Ratlose Löwen: "Was sollen wir noch tun?"

Trainer Vitor Pereira hadert mit der unglücklichen Niederlage gegen Kaiserslautern. Der TSV 1860 ist nur noch Fünfzehnter, die Lage wird immer brisanter. "Ich bin tieftraurig", schreibt Hasan Ismaik.
von  Matthias Eicher
Ohne Glück, ohne Punkte: Die Löwen (v.l.) Felix Uduokhai, Michael Liendl und Lumor auf dem Betzenberg.
Ohne Glück, ohne Punkte: Die Löwen (v.l.) Felix Uduokhai, Michael Liendl und Lumor auf dem Betzenberg. © sampics/Augenklick

München - Am Ende war er ratlos. "Wir haben dieses Spiel dominiert, hatten Torchancen, was sollen wir noch tun?", fragte sich Vitor Pereira am Freitag zu später Stunde auf dem Betzenberg. Er fragte sich vergebens, denn das 0:1 beim Abstiegskonkurrenten 1. FC Kaiserslautern ließ sich nicht mehr ändern.

"Schon ein Unentschieden wäre heute ungerecht gewesen", haderte der Löwen-Trainer, trotzdem blieb der Befreiungsschlag den Roten Teufeln vorbehalten. Und Sechzig? Nach der Pleite am 30. Spieltag durch das Eigentor von Christian Gytkjaer und dem dritten sieglosen Spiel in Folge taumeln die Giesinger in Richtung Abgrund – im dritten Jahr in Serie. Unaufhaltsam. Und scheinbar ohnmächtig. Angesichts der unglücklichen Niederlage, zuletzt zweier später Gegentore gegen den VfB Stuttgart und den SV Sandhausen (je 1:1) und dem spielentscheidenden Platzverweis für Sebastian Boenisch gegen Aue (0:3) könnte man schier auf den Gedanken kommen: Hat sich das Schicksal gegen die Löwen verschworen?

Konkurrenz spielt nicht mit

Auch die Konkurrenz setzt Sechzig weiter unter Druck: Nach dem 3:1-Sieg des FC St. Pauli am Freitag gegen Fortuna Düsseldorf holten tags darauf auch Erzgebirge Aue (2:2 gegen Hannover) und Arminia Bielefeld (2:2 in Heidenheim) jeweils einen Punkt. Würzburg legte gestern gegen Nürnberg nach (1:1) und überholte 1860, das nur noch Tabellen-15. ist.

Michael Liendl erkannte: "Wir brauchen nicht immer wieder zu betonen, dass wir genug Qualität haben, sondern müssen unbedingt Spiele gewinnen, um unten raus zu kommen." Mit anderen Worten: Sechzig braucht Siege statt Ausreden.

Der internationale Top-Funktionär Ian Ayre kann ohnehin erst im Sommer wesentlich eingreifen, dem internationalen Top-Trainer Pereira wurden dagegen schon mehrfach die Grenzen aufgezeigt: Er kann seine Vorstellungen den Akteuren durchaus nahelegen, auf dem Rasen umsetzen müssen sie es selbst. Auch am Betzenberg schien es wie verflucht: Man sah mutige Löwen mit viel Ballbesitz (64 Prozent) und deutlicher Ecken-Dominanz (14:4), die in der Defensive lange nicht viel zuließen. Man sah auch torgefährliche Löwen, doch weder Gytkjaer, noch Stefan Aigner und Lumor konnten das Runde im Lauterer Kasten unterbringen.

Ismaik ist "tieftraurig"

Und auch der Geldgeber, zuletzt sichtlich um seine Löwen besorgt, ließ nicht lange auf sich warten. "Ich bin tieftraurig", schrieb Hasan Ismaik bei Facebook, "weil nicht die bessere Mannschaft in Kaiserslautern gewonnen hat." Er könne der Sechzger-Elf "keinen Vorwurf machen, sie hat alles gegeben". Man sei sich nun "der Situation bewusst", so der 39-Jährige in Gedenken an den zurückliegenden, doppelten Abstiegskampf: "Wir hatten in den letzten Jahren schon schwierigere Momente gemeistert." Gleichzeitig betont er: "Wir vertrauen unserer Mannschaft, Vitor Pereira und unseren überragenden Fans. Wir schaffen es nur gemeinsam."

Zwei trainingsfreie Tage haben die Löwen Zeit zur Regeneration. Und auch Zeit, Ratlosigkeit und Trauer zu verdauen. Dabei gelte es, wie Aigner formulierte, "nicht lange über die Niederlage nachzudenken". Man müsse vielmehr "das Ergebnis abschütteln und die positiven Dinge sehen: Die Lockerheit und die Einstellung, mit der wir aufgetreten sind." Wie locker die Löwen am Sonntag gegen Aufstiegskandidat Eintracht Braunschweig sein werden, wo auch noch Abwehrchef Abdoulaye Ba wegen einer Gelb-Sperre fehlt?

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.