Reisinger bestätigt: 1860 wird "in Kürze" einen Gorenzel-Nachfolger bekommen
München - Keine Präsidentschafts- oder Verwaltungsratswahl, keine Vertreter der Profis, auch keine Statthalter von Investor Hasan Ismaik vor Ort. Die Mitgliederversammlung des TSV 1860 hätte 2023 ziemlich unspektakulär werden können, hätte der Oberlöwe selbst nicht für einen Höhepunkt gesorgt. 1860-Präsident Robert Reisinger zeigte sich als Vereinsoberhaupt, das überzeugende und kämpferische Worte parat hatte. Die AZ mit den wichtigsten Aussagen seines "Realitätschecks":
Entgegen Presseberichten: Löwen verzeichnen Mitgliederzuwachs
Seine angebliche Amtsmüdigkeit: "Ein Wort in eigener Sache: Ich kann euch versichern: Ich bin nicht amtsmüde. Positiv verrückt vielleicht", stellte Reisinger klar und sorgte für einen Lacher. Zur jüngsten Zurückgezogenheit meinte er: "Ich habe gerade ein sehr zeitintensives Projekt außerhalb Münchens und mit meinen Vizes vereinbart, das Tagesgeschäft vermehrt an sie abzugeben. Ab August wird wieder alles beim Alten sein." Mehr noch: Reisinger wolle eine weitere Amtszeit präsidieren, sollte er gewählt werden.
Sechzigs Mitgliederentwicklung: Hier sprang Vizepräsident Hans Sitzberger ein und stellte klar, dass 1860, kürzlich die 26.000er-Marke erreicht, nicht plötzlich von einem Mitgliederschwund erfasst wurde (Stand Sonntag: 25.261 Mitglieder): "Entgegen mancher Berichterstattung ist die Zahl um 1.792 Mitglieder gestiegen." Sitzberger erklärend zur AZ: "Der 30. Juni ist Stichtag im Jahr, zu diesem Datum werden ausgeschiedene, verzogene und verstorbene Mitglieder herausgerechnet."
Reisinger: "Der Konsolidierungskurs hat dem Profifußball das Überleben gesichert"
Der Konsolidierungskurs: Will der e.V. den Verein bewusst kleinhalten? Reisinger ordnete ein: "Als das Unternehmen von Hasan Ismaik eingestiegen ist, hatten wir 14 Millionen Schulden. Aus heutiger Sicht ein geradezu lächerlicher Betrag. Nun haben wir 70,4 Millionen." Und 22,4 Millionen negatives Eigenkapital. Der Kurs sei alternativlos, wie Insolvenz-Beispiele KFC Uerdingen oder Türkgücü zeigen. Der 59-Jährige weiter: "Vereinfacht: Die Schulden haben sich in den letzten fünf Jahren nicht erhöht, sogar wegen jährlicher Wandlung des Mitgesellschafters in Genussrechte sogar verringert." Reisinger mit einem Seitenhieb in Richtung eines ismaiknahen Blogs: "Der Konsolidierungskurs war in den letzten Jahren ganz klar erfolgreich und hat dem kriselnden Profifußball das Überleben gesichert. Wer was anderes behauptet, hat sich zu wenig mit Materie befasst oder arbeitet ganz bewusst mit Falschaussagen."
Die 50+1-Regel: Reisinger betonte, dass sämtliche Entscheidungen mit Ismaik und dessen Vertretern abgestimmt seien, lediglich bei der Einsetzung der Geschäftsführer Markus Fauser und Michael Scharold sei 50+1 gezogen worden. "50+1 sollte immer nur das letzte Mittel sein." Über ein (baldiges) Treffen verlor Reisinger kein Wort.
Neuer 1860-Sportchef soll bald bekannt gegeben werden
Das Köllner-Aus: "Ich ärgere mich über mich selbst", gab der Oberlöwe zu. Worüber? Über das Festhalten an Trainer Michael Köllner vor der Winterpause, "obwohl mir mein Bauchgefühl etwas anderes gesagt hat." Schöne Grüße an Köllner Richtung Ingolstadt.
Die Sportchef-Besetzung: Große oder kleine Lösung? Reisinger deutet an, dass bald ein neuer Mann kommen werde, ohne Namen zu nennen: "In Kürze wird 1860 wieder einen Sportlichen Leiter von Format haben."
Die Stadionfrage: Reisinger erklärte, dass 1860 im Grünwalder Stadion im Gegensatz zur Allianz Arena "Geld verdient", die Spielstätte aber "nicht wirtschaftlich" sei: Er persönlich wolle das Grünwalder ausbauen, aber "es fehlt "der politische Wille". 1860 sei auch gesprächsbereit wegen eines Neubaus, "aber die Vertreter von Ismaik wollen davon plötzlich gar nicht mehr so viel wissen."