Routinier Danhof drängt zurück: Kann 1860-Youngster Reich seinen Stammplatz verteidigen?

München - Des einen Löwen Freud, des anderen Löwen Leid: Während sich ein Neulöwe direkt zu Saisonbeginn verletzte und seitdem auf weitere Drittliga-Minuten warten muss, bekam ein Junglöwe seine Chance und wurde sprichwörtlich ins eiskalte Wasser geworfen. Jetzt ist der Herausforderer wieder fit ‒ und duelliert sich aufs Neue mit dem Nachwuchstalent.
Neuzugang Tim Danhof ist im Laufe der vergangenen Woche wieder ins Mannschaftstraining des TSV 1860 eingestiegen, womit Cheftrainer Argirios Giannikis nunmehr auf allen Positionen die Qual der Wahl hat. Auch auf der Rechtsverteidiger-Position, also dort, wo seit Saisonbeginn Lukas Reich aufläuft.
Der erst 17 Jahre alte Jungspund stand bisher bei allen Drittligaspielen der Sechzger in der Startformation, Danhof kam dagegen nur am ersten Spieltag gegen den 1. FC Saarbrücken (0:1) auf einen zehnminütigen Kurzeinsatz, danach legte ihn eine Fußverletzung lahm.
Lukas Reich beim TSV 1860 München ins kalte Wasser geworfen ‒ und freigeschwommen
"Lukas Reich ist ein großes Talent, dem wir die nötige Spielzeit geben wollen, um sich zu entwickeln" sagte Sechzigs Sport-Boss Christian Werner kürzlich zur AZ über den gebürtigen Erdinger. Reich lebt seitdem seinen Traum ‒ vom Sechzger-Bürscherl zum Löwen-Profi. Der Youngster steht exemplarisch für den Weg, mit dem Sechzig und sein preisgekröntes Nachwuchsleistungszentrum immer wieder werben: für eine stetige Junglöwen-Produktion und für eine hohe Durchlässigkeit vom Talent in den Drittligakader.
Reich erwies sich dabei als bissiger, kampfstarker Verteidiger, der trotz des verpatzten Saisonstarts teils frech und unbekümmert aufspielt. Gewiss zahlte Sechzigs Nummer 20 auch einmal Lehrgeld, doch natürliche Leistungsschwankungen müssen bei jungen Spielern auf dem Weg zum erfahreneren Profi eingepreist werden.
Fazit: Reich hat seinen Eiskalt-Wasserwurf, bei Sechzig vielmehr eine Feuertaufe, recht gut bestanden. Sprich: Er hat sich freigeschwommen, wartet auf weitere Einsätze. Bei den Fans gilt er schon jetzt als recht beliebt.
"Nicht überstrapazieren": Tim Danhof muss Geduld mit Comeback haben
An dieser Stelle kommt nun wieder Kollege Danhof ins Spiel. Reich hatte zwar beim Saisonauftakt gegen Saarbrücken den Vorzug vor dem Routinier (27) erhalten, doch ohne die komplizierte Verletzung des Konkurrenten hätte sich das Duo die Einsatzminuten wohl gleichmäßiger aufgeteilt als Reichs sieben Startelfeinsätze in sieben Saisonspielen und Danhofs Kurzeinsatz als Joker. Danhof galt vor seinem Wechsel zu 1860 als Dauerbrenner von Erzgebirge Aue (66 Drittligaeinsätze, fünf Tore, sechs Assists).
Wie nahe der Neulöwe nun schon wieder dran ist am 1860-Kader? Vielleicht nicht ganz so nahe, wie er gerne wäre. "Tim Danhof ist nach sechs Wochen drei oder vier Teameinheiten wieder im Mannschaftstraining", erklärte Giannikis und mahnte: "Ich glaube, wir tun gut daran, dass wir es bei dieser sensiblen und langwierigen Geschichte, die er hatte, nicht überstrapazieren."
Erst, wenn der gebürtige Erlanger "schmerzfrei" sei und "ein bisschen aufgeholt" habe, sagte Giannikis, sei er ein Spieler, "der sehr willkommen ist, weil er eine hohe Qualität hat."

TSV 1860: Reich weiter gesetzt ‒ Mack wird vorerst kein Löwe
Reich darf also gewiss noch auf den ein oder anderen Einsatz hoffen, bevor dem Nachwuchstalent eine Pause verordnet wird, um es nicht gleich zu verheizen. Schließlich soll eine solche Entwicklung behutsam und möglichst ohne große Rückschläge vonstattengehen.
Laut Giannikis sei Reich "hochtalentiert und hochspannend", man brauche aber "Feingefühl, wie oft wir ihn belasten, wie viel Druck wir ihm auferlegen und wann." Die Frage, wer in der Startelf steht, geht in den kommenden Wochen auch auf dieser Position wieder von vorne los.
Übrigens: Der TSV 1860 hat nach AZ-Informationen zum jetzigen Zeitpunkt Abstand von einer Verpflichtung des vertragslosen Mittelfeldspielers Luca Mack (24) genommen. Hier galt es für Giannikis und Werner, eine ähnliche Abwägung vorzunehmen:
Eine Verpflichtung des Sechsers hätte wohl bedeutet, dass den beiden Junglöwen Tim Kloss und Moritz Bangerter noch weniger Spielzeit zuteilgeworden wäre. Zwei Spieler, die Sechzig fördern will ‒ genauso wie Reich, den jungen Sechzger-Schwimmer.