Reiner Maurer: Einer mit Löwenstallgeruch

Das 1860-Umfeld registriert zufrieden, dass Reiner Maurer Nachfolger von Ewald Lienen wird. Dabei hätten die Bosse durchaus eine andere Wahl gehabt: Lothar Matthäus.
MÜNCHEN Sie werden zum Essen gehen, wie man es eben macht als gute Freunde. Heute Mittag wollen Ewald Lienen, 1860-Sportdirektor Miki Stevic und Geschäftsführer Manfred Stoffers bei Tisch über die letzten Formalitäten reden. Danach wird Lienen endgültig frei sein für sein neues Abenteuer in Griechenland. Bei Olympiakos Piräus.
So plötzlich Lienens Abschiedsbegehr nach nur 13 Monaten auch war, so routiniert und unaufgeregt wollen die Löwen die Personalie abwickeln. Als Trennung ohne Nachkarten, ohne böse Worte. Auch nicht in Zwischentönen.
Womöglich ist das die wirkliche Überraschung: Sogar Trainerwechsel laufen bei den Löwen mittlerweile weitgehend geräuscharm ab. Sogar der Nachfolger Lienens steht mit Reiner Maurer schon bereit. Der 50-Jährige ist und bleibt der einzige ernstzunehmende Kandidat.
Dabei ist es nicht so, dass die Sechzger nicht mit anderen Trainern gesprochen hätten. Mit dem Ex-Club-Coach und neuem HSV-Co-Trainer Michael Oenning soll Stevic nach AZ-Informationen telefoniert haben. Auch über den Ex-Bochumer Marcel Koller soll gesprochen worden sein.
Und dann wäre da noch die Sache mit Lothar Matthäus: Zum Rekordnationalspieler soll es einen Kontakt gegeben haben, wobei etwas unklar ist, von wem die Kontaktaufnahme ausging.
Klar, Ex-Bayernstar Matthäus ist immer irgendwie ein Kandidat, wenn ein neuer Trainer gesucht wird. Einen Job bekommen hat er in Deutschland aber noch nie. Doch bei den Löwen gibt es eine Vorgeschichte. Bevor Stevic im Februar 2009 Sportdirektor bei den Löwen wurde, war Matthäus eigentlich sein Favorit. Matthäus wollte kommen. Aber: „Dann hatte Stevic doch Angst, mich als Ex-Bayern zum Lokalrivalen zu holen“, sagte Matthäus vor einem Jahr. Stevic bestätigte in der AZ damals den Vorgang. „Ich habe Lothar gesagt, dass er zu jenem Zeitpunkt nicht vermittelbar war bei 1860 – und dass man mit ihm vielleicht später noch einmal über das Thema sprechen könnte“, sagte Stevic damals.
Gesprochen haben sie wohl, doch auch jetzt scheuen die Löwen das Risiko, ihrem Anhang den Ex-Bayern Matthäus zu präsentieren. Stattdessen wird es in Maurer einer werden, der in Deutschland außer 1860 keinen anderen Klub trainiert hat. Einer, der als verlässlich gilt – und ganz viel Stallgeruch mitbringt. Das kommt im Umfeld gar nicht schlecht an: „Viel wichtiger ist, dass jetzt einer kommt, der den Verein lebt. Reiner verkörpert: einmal Löwe, immer Löwe“, sagt etwa Bernhard Trares, wie Maurer Aufstiegsheld und bis 2006 dessen Co-Trainer.
Auch Kult-Verteidiger Thomas Miller hält viel von Maurer: „Er ist zwar nach außen umgänglich, doch intern ist er knallhart und lebt den Erfolg vor. Maurer ist die Ideallösung, denn so kurz vor Trainingsstart einen zu holen, der den Verein nicht kennt, wäre schlecht. Reiner braucht keine Zeit, um sich einzuleben.“
Und Rekordlöwe Michael Hofmann meint gar: „Bei Sechzig muss man kein großes Trainerprofil haben, hier braucht man Identifikation. Und Reiner Maurer ist zu 100 Prozent 1860.“
M. Plein, F. Cataldo