Robert Reisinger: Der Interims-Präsident des TSV 1860 im Porträt

Der Interimspräsident des TSV 1860 München plant den Neuaufbau, gibt den Vermittler und erklärt zum Zoff mit dem Investor: "Mit mir fährt niemand Schlitten, und mich schüchtert auch keiner ein."
von  Matthias Eicher
Siebter Oberlöwe in der Ära Ismaik: Robert Reisinger, zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats.
Siebter Oberlöwe in der Ära Ismaik: Robert Reisinger, zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats. © sampics/augenklick

München - Willkommen, Nummer sieben! Robert Reisinger übte bis vor kurzem das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Verwaltungsrats aus. Jetzt ist er nach Peter Cassalettes Rücktritt am Dienstag als Präsident nachgerückt. Als siebter Oberlöwe der Sechzger in der Ära Hasan Ismaik.

"Immer wieder sind die Präsidien an Ismaik gescheitert", klagte Vizepräsident Hans Sitzberger am Montag über die zahlreichen Zerwürfnisse zwischen den Gesellschaftern. Dieter Schneider, Gerhard Mayrhofer, zuletzt Peter Cassalette – wie hießen sie doch alle, die 1860 den Erfolg bringen sollten. Geschafft hat es keiner.

Reisinger hofft auf den Rückhalt der Mitglieder

Nun darf sich Reisinger – zumindest als Übergangspräsident – inmitten des größten Chaos als neuer Sechzger-Boss versuchen. "Mein Ziel ist es, mit Hilfe unserer exzellenten Jugendarbeit auch den Erwachsenenbereich wiederaufzubauen. Ich hoffe, dass die überwiegende Mehrheit der Mitglieder in dieser schwierigen Zeit hinter uns steht", wurde Reisinger am Samstag in einer Pressemitteilung über seine Ernennung zitiert.

Ungleich spannender: Die ersten ausführlichen Worte des früheren Leiters der Fußball-Abteilung (2009 bis 2013) – erstaunlicherweise wurde der neue ranghöchste Vereinsvertreter nicht vorgestellt – gab es im "Wochenanzeiger". Dort erklärte Reisinger, was ihn für diesen Job befähige: "Mir muss man nicht lange erklären, wie der Laden läuft." Der 53-Jährige wisse aber auch, dass sein (Ehren-)Amt nicht zu den beliebtesten im Fußball-Business gilt: "Vergnügungssteuerpflichtig ist die Aufgabe sicher nicht. Aber ich bin Löwe und kann mich nicht einfach wegducken, wenn mein Verein mich in schwerer Stunde braucht."

Er verstehe sich „als Teamplayer und schätze meine Vize-Präsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger sehr, ohne sie würde ich das nicht machen". Das "Allerwichtigste" sei es, dass "der Verein, seine Profi-Fußballtochter und alle im Umfeld schnellstmöglich die Situation in der Regionalliga Bayern annehmen. Und zwar organisatorisch und mental." Es helfe nichts, den "verpassten Chancen aus der Zweitligasaison nachzuweinen. Jetzt heißt es, den Kopf hochzunehmen und die anstehenden Aufgaben anzugehen."

Über den Zwist mit Hasan Ismaik: "So kann man nicht miteinander umgehen"

Zwischen Ismaik und Vereinsseite herrscht derzeit Unfrieden. Reisinger dazu: "Ich habe zu einem Zeitpunkt, als die Fronten völlig verhärtet waren, für Dialogbereitschaft gestanden." Er sei derjenige gewesen, "der damals gesagt hat, so kann man nicht miteinander umgehen und der sich intern mit deutlichen Worten dafür eingesetzt hat, den Mann respektvoll und anständig zu behandeln" Auch jetzt stehe er für "miteinander reden", allerdings "gerne auch der konfrontativen Diskussion unter Partnern – wenn es zielführend ist!" Wohlweislich, dass Machtmensch Ismaik nur in den seltensten Fällen mit sich diskutieren lässt, als vielmehr das Alpha-Tier zu geben, fügt er an: "Aber mit mir fährt niemand Schlitten, das kann ich versprechen und mich schüchtert auch keiner ein."

Der 53-Jährige trägt keine Löwen-Mähne, sondern mangels übrigem Haupthaar eine Glatze. Er gilt, so Sitzberger, als fähiger und treuer Löwe, appelliert an das zwischen Ismaik-Gegnern und Unterstützern völlig gespaltene Fan-Lager, sich "fair und vernünftig mit Argumenten zu begegnen" – ob er auch Ismaik mit ebensolchen ausmanövrieren kann?

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