Rolle Rückwärts beim Wahlkampfversprechen: Jetzt spricht Ismaik von "Bankkredit"

München - Wenn sich der Investor einen Wahlkampf-Marathon auferlegt: Hasan Ismaik hat in den vergangenen Tagen Nägel mit Köpfen gemacht. Im AZ-Exklusivinterview legte er seinem zuvor per Video abgesetzten 100-Millionen-Euro-Versprechen vergangene Woche gleich nochmal 100 Millionen drauf. Doch damit nicht genug: Zuletzt wagte sich Sechzigs Hauptgesellschafter in die Höhle der Löwen.
Am Sonntag hat der Geldgeber des TSV 1860 die Organisation "Pro1860" getroffen, die mit mehreren Mitgliedern in Sechzigs Gremien präsent ist. "Das höflich und respektvoll geführte Gespräch konnte hoffentlich dazu beitragen, dass Hasan Ismaik besser versteht, wer PRO1860 ist, warum wir PRO1860 gegründet haben und welche Ziele für den TSV München von 1860 wir damals und heute verfolgen," schreibt die Organisation, die ihrer Beschreibung zufolge "zu einer erfolgreichen Zukunft unter Wahrung und Erhalt der Vereinstraditionen beitragen" wolle.
Pro1860 hat bei den Löwen durchaus Einfluss
Wie in den vergangenen Jahren nur tröpfchenweise bekannt wurde, ist der Einfluss von Pro1860 nicht zu unterschätzen: Beispielsweise mussten mehrere Präsidenten im Rahmen ihres "Castings" durch den Verwaltungsrat bei Pro1860 vorsprechen, um ihren jeweiligen Standpunkt gegenüber Ismaik und der Stadionfrage zu erörtern.
Ein großes, weiß-blaues Fragezeichen stellte sich bei der Finanzierung: Während "Pro1860" schreibt, dass Ismaik 80 bis 90 Millionen als Kredit einer ihm bekannten Bank und die restliche Summe als Kapitalerhöhung mit eventuell neuen Gesellschaftern, freiverkäuflichen Aktien der KGaA oder ebenfalls Krediten auftreiben wolle, wird der Investor auf einer Fanklubveranstaltung im Dachauer Hinterland von "dieblaue24" anders zitiert: "Entweder als Geschenk oder Kapitalerhöhung."
Finanzierungsfrage: Plötzlich spricht Ismaik von einem Bankkredit
Auf AZ-Nachfrage bestätigte Ismaik die Version mit einem Bankenkredit: "90 Millionen sind bereit für das Stadion." Der 46-Jährige ergänzte, ohne künftige Geldgeschenke in Form von Genuss-Scheinen zu versprechen, er schloss sie aber auch nicht aus: "Das 100-Millionen-Angebot ist echt und ich halte mich an mein Wort."
Worte, an denen sich Ismaik messen lassen müsste - allerdings erst dann, sollte die aktuelle Vereinsführung abgelöst werden, was zum jetzigen Zeitpunkt in den Sternen steht.
Trifft sich Ismaik noch mit den aktuellen Verantwortlichen?
Spannend ist auch, dass Ismaik nicht nur im Bayerischen Rundfunk ein Interview gegeben hat ("Ich sehe den TSV 1860 München in fünf Jahren in der Bundesliga neben dem FC Bayern."): Der Jordanier hat sich zudem mit den investorenkritischen Blogs "Sechzger.de" und "Löwenmagazin" getroffen.
Fehlt eigentlich nur noch ein letzter Schritt: ein Treffen mit Präsident Robert Reisinger und den amtierenden Verwaltungsräten. Im AZ-Interview hatte es Ismaik kategorisch ausgeschlossen, doch vielleicht überlegt er es sich auf den letzten Metern seiner XXL-Wahlkampfkampagne ja noch anders.
Zu besprechen gäbe es genug - wobei Ismaik mit seinen Aussagen keinen Zweifel daran lässt, dass er dies einzig und allein mit einer neuen Vereinsführung tun würde.