Rettung lähmt die Löwen
Investoreneinstieg oder doch die Bankenlösung? Beim TSV 1860 ruhen wegen der finanziellen Krise die sportlichen Planungen. „Allmählich müssen mal Entscheidungen fallen.”
München - Bevor die Löwen am Samstag gegen Greuther Fürth spielen, wird ihr Trainer Reiner Maurer seinem Gegenüber Mike Büskens erst mal die Hand schütteln und ihm herzlich gratulieren. Der Fürther Coach hat ja gerade eine Vertragsverlängerung unterzeichnet, und als Maurer davon erfuhr, dürfte er sich voller Neid Ähnliches gewünscht haben. Denn auf nichts anderes wartet er sehnlicher. Allein: Es tut sich nichts bei den Löwen. Die nach wie vor ungewisse Rettung lähmt die sportliche Planung – und im Wettbewerb mit der Zweitligakonkurrenz läuft langsam die Zeit davon.
Der Verein ist nur mit seiner Rettung beschäftigt, da bleibt kein Platz für Sportplanungen. Mittlerweile treiben die Löwen die schon als aussichtslos abgeschriebene Bankenlösung wieder voran, Geschäftsführer Robert Schäfer bestätigt: „Es ist legitim, dass Gläubiger nicht auf Geld verzichten wollen und deswegen konstruktiv an einer anderen Lösung mitarbeiten. Wenn wir am Ende zwei tragfähige Konzepte (Bankenlösung, Investoreneinstieg, d. Red.) haben, umso besser. Das stärkt unsere Verhandlungsposition und Überlebenschancen.” Auch die nach AZ-Informationen unerwartet große Anzahl von Forderungen des potenziellen Investors Hasan Ismaik zwingen 1860, sich wieder mit dem Bankenmodell zu befassen. Aufsichtsratsboss Otto Steiner sagt: „Es wäre fatal, nicht bis zum Schluss alle Lösungen zu verfolgen.”
Unter all den Unsicherheiten leidet vor allem einer: Trainer Reiner Maurer. Selbst Präsident Dieter Schneider, ein Befürworter Maurers, erklärt auf AZ-Nachfrage: „Es ist nicht so, dass wir ihn zappeln lassen. Aber allmählich müssen mal Entscheidungen fallen, so dass eine vernünftige Planung für die nächste Saison noch möglich ist.” Nach wie vor sind sie sich in den Führungsgremien unsicher, ob man – wie es Schneider nach AZ-Informationen befürwortet – auf der Stelle mit Maurer verlängert, oder ob man noch anderen Kandidaten Chancen einräumt. Selbst dem so mächtigen Schneider scheinen in dieser Personalie die Hände gebunden. Wohl auch, weil nicht alle Führungsfiguren einverstanden waren, als die Löwen die Trennung von Sportchef Miki Stevic beschlossen und sie als „demokratische Entscheidung” verkündeten. Schneider sagt dazu: „Im Fußball wird es immer unterschiedliche Meinungen geben. Das ist ja auch gut so.”
An diesem Mittwoch kommt der Aufsichtsrat zusammen. Maurer soll erst die laufende Saison analysieren und dann seine Visionen für die Zukunft darstellen. Gut möglich, dass der Allgäuer, bei dem sich trotz demonstrativer Gelassenheit allmählich Ungeduld breitmacht, kurz darauf mit einem neuen Vertrag erlöst wird. „In den nächsten zwei Wochen”, sagt Schäfer, „soll die Entscheidung her.”
Diese Entwicklung wäre auch zwingend notwendig; denn nachdem Stevic von seinen Planungsaufgaben für die neue Saison entbunden wurde, gibt es niemanden, der mit Gewissheit an der Zukunft arbeiten kann. Selbst Topstürmer Benny Lauth kommt nicht dazu, mit dem Verein über einen möglichen Verbleib zu reden. Steiner sagt dazu: „Es wird höchste Zeit, dass wir unsere Zukunft gestalten. Es müssen endlich andere Themen in den Vordergrund rücken. Wir sind ein Fußballverein, auch wenn davon kaum noch jemand spricht.”