Reise zum Investor: Ein Koffer voller Geschenke
MÜNCHEN Den Schlüssel, den musste Otto Steiner vorher noch übergeben. Ganz wichtig. Seine Freundin, die aus Berlin kommend in München landete, holte ihn bei ihm ab, um überhaupt in die Wohnung zu gelangen. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden der Löwen sind das in diesen Tagen gern gesehene Probleme. Denn kurz nach der Schlüsselübergabe hob um 21.40 Uhr die Emirates-Maschine „EK 52“ in Richtung Dubai ab.
Von dort aus wird die 1860-Delegation, neben Steiner bestehend aus den Aufsichtsratsmitgliedern Klaus Leipold, Robert von Bennigsen, Siegfried Schneider und Hep Monatzeder, mit dem Taxi ins nahe gelegene Abu Dhabi fahren, wo dann Investor Hasan Ismaik wartet. Im Gepäck der Löwen: Viel Gesprächsbereitschaft – und noch mehr Geschenke. „Als Geschenke bringen wir ihm einen bayerischen Löwen, Nymphenburger Porzellan und Spielzeug für seine Kinder mit“, sagte Steiner, „das gehört sich einfach so.“ Ein Koffer voller Geschenke. Dass Steiner dafür neben seinen Exemplar mit Kleidung einen weiteren aufgeben musste, nahm er gerne in Kauf.
Den ganzen Samstag und den Sonntagmorgen werden die Vertreter des TSV in den Gesprächen nun versuchen, die Kooperation zu festigen. Oder wie Steiner es ausdrückt: „Wir wollen den Teamspirit stärken." Zudem werde über die gemeinsamen Ziele gesprochen. „Wir wollen mit ihm den Dreijahresplan besprechen und diesen weiter umsetzen.“ Dieser beinhaltet: Aufstieg in Liga eins. Das Wort wird in den Gesprächen erst einmal der Jordanier haben. „Wir wollen ihn fragen: Was möchte er? Was sind seine Wünsche?“
Sollte der Wunsch darin bestehen, die Löwen mit weiteren Investitionen zu füttern, würden die Aufsichtsratsmitglieder den Raum sicherlich nicht rückwärts verlassen. „Wenn er investieren möchte, müssen wir besprechen, wann das der Fall sein wird und müssen das genaue Prozedere durchsprechen.“
Doch klar, ganz unvorbereitet sind die Löwen freilich nicht aufgebrochen. Dafür ist der Weg schon schlicht undeinfach zu weit. „Wir haben vorher unsere Ziele definiert und sind d'accord, was wir wollen.“ Also, genau wie Ismaik, ein neues Präsidium?
So klar wollte es Steiner, der auf das Amt des Präsidenten schielt, natürlich nicht formulieren, im Gegenteil. Dieter Schneider, der jetzige und unermüdliche Präsident, wurde in die Vorgespräche mit einbezogen. Steiner sagt gar: „Das aktuelle Präsidium ist eine Option für die Zukunft.“
Das wird Hasan Ismaik vor der Präsidentschaftswahl womöglich irritieren – er wünscht sich Steiner als Präsidenten und Siegfried Schneider als Aufsichtsratsboss. Dabei kommt ihm praktischerweise zugute, dass sowohl Steiner als auch Siegfried Schneider mit an Bord sind. So könnte es durchaus sein, dass Ismaik bereits die Konditionen für die Neuwahl besprechen möchte. Und dass er auch Sportchef Florian Hinterberger und Trainer Alexander Schmidt abgelöst sehen möchte, ist ebenfalls kein Geheimnis. Die haben keinen Geschenkekoffer mitgeschickt.