Rassismus-Skandal: "Nigger! Schwarzes Schwein!"

Ein großer Schatten liegt auf dem 1:0 gegen Ingolstadt. Ein Spieler erhebt Vorwürfe gegen 1860-Zuschauer. Der Klub entschuldigt sich.
von  Markus Merz

Ein großer Schatten liegt auf dem 1:0 gegen Ingolstadt. Ein Spieler erhebt Vorwürfe gegen 1860-Zuschauer. Der Klub entschuldigt sich

MÜNCHENBobby Wood hätte es hören können. Hat er aber nicht. Die rassistischen Schmährufe eines oder mehrerer Löwen-Fans gegen Danny da Costa vom FC Ingolstadt kamen am Sonntag von der Gegentribüne der Allianz Arena. Aufgefallen sind sie zunächst aber nur da Costa selbst. Alle Spieler des TSV 1860, die zum Zeitpunkt der Schmähungen in der Nähe waren, haben nichts mitbekommen. Sagen sie. Am nächsten dran war der US-Nationalspieler Wood. Der sagte der AZ am Montag: „Ich habe nichts gehört. Der Spieler kam aber zu mir und sagte, dass er von den Zuschauern beleidigt worden war, als er bei einem Einwurf den Ball geholt hat.”

Die Löwen sehen sich mal wieder einem Rassismus-Skandal ausgesetzt, zuletzt wurden bei der Eröffnung des renovierten Grünwalder Stadions drei bekannte Neonazis aus dem Stadion verwiesen. Der Vorfall jetzt wirft Fragen auf. Die AZ beantwortet sie.

Was war passiert? Danny da Costa, der die deutsche und die angolanische Staatsbürgeschaft besitzt, beschuldigt gleich mehrere Fans auf der Gegentribüne, ihn während der zweiten Halbzeit mit Affenlauten und Schmährufen bedacht zu haben: „Sie meinten bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie ’Nigger’ oder ’Schwarzes Schwein’ in meine Richtung rufen zu müssen. Das war natürlich ein Scheißgefühl.” Auch Ingolstadts Schlussmann Ramazan Özcan hat angegeben, von Löwen-Fans beleidigt worden zu sein. Der „Süddeutschen Zeitung” sagte er: „Ich bin auch übelst beschimpft worden. ”

Was passierte danach? Irgendwann hatte da Costa genug und wies Schiedsrichter Florian Meyer darauf hin: „Ich habe ihm gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist.”  Daraufhin informierte Meyer Löwen-Schlussmann Gabor Kiraly und seinen vierten Offiziellen. Dann bat Stadionsprecher Stefan Schneider solche Äußerungen zu unterlassen, was im Stadion jedoch unterging.

Wie wurde der Vorfall öffentlich? In der Mixed Zone nach dem Spiel verlor Danny da Costa kein Wort über die Schmährufe. Erst sein Mitspieler Ralph Gunesch machte mit einem Eintrag auf seiner Facebook-Seite darauf aufmerksam. Er schrieb unter anderem: „Einen dunkelhäutigen Gegenspieler permanent als 'Scheiß N***r', 'Zurück in den Busch' zu beschimpfen und mit Affenlauten zu begleiten, zeigt nur, dass Euer IQ knapp über dem eines verbrannten Toastbrotes liegt. Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.”

Um wieviele Täter handelt es sich? Danny da Costa spricht von „mehreren Fans”, die Löwen sprechen von einer Einzelperson. Diese sei schon während der Partie vom Ordnungsdienst aufgegriffen worden. Der gefasste Zuschauer bekommt vom TSV 1860 ein Stadionverbot ausgesprochen. Zudem erstattete der Verein Anzeige.

Wie reagieren die Löwen? Sportdirektor Florian Hinterberger sprach von einzelnen „Vollidioten”, Stürmer Benny Lauth von einem „Idioten”. Geschäftsführer Robert Schäfer teilte mit: „Jeder Fall dieser Art ist ein Fall zu viel. Personen mit solchem Gedankengut sind keine Löwenfans. Bei diesem Thema haben wir null Toleranz und verurteilen das aufs Schärfste.” Schäfer entschuldigte sich auch bei Danny da Costa sowie Ingolstadts Geschäftsführer Harald Gärtner persönlich.

Droht den Löwen eine Strafe? Auch ohne einen Sonderbericht des Schiedsrichters droht dem TSV 1860 eine Strafe durch den DFB. Der zuständige Kontrollausschuss hat Ermittlungen eingeleitet.

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