Rukavina: Erst vor den Altar, dann zur WM
Obwohl er nur in Liga 2 spielt, hofft der 1860-Profi mit Serbiens Nationalteam nach Südafrika zu fahren. Vorher will er seine Freundin Dragana heiraten: „Der größte Moment meines Lebens“
MÜNCHEN Antonio Rukavina macht sich wohl berechtigte Hoffnungen. Der Löwen-Profi, der seit Sommer 2009 auf vier Länderspieleinsätze für Serbien kam, geht davon aus, mit seinem Heimatland im Sommer zur WM zu fahren. Und dies, obwohl er als einziger aktueller Nationalspieler Serbiens nur in der 2. Liga spielt. „Ich war in allen WM-Qualifikationsspielen im Kader“, sagt der selbstbewusste 25-Jährige, „ich wäre nur nicht dabei, wenn ich mich verletze.“
Auch wenn Rukavina nur der Ersatzmann für den in der Stammelf gesetzten Rechtsverteidiger Branislav Ivanovic vom FC Chelsea ist, denkt er, dass Nationaltrainer Radomir Antic auf ihn setzt. Denn seine Kollegen in der serbischen Auswahl spielen wie Ivanovic zumeist bei europäischen Topklubs – so auch Nemanja Vidic bei Manchester United oder Dejan Stankovic bei Inter Mailand.
„Antic hat mir gratuliert und gesagt, dass es die richtige Entscheidung war, von Dortmund zu 1860 zu wechseln. In Serbien haben die Löwen einen guten Namen. So versaure ich nicht auf der Bank, sondern spiele immer. Das ist Antic wichtig. Und Deutschlands Zweite Liga ist die stärkste Zweite Liga der Welt.“
Als Rukavina (18 Länderspiele) im Dezember die WM-Auslosung im TV verfolgte und klar war, dass Serbien im zweiten WM-Gruppenspiel am 18. Juni auf Deutschland trifft, war er zunächst geschockt. „Meine erste Reaktion war: Oh, nein! Warum Deutschland?“ Aber mittlerweile freut sich der Löwen-Profi auf den dreimaligen Titelträger: „Nach Brasilien und Holland sind die Deutschen das beste Team der Welt – für uns Serben ist es das Größte, gegen Deutschland spielen zu dürfen. Deutschland ist für uns ein Vorbild in jeglicher Hinsicht.“
Dennoch glaubt Rukavina, dass sich auch sein Land für das Achtelfinale qualifizieren wird: „Wenn wir Ghana im ersten Spiel schlagen und dann gegen die Deutschen ein Remis holen, sind wir weiter.“
Wenn sich Rukavina die Namen der deutschen Nationalspieler durchliest, dann bleibt er vor allem bei zwei Spielern hängen: „Michael Ballack ist der beste deutsche Spieler – ohne ihn geht gar nichts. Alles kommt von ihm. Aber auch Bastian Schweinsteiger ist ein Entscheider.“ Was Rukavina nicht nachvollziehen kann: „Für mich ist Marko Marin das größte deutsche Talent – aber spielen darf er in der Nationalelf kaum. Das ist schwer zu verstehen.“ Der einst vom Löwen-Sportdirektor Miki Stevic entdeckte Neu-Bremer kam 2009 nur auf drei Länderspiele.
Bevor es zur WM nach Südafrika geht, hat Rukavina (Vertrag bis 2012), der am Samstag mit 1860 in Hoffenheim testet (17 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de), noch zwei andere Aufgabe zu erledigen: „Erst will ich mit 1860 in die Bundesliga aufsteigen – und dann meine Dragana in Belgrad vor den Traualtar führen.“
Das 24-jährige Model ist die starke Frau an seiner Seite. Sie gebe ihm den Halt, den er als Profi brauche. Im Mai will das Paar in Belgrad vor 150 Gästen kirchlich heiraten. Rukavina: „Für mich wird dies der schönste Moment meines Lebens – das stelle ich auf dieselbe Ebene wie die Geburt eines Kindes.“ Oliver Griss