Rejek und Basha dürfen bleiben - der blaue Friede
München - Beim TSV 1860 gehört es ja zum guten Ton, dass es an der Grünwalder Straße drunter und drüber geht. Sportlich? Die Punkte werden in schöner Regelmäßigkeit an den Gegner abgegeben. Seit dem Bundesliga-Abstieg 2004 taumelten die Löwen bis zum aktuellen, traurigen Höhepunkt der historisch schlechtesten Zweitliga-Saison. Finanziell? Die Geldscheine des Investors Hasan Ismaik wandern zu oft in andere Taschen, wie die des Stadion-Vermieters FC Bayern – und am Ende müssen für die sportliche wie wirtschaftliche Erfolglosigkeit, so die Lehren der vergangenen Jahre, Köpfe der Bosse rollen.
Beirats-Sitzung bis tief in die Nacht
Robert Schäfer, Franz Maget, Florian Hinterberger, Gerhard Mayrhofer, Ulrich Bez – neben dem gängigsten Reflex (Trainer) fielen die verschiedensten Verantwortlichen auf diversen Positionen demjenigen zum Opfer, der zunehmend verzweifelt darauf hofft, sein Investment doch noch irgendwie zu retten: Ismaik, dem jordanischen Kreditgeber. Zuletzt hatte der 39-Jährige öffentlich gefordert, dass die Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha gehen müssen. Vorläufiges Resultat: Sie dürfen bleiben.
Nach einer Sitzung des Beirats der Löwen am Sonntag, die nach AZ-Informationen bis tief in die Nacht dauerte, wurde von den vier Mitgliedern des Gremiums (Präsident Peter Cassalette, Ismaik, dessen Bruder Yahya Abdullah sowie der Verwaltungsrats-Vorsitzende Karl-Christian Bay) im Luxushotel Mandarin Oriental eine denkwürdige Erklärung ausgearbeitet. Darin hat das Quartett seine „Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, in welcher Notlage sich die KGaA sowohl auf als auch abseits des Feldes befindet.“
Die beiden Vereinsvertreter Cassalette und Bay, denen laut Präsident an einem friedlichen Konsens gelegen war, konnten eine Demission von Rejek und Basha jedoch verhindern. Man habe „die Positionen der Geschäftsführung diskutiert und der Beirat hat diese aufgefordert, sich auf die derzeit drängenden Probleme des Klubs zu konzentrieren.“
Rejek und Basha dürfen bleiben - vorerst
Heißt: Weiterarbeiten, trotz Ismaiks Poltern. Der Beirat schreibt aber auch: „Sobald die Rettung von 1860 geschafft worden ist, wird man die Saison analysieren und Entscheidungen für die Zukunft treffen“ – und somit die Posten womöglich umbesetzen. Damit der Nichtabstieg überhaupt erreicht werden kann, unterstrich der Beirat „seine Unterstützung für die Mannschaft und das Trainerteam sowie die Absicht, alles zu tun, um Erfolg auf dem Platz zu erreichen und den Verbleib in der Zweiten Liga zu sichern.“ Auch einen Plan für die kommende Saison haben man vereinbart.
Zwei Sofort-Maßnahmen gab es dennoch zu verkünden: Man werde „eine Arbeitsgruppe einsetzen, welche die derzeitige Situation der KGaA analysiert und Rückschlüsse aus dem ausbleibenden Erfolg der vergangenen Spielzeiten zieht.“ Wer das Controlling der Fußball-Firma übernehmen soll, wurde nicht erklärt. Dafür die Ziele: „Maßnahmen zu ergreifen und notwendige Strukturen einführen, um die Entwicklung der KGaA zu optimieren.“ Anzufangen wäre beispielsweise mit einem echten Finanz-Geschäftsführer, damit der Löwen-Geldbeutel nicht länger extern betreut werden muss. Zweite Maßnahme, wie Cassalette schon vor Veröffentlichung des Schreibens der AZ mitteilte: „Wir werden alles mit Ismaik abstimmen, auch er mit uns.“
Vorwürfe an die Medien
Dazu im Schreiben zu finden: Vorwürfe an die Medien. „Der Beirat bedauert die kontinuierlich negative und inakkurate Medienberichterstattung“, die den Löwen Schaden zufüge. Man hoffe, „dass sich die Medien hinter das Team stellen und ein positives Umfeld schaffen, damit sich dies förderlich auf die Leistung der Mannschaft auswirkt“, der Wunsch ist garniert mit der Empfehlung, „die Webseite des Klubs für offizielle Neuigkeiten und Updates zu Rate zu ziehen.“ Auf AZ-Nachfrage wollte kein Vereinsvertreter zu dieser Botschaft Stellung nehmen. Es sei alles gesagt, hieß es nur.