denen die Erfahrenen ganz klar Vorrang haben.“ Auf ein Einzelgespräch mit Savio wird Maurer jedoch verzichten: „Ich werde mir ihn nicht noch mal zur Brust nehmen müssen. Er weiß schon selbst, dass das falsch war.“
Marco Plein