Reichenberger: "Überwiegend blau - und ich bin lila"

Thomas Reichenberger, Sohn eines Ex-Löwen, managt Osnabrück. Früher spielte er jahrelang in Osnabrücks Angriff. Nun will er 1860 aus der ersten Runde des Pokals werfen  
von  Marco Plein
Spielte jahrelang in Osnabrücks Angriff: Thomas Reichenberger, der Teammanager des VfL.
Spielte jahrelang in Osnabrücks Angriff: Thomas Reichenberger, der Teammanager des VfL.

Thomas Reichenberger, Sohn eines Ex-Löwen, managt Osnabrück. Früher spielte er jahrelang in Osnabrücks Angriff. Nun will er den TSV 1860 aus der ersten Runde des Pokals werfen

AZ: Servus Herr Reichenberger, vor dem Pokalspiel in Osnabrück gibt sich Löwen-Trainer Reiner Maurer kleinlaut und meint, die Chancen stünden 50:50. Muss er sich vor dem VfL fürchten?
THOMAS REICHENBERGER: Ich habe auch schon oft gehört, dass Mannschaften gar nicht gerne in Osnabrück spielen. Das ist ein tolles Kompliment für uns. Natürlich ist 1860 Favorit, aber wir haben in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass wir ein Pokalschreck sind. Es wird sicher kein Zuckerschlecken für die Löwen bei uns. Man kommt halt nicht einfach mal eben nach Osnabrück und gewinnt hier, nein, dafür muss man verdammt viel investieren.

Worauf müssen sich die Löwen denn gefasst machen?
Die Zeiten, in denen es hieß, Außenseiter gehen im Pokal mit Schaum vorm Mund ins Spiel, sind natürlich vorbei. Aber wir haben hier eine Stimmung, die ist einzigartig. Und davon lässt sich die Mannschaft beflügeln. Ich habe das sonst nirgends erlebt, dass eine ganze Stadt zusammenhält, Spieler, Fans, sogar der Bürgermeister ist voll dabei. Einen besonderen Charakter bekommt das Spiel ja auch dadurch, dass 1860 im Februar unsere ewig lange Serie von Flutlichtspielen ohne Niederlage beendete.

Der VfL blieb 42 Mal in Folge ungeschlagen, Hut ab!
Am Anfang war das noch nichts Besonderes. Aber je länger die Serie hielt, desto kultiger wurde sie. Schade, dass sie vorbei ist. Es war aber auch nur eine Frage der Zeit. Jetzt haben wir neue Ziele. Wir wollen wieder in die Zweite Liga, da gehört Osnabrück einfach hin. Aber man sieht aktuell am Beispiel Braunschweig, dass es nicht schlecht ist, wenn man zwei, drei Jahre auf einen Wiederaufstieg hinarbeiten kann. Wir haben eine ganz neue Truppe, und wir haben Zeit.

Sprechen wir über 1860. Ihr Vater Max spielte Ende der 60er Jahre bei den Löwen. Haben Sie deswegen eine besondere Verbindung zum TSV?
Ich habe den Verein natürlich immer mehr als andere verfolgt. Mein Papa hat irre Geschichten erlebt und schwärmte immer von den wilden Ausflügen von Radenkovic. Leider kam er ein paar Jahre zu spät zu den Profis, sonst wäre er sogar Deutscher Meister geworden.

Die Meister-Löwen gelten immer noch als Helden.
Das wäre toll gewesen. Aber auch so hat er viel erlebt. Er spielte übrigens in seinem letzten A-Jugend-Jahr nur in der dritten Mannschaft und war da Stürmer. Eine Saison später war er linker Verteidiger bei den Profis. Tore schießen war wohl nichts für ihn.

Im Gegensatz zu Ihnen. Sie haben 102 Tore in 324 Profispielen erzielt. Haben sich die Löwen denn nie für Sie interessiert?
Sie werden lachen, aber es gab tatsächlich mal Kontakt. Und zwar war das, als ich bei Eintracht Frankfurt spielte, da ging der Wildmoser auf der Tribüne zu meinem Vater und sagte ihm, ich versuche das jetzt mal auf bayrisch nachzumachen: ,Mia woin dai Buam hoam.' Es gab dann auch ein paar Wochen Geplänkel, aber es kam nie dazu.

Ihre Familie hätte sich gewiss Freude. Sind denn alle blau?

Überwiegend blau, ja. Meine Großeltern wohnen ja noch in Unterhaching, früher war unser erstes Urlaubsziel immer München. Und heute bin ich immer noch gerne da. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Oma, also die Mama meiner Mama, schon sehr rot ist. Ich selbst bin seit sieben Jahren in Osnabrück und somit lila. Irgendwie passt das ja ganz gut, eine Mischung aus blau und rot.

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