Reiner Maurer, der Ruhepol bei den Löwen

Während in der 1860-Chefetage erneut die Giftpfeile fliegen, pflegt der bestens gelaunte Trainer Maurer im Trainingslager den Teamgeist: „Ich kümmere mich lediglich um den sportlichen Bereich.”
BELEK - Reiner Maurer war schon häufig in der Türkei, vor allem privat. Ihm gefällt es dort – auch diesmal wieder. Auch, wenn er derzeit am Buffet – im Gegensatz zu privaten Urlauben – besonders aufmerksam sein muss. „Wir bedienen uns hier vom allgemeinen Buffet”, sagt der Löwentrainer, „deshalb werfe ich schon ein Auge darauf, was die Spieler essen. Denn es sind entscheidende Tage hier.”
Klar, er habe schon viele Eindrücke gewonnen, erklärt er. Allesamt sportlicher Natur. Denn eigentlich könnte alles ruhig sein in Belek, fast schon idyllisch. Präsident Dieter Schneider sprach sogar schon davon, dass man sich „gegen einen Platz an der Sonne nicht wehren” würde. Und der Streit mit dem Investor, der gehöre auch der Vergangenheit an.
Dann jedoch kam Geschäftsführer Robert Schäfer – und mit ihm die Neuauflage der internen Führungssticheleien. Schäfer kritisierte das Verhalten des Vereins – und damit indirekt jenes von Klubpräsident Schneider – gegenüber Hasan Ismaik in den letzten sechs Monaten (AZ berichtete). „Wir haben dem Investor ein halbes Jahr gegen sein Schienbein getreten”, sagte er da.
Reiner Maurer jedoch sind derlei Geplänkel herzlich egal. Der Allgäuer, bereits zum zweiten Cheftrainer beim TSV 1860, kennt seine Löwen. Der 51-Jährige ist resistent gegen Zoff – und tatsächlich bester Laune. Egal, ob beim Training oder beim abendlichen Kartenspiel. Maurer ist der Ruhepol. „Ich kümmere mich lediglich um den sportlichen Bereich, das nimmt genug Zeit in Anspruch”, sagt er. Die Streitereien der letzten Monate habe er gar nicht wirklich verfolgt: „Dazu möchte ich mich auch nicht äußern.”
Klar ist jedoch: Eine solche Unruhe, wie sie in der Chefetage herrscht, kann er sich mit seiner Mannschaft nicht erlauben. „Ich pflege einen guten Teamgeist und möchte ein gutes Klima in der Mannschaft haben”, erklärt er. Äußerungen, wie sie Geschäftsführer Schäfer getroffen hat, sind bei ihm unvorstellbar, kritische Worte benutzt er höchstens im Notfall. „Ich bin kein Trainerdiktator und muss meine Autorität nicht zur Schau tragen”, sagt er selbstbewusst. „Ich bin auch keiner, der alles besser weiß. Ich haue nicht auf den Putz und muss meine Leistung nicht ständig hervorheben.”
So muss er, dessen Vertrag mit Saisonende ausläuft, hoffen, dass seine Leistung gewürdigt wird. Noch lassen die Chefs keine Tendenzen über seine Zukunft erkennen. Schäfer und Schneider, da sind sie sich offenbar einig, lassen sich Zeit, viel Zeit sogar. Und trotzdem: Auch dazu äußert sich Maurer in keiner Weise kritisch. Stattdessen sagt er: „Als Trainer geht man als Vorbild voran. Man kann schon sagen, dass die Vorbildfunktion für mich wichtig ist.” Entsprechend stolz ist er auf seine Zuverlässigkeit: „Ich habe etwa in 13 Jahren nicht einmal gefehlt”, sagt er. Auf dem Schulzeugnis hätte er eine gute Kopfnote sicher. Doch reicht das den Bossen? Maurer weiß, dass er unter besonderer Beobachtung steht. Ein schwacher Start in die Rückrunde könnte gefährlich werden für ihn.
Sein Herz hängt jedoch an den Löwen. „Es ist eine tolle Sache, dass ich für 1860 arbeite”, sagt er, „darauf kann ich stolz sein.” Und dann folgt sogar ein Eigenlob. „Wir haben es bravourös gemeistert, in der schwierigen Zeit unsere Leistung zu bringen”, sagt Maurer. Und lächelt.