Rukavina fühlt sich links liegen gelassen

Antonio Rukavina steht bei 1860 zum Verkauf: „Ich bin nur noch die Nummer 30 im Kader”
von  Marco Plein
Will bei 1860 bleiben: Antonio Rukavina
Will bei 1860 bleiben: Antonio Rukavina © sampics / Axel Heimken

Maria Taferl -  Ganz oben im Hotel, das sich die Löwen für ihr Trainingslager in Maria Taferl ausgesucht haben, gibt es eine Skybar. Der Blick von dort über die Donau und die Wachau ist beeindruckend; die Barlounge gilt als Raum zum Entspannen. Antonio Rukavina sitzt trotzdem unruhig da und fuchtelt mit den Händen. Immer wieder sagt er: „Ich kann es nicht verstehen.”

Der Serbe ist bei den Löwen nicht mehr gewollt, der Verein hat ihm gesagt, man könne sich sein Gehalt nicht mehr leisten, nun suche man händeringend nach einem Interessenten. Sportkoordinator Florian Hinterberger erklärt: „Für uns ist das auch nicht angenehm. Aber das ist normal im Geschäft. Wir haben eine Entscheidung getroffen, alles läuft sauber ab.”

Rukavina sieht das anders. Er hat sich nichts vorzuwerfen, spielte letzte Saison jede Sekunde, auf einmal wird er links liegen gelassen und muss mit den Nachwuchstalenten trainieren. „Ich bin nur noch die Nummer 30 im Kader, das ist beschämend. Aber ich muss es akzeptieren. Ich bin Profi, ich mache jetzt keinen Ärger.” Als er das sagt, wirkt er nicht mal verbittert, er lacht darüber und meint, „mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Ich will, wenn ich gehe, allen in die Augen schauen und die Hand schütteln können. Ich werde 1860 verlassen wie ein Mann und nicht wie ein beleidigtes Kind.” Was ihn in Maria Taferl nur so bitter enttäuscht: „Man sieht mich jetzt so, als wäre ich schon weg. Dabei bin ich doch noch da. Es ist komisch.”

Immerhin kann er sich damit trösten, nicht alleine zu sein. Seinem Zimmerpartner und Landsmann Djordje Rakic ergeht es genauso. Auch der Stürmer ist nicht zornig, man sieht ihn häufig lachen, und dennoch will er lieber gar nichts sagen. „Djordje ist sehr stolz”, erklärt Rukavina, „auch wenn wir immer zusammen sind, wir sind unterschiedliche Typen.” Mit der Gemeinsamkeit, dass sie beide warten müssen. „Das ist nicht leicht", sagt Rukavina, „je länger ich hier bin, umso schwerer wird es, mich woanders vor der Saison zu integrieren. Eigentlich ist es verlorene Zeit.”

Gut möglich aber, dass dieser Zustand noch etwas anhält, denn der 27-Jährige sagt ganz klar, dass er nur dann einem Wechsel zustimmen wird, sollte der für ihn keine Verschlechterung darstellen. „Ich habe, als ich aus Dortmund kam, auf die Hälfte meines Gehalts verzichtet. Letztes Jahr habe ich dann noch mal auf Geld verzichtet. Das kann ich jetzt nicht ein drittes Mal machen”, sagt der 27-Jährige.

„Ich könnte jetzt schimpfen”, sagt er, „aber das ist nicht mein Stil.” Er will auch nicht darüber reden, ob er sich als Opfer des Abgangs von Ex-Sportchef Miki Stevic fühle, „die Situation ist einfach nur unschön – und kompliziert”. Vor allem, weil er eigentlich kommende Woche von Thalkirchen nach Harlaching umziehen will und sich schon darauf eingestellt hatte, mit Ehefrau Dragana und Söhnchen Andre ein paar Jahre bei 1860 zu bleiben.

Wie es nun weitergeht, weiß er nicht. „Im Moment”, erklärt er, „könnte es verrückter nicht sein bei mir, aber es werden auch ruhigere Zeiten kommen.” Sobald er einen neuen Klub gefunden hat. Doch bislang tut sich wenig. Denn bis auf eine Anfrage seines Heimatklubs Partizan Belgrad und vage Interessensbekundungen aus Russland und Spanien steht alles still. „Der Markt ist tot”, bestätigt Hinterberger. Auch das muss Rukavina ertragen. 

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