Robert Schäfer: Impulsiver Stabilisator

Am Mittwoch ist Robert Schäfer genau zwei Jahre als 1860-Geschäftsführer im Amt. Der Beginn war schwierig, es gab Dissonanzen, inzwischen aber bekommt er viel Lob. Hier zieht die AZ Bilanz.
von  Marco Plein
Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer
Löwen-Geschäftsführer Robert Schäfer © AZ

MÜNCHEN Ein paar Tage hätte er sich noch gönnen können im sonnigen Südostasien. Angenehme 25 Grad sollen es am Mittwoch in Vietnam werden, doch weil Robert Schäfer, der Geschäftsführer des TSV 1860, seinen Urlaub wegen der Talfahrt der Löwen abbrach, muss er nun mit dem Münchner Schmuddelwetter leben. „Wir respektieren seine Entscheidung sehr, sie zeigt, wie sehr er betroffen war von der Entwicklung”, sagt Präsident Dieter Schneider.

Neben seiner Tribünenpräsenz beim wichtigen 1:0 am Sonntag in Frankfurt hat die frühe Heimreise noch was Gutes für Schäfer: Nun kann er sein Dienstjubiläum daheim feiern; am Mittwoch ist Schäfer zwei Jahre im Amt als Geschäftsführer der KGaA. Viele seiner Vorgänger hielten nicht so lange durch, auch Schäfer erlebte schwere Tage: Er trieb einen Stellenabbau voran, feuerte bewährte Kräfte, das tat weh. Nun muss er in Zusammenarbeit mit Investor Ismaik bis 2015 den Aufstieg schaffen. Die AZ zieht eine Bilanz nach zwei Jahren Schäfer.

ENTWICKLUNG Schäfer, der schon vor seiner Beförderung am 14. November 2010 als Projektleiter bei Vermarkter IMG für die Löwen gearbeitet hatte, trat anfangs aufbrausend auf und kommentierte allerlei Themen, mischte sich gar in sportliche Entscheidungen ein. Noch heute sagt Investor-Vertreter Hamada Iraki: „Er ist oft sehr impulsiv und könnte manchmal noch diplomatischer auftreten, aber Emotionen sind ja auch genau richtig im Fußball. Das gehört auch dazu.” Mit der Zeit aber nahm sich Schäfer zurück, besann sich auf die Unternehmensführung, heute spricht er selten öffentlich. Die Folge: „Wir haben ein neues Vertrauen geschaffen. Die Leute fangen wieder an, den TSV 1860 ernst zu nehmen”, sagt er stolz.

ZUSAMMENARBEIT: Anfangs, in der für 1860 arg bedrohlichen Finanznot, traten Schäfer und Schneider wie ein zusammengeschweißtes Retter-Duo auf. Doch als 1860 nach dem Anteilsverkauf gerettet war, kam es zu Problemen. „Viele Dinge waren der im deutschen Fußball völlig neuen Situation mit einem Investor aus einem anderen Kulturkreis geschuldet. Jeder musste erst mal seinen Platz finden”, sagt Schneider und fügt an: „Heute erleben wir eine sehr gute Zusammenarbeit im Sinne des Vereins.”

FAN-ANSEHEN Freilich musste sich Schäfer, der aus Braunschweig stammt und seine ersten Bundesligaerfahrungen in einem Praktikum beim BVB machte, erst mal an die bei 1860 bedeutsamen Themen herantasten. Zudem wird ihm aufgrund der Herkunft auch heute fehlende Identifikation vorgeworfen. Doch Konfliktthemen ging der 36-Jährige offensiv an. Zur Nazi-Problematik im eigenen Fanblock sagte er: „Wir haben uns entschlossen, die Augen nicht zu verschließen und rechtsradikales Gedankengut zu bekämpfen.” Auch den Traum vom eigenen Stadion treibt Schäfer voran. „Wir sind nicht taub. Was die Fans wollen, ist uns wichtig.”

KRISENMANAGEMENT Schäfer schwört auf Kontinuität bei 1860. Daher ist er stolz, seit zwei Jahren mit fast dem gleichen Team zu arbeiten. In einer schweren Krise im vorigen Herbst sagte er: „Jetzt können wir beweisen, dass sich was verändert hat. Was wir sagen, halten wir auch, und das gilt auch für unseren Trainer.” Diesen Herbst, als es wieder nicht rund lief, erklärte er: „Wir haben die nötige Qualität und das Vertrauen, dass wir die Kurve kriegen.”

INVESTOR-KONTAKT Freilich, Schäfer arbeitet in einer brisanten Konstellation. Als Knotenpunkt muss er zwei Gesellschafter verknüpfen; dass er der Investorenseite nahesteht, wurde ihm oft vorgeworfen. Vielmehr aber ist er vom Projekt überzeugt. Iraki lobt: „Wir unterstützen uns gegenseitig, ich halte sehr viel von ihm. In meinen Augen ist er ein entscheidender Grund, wieso 1860 wirtschaftlich stabil dasteht.”

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