Reuters Plan: Göktan sollte bei mir wohnen

1860-Manager Stefan Reuter wollte sich um den Problemkicker kümmern – doch der lehnte die Hilfe ab. Obwohl Reuter ihm versprach, dass seine Frau ihm jeden Morgen das Frühstück machen würde.
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1860-Geschäftsführer Stefan Reuter wollte es machen wie einst Hoeneß - und seinen Sorgenkicker bei sich aufnehmen.
sampics/Augenklick 1860-Geschäftsführer Stefan Reuter wollte es machen wie einst Hoeneß - und seinen Sorgenkicker bei sich aufnehmen.

1860-Manager Stefan Reuter wollte sich um den Problemkicker kümmern – doch der lehnte die Hilfe ab. Obwohl Reuter ihm versprach, dass seine Frau ihm jeden Morgen das Frühstück machen würde.

MÜNCHEN Es ist kein Geheimnis, dass Uli Hoeneß für 1860-Sportdirektor Stefan Reuter (42) ein Vorbild ist. Und es gibt ja auch durchaus schlechtere Leitfiguren. Also hat sich Reuter zuletzt ein wenig die Prinzipien des Bayern-Managers zu Eigen machen wollen. Etwa, wenn es um die spezielle Behandlung besonderer Problemfälle geht.

1988 etwa hatte Hoeneß Ex-Stürmer Lars Lunde nach einem fürchterlichen Autounfall bei sich in Ottobrunn aufgenommen und kümmerte sich sechs Wochen lang intensiv um den schwer depressiven Dänen. Jahre später hat er dann auch Mehmet Scholl, als dessen erste Ehe in die Brüche ging, angeboten, bei ihm unterzukommen. Scholl nahm das Angebot nicht an.

Nun hatte Reuter Ähnliches vor: Als sich die Anzeichen mehrten, dass der inzwischen gefeuerte Berkant Göktan massive Probleme hat (und es erste Hinweise auf Göktans Kokain-Sucht gab), bot der Manager dem Profi an, ihn bei sich zu Hause in Grünwald auf unbestimmte Zeit aufnehmen. „Das stimmt“, verriet Reuter nun der AZ, „aber Berkant hat dieses Angebot ausgeschlagen. Berkant hätte bei uns solange wohnen können, bis er seine Lebenskrise überwunden gehabt hätte. Meine Frau (Birgit Reuter, d. Red.) hätte ihm jeden Morgen das Frühstück gemacht, ich hätte ihn danach zur Reha gefahren“, berichtete der Weltmeister von 1990 der AZ. Sogar das Hallenbad und die Sauna der Reuters hätte Göktan benutzten dürfen – doch der Türke, der nach der Bekanntgabe des Kokain-Befunds letzten Dienstag nach Istanbul geflohen ist, wollte alleine aus dem Drogen-Sumpf heraus kommen. Ohne blaue Hilfe.

Dabei hatten die Löwen nach langen Sitzungen sogar einen Hilfeplan für ihren besten Stürmer (37 Zweitligaspiele/20 Tore) aufgestellt, der an klare Bedingungen gekoppelt gewesen wäre. Zum einen sollte Göktan auf den Großteil seines monatlichen Gehalts (rund 30000 Euro) verzichten, zum anderen hätte er sich immer wieder Drogentests unterziehen müssen. „Wir hätten in dieser Zeit seinen Vertrag ruhen lassen“, erzählt Reuter, „wenn er nach drei Monaten fit zurückgekommen wäre, hätten wir ihm eine neue Chance gegeben.“

Göktan lehnte alles ab. „Ich kann Berkant nicht verstehen“, sagt Reuter jetzt. Und ist froh, dass das Kapitel Göktan bei 1860 beendet ist. Das Angebot, bei ihm in der Grünwalder Villa einzuziehen stehe, aber auch heute noch. „Allerdings nicht mehr als Fußballer Göktan“, betont Reuter, „sondern nur noch als Mensch. Wenn Berkant Hilfe braucht, bin ich für ihn da. Er kann jederzeit bei mir einziehen.“

Dass 1860 Göktan gekündigt hat, kann Löwen-Kapitän Daniel Bierofka nachvollziehen. „Es ist traurig“, sagt er, „dass Berkant aus seinen Fehlern nicht gelernt hat. Marco Kurz hat ihn aus dem Englischen Garten zurückgeholt, ihm eine neue Chance gegeben – und was macht er? Er hat das Vertrauen missbraucht. Er hat sich und uns einen Bärendienst erwiesen.“ Trotzdem hofft Bierofka, dass Göktan im Fußball-Business nicht auf Ewigkeit verdammt wird: „Ich hoffe, dass er die Kurve kriegt und irgendwo einen x-ten Neuanfang schafft.“

Oliver Griss

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