Relegation gegen Saarbrücken ohne Timo Gebhart : TSV 1860s verhinderter Held

Timo Gebhart sollte die Schlüsselfigur bei Sechzigs angepeiltem Aufstieg in die 3. Liga sein, doch nun ist der Mittelfeldregisseur zum Zuschauen verdammt. Seine Zukunft bei den Löwen ist offen wie nie.
von  Matthias Eicher
Bei den Relegationsspielen gegen Saarbrücken wegen seiner Achillessehnenverletzung zum Zuschauen verdammt: Sechzigs Timo Gebhart (r.), hier mit Markus Ziereis auf der Bank.
Bei den Relegationsspielen gegen Saarbrücken wegen seiner Achillessehnenverletzung zum Zuschauen verdammt: Sechzigs Timo Gebhart (r.), hier mit Markus Ziereis auf der Bank. © Rauchensteiner/Augenklick

München - In manchen Spielen werden Helden geboren. Mit ihren Fähigkeiten, selbst im Mannschaftssport Fußball durch eine Leistungsexplosion eine solche Performance auf den Platz zu zaubern, die ihrem Team im Wettkampf den Triumph beschert.

Die Relegationsduelle des TSV 1860 gegen den 1. FC Saarbrücken sind solche Spiele (alle Infos dazu bekommen Sie in unserem Newsblog). Ein solcher Mann, der den Unterschied ausmachen kann, ist Timo Gebhart. Zum Leidwesen der Löwen wird er auf der Tribüne sitzen – und von dort zusehen. Dem ersten der Spiele, das wohl darüber entscheidet, ob er in Zukunft überhaupt nochmal zum Löwen-Krieger wird. Denn ein weiteres Jahr Regionalliga will er sich nicht antun.

Timo Gebhart von Verletzungen geplagt

Gebhart, Sechzigs 29-jähriger Spielmacher, ist nicht nur ein begnadeter Fußballer, er ist in der laufenden Saison wie seiner ganzen Karriere von Verletzungen heimgesucht. "Für ihn selbst ist es am Allerschlimmsten, dass er fehlt und in der ganzen Saison schon so lange ausgefallen ist", sagt Teamkollege Sascha Mölders der AZ über den Memminger, der einmal mehr – und wie so oft – nur zuschauen kann. Und dessen Ausfall für die Sturm-Kante "krass" ist. Gebharts Berater Matthias Imhoff erklärte der AZ nach einer MRT-Untersuchung vorige Woche, die den Ausfall seines Schützlings endgültig besiegelte: "Timo ist natürlich total down. Er hätte den Löwen so gerne geholfen, den Aufstieg zu schaffen." Die Diagnose? Achillessehnenanriss. Nächste Zwangspause statt Last-Minute-Comeback. Nun bleibt nur: bangen, hoffen, Daumen drücken. Gebhart, der verhinderte Held, unter den Zuschauern auf der Tribüne.

Einst waren es, vor allem in den Zeiten beim 1. FC Nürnberg, Leisten- und Beckenverletzungen sowie Patellasehnenprobleme, die Gebhart zu längeren Pausen zwangen. Aktuell heißt seine Achillesferse nach überstandenem Muskelbündel- und Sehnenanriss im September: Achillessehne. Anfang des Jahres warf ihn eine Entzündung derselben zurück, doch Sechzigs Mittelfeld-Leader tat, was er schon so oft tun musste: Er kämpfte sich zurück.

Gebhart trainierte hart - und forderte Stammplatz

"Ich will spielen, dafür gebe ich alles", hatte er zum Saisonende erklärt, als er mit Macht zurück auf den Rasen drängte: "Ich habe in meinem Leben noch nie so hart trainiert." Und nach dem späten Comeback im Derby gegen den FC Bayern II (1:3) prompt bei Trainer Daniel Bierofka einen Stammplatz gefordert. Typisch Gebhart, typisch für einen Anführer, der es kaum erwarten kann, das Schicksal seiner Gefolgsleute wieder selbst mit in die Hand zu nehmen. Folgende Aussage – vor dem Bekanntwerden des Saison-Aus’ – von Aaron Berzel liefert davon Zeugnis ab: "Über die Präsenz und Qualität von Gebhart brauchen wir nicht zu sprechen, er hat Bundesliga und Champions League gespielt. Natürlich gibt das Sicherheit. Mich freut es ungemein, dass er jetzt zum Finale der Saison wieder da ist."

Nachdem es nun bekanntlich anders kam, ist die Zukunft des Mittelfeldmannes offen wie nie. "Ich will nicht nochmal Regionalliga spielen, das sage ich klipp und klar", hatte er seine eigene Zukunft an den Aufstieg der Sechzger geknüpft. Und vom Interesse anderer Klubs gesprochen: "Klar liegen andere Angebote vor, aber Sechzig ist der erste Ansprechpartner. Wer mich kennt, der weiß: Ich will meine Ziele mit Sechzig erreichen und alles andere interessiert mich im Moment nicht."

Nach dem erneuten Rückschlag haben sich die Voraussetzungen des anstehenden Vertragspokers verändert: seine eigene Verhandlungsposition, auch das Interesse von höherklassigen Vereinen dürfte womöglich etwas gesunken sein. Für den Kampf um den Aufstieg müssen sich andere Schlüsselfiguren finden. Und für Gebhart ein neuer Vertrag – oder ein neuer Klub. 

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